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Grappas Gespuer Fuer Schnee

Titel: Grappas Gespuer Fuer Schnee
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Hildegard zwei Eier hervor. Traumfrau Elisabeth, eine schlecht frisierte Proll aus Wattenscheid, schreit: »Igitt, da ist ja Kacke dran!« Und packt die Koffer.
    Die Moderatorin klärt auf und sagt, dass Elisabeth die Koffer gepackt hat. Elisabeth sagt in die Kamera, dass sie die Koffer gepackt hat. Dann der Auftritt des hilfsbereiten Hühnerwirts Hansi: Elisabeth hat die Koffer gepackt! Ich überlegte. Was war wohl mit diesen Koffern? Anscheinend hat Elisabeth sie gepackt.
    Ich zappte weiter. Reklame. Ein dicklicher Engländer mit schiefen Zähnen schmachtet Nessum Dorma. Nichts wie weg.
    Bei einem politischen Magazin hielt ich es eine Weile aus. Finanzkrise und Kinderarbeit in Kolumbien. Beim nächsten Sender geriet ich in die hundertzehnte Ausstrahlung der Dornenvögel.
    Ich machte die Kiste aus und wandte mich dem Kriminalroman eines finnischen Autors zu. Er spielte in einem Sanatorium, in dem ein psychopathischer Mörder wütete. Der Winter war klirrend kalt, die Sonne ging nicht auf und der Irre hatte vor dem Meucheln die Heizung zerstört.
    Es war kurz vor Mitternacht. Die Flasche Wein war leer und ich hundemüde. Ich prüfte mein Handy. Nein, er hatte mich nicht angerufen und auch keine Message geschickt. Warum meldete er sich nicht?
    Ich schimpfte noch eine Weile mit ihm rum, dann mit mir und begann, an meiner geistigen Verfassung zu zweifeln. Mit Selbstgesprächen fängt es ja meistens an, bevor es in der Klapse endet.
    Wie man einem in die Suppe spuckt
    Nagel meldete sich am nächsten Morgen persönlich. Seine Sekretärin habe ihn über meinen Wunsch informiert. Doch für ein Treffen habe er keine Zeit.
    »Nur fünf Minuten am Telefon sind drin«, meinte er.
    »Was fällt Ihnen zu dem Begriff Kokain ein?«
    »Kokain ist eine Droge. In Fachkreisen wird sie auch Schnee genannt«, kam es durch den Telefonhörer.
    »Und was sagt Ihnen die Kombination zwischen Kokain und Rathaus?«
    »Madig sollte lieber vorsichtig sein«, erwiderte Nagel hart.
    »Sie wissen, was er rumerzählt?«
    »Ich kenne alles, was meine politischen Gegner rumposaunen. Besonders die Dinge, die hinter vorgehaltener Hand erzählt werden.«
    »Ihr Parteichef lanciert, dass im Rathaus gekokst wird. Und er lässt Sie dabei nicht aus. Koksen Sie?«
    »Nein. Ich rauche nur ab und zu mal eine Pfeife. Tabak.«
    »Was bezweckt Madig mit solchen Gerüchten?«
    »Können Sie sich das nicht denken, Frau Grappa?«
    »Die Kommunalwahl in einem halben Jahr. Will er Ihren Posten?«
    »Vermutlich. Aber ich trete noch mal an. Das will er verhindern. Dafür habe ich ihm gezeigt, wer von uns im Moment noch den längeren Hebel hat.«
    »Oh, oh, oh, Herr Nagel, ist das etwas für meine zarten Journalistinnenohren?«
    »Sie setzen das schon richtig ein, Frau Grappa.«
    »Und den längeren haben Sie? Sind Sie sich sicher?«
    Er musste lachen. »Ich hab ihm den beruflichen Sarg zugenagelt. Karriereknick vom Feinsten.«
    »Wieso? Hat er den Bombenjob bei den Stadtwerken nicht mehr? Viel Kohle und nichts zu tun.«
    »Damit ist Schluss. Ich habe seine Abteilung wegrationalisiert«, gestand Nagel fröhlich. »Dabei habe ich meine Möglichkeiten als Vorsitzender des Aufsichtsrats schamlos ausgenutzt. Er hat nicht gemerkt, wie der Knoten sich festzog.«
    »Muss er jetzt wieder den Strom ablesen?«, kicherte ich.
    »Über Herrn Madigs künftige Verwendung hat der Vorstand noch nicht entschieden. Aber vielleicht verstehen Sie jetzt besser, warum er mich unmöglich machen will.«
    »Kann er das schaffen?«, fragte ich.
    »Immerhin bereiten die Grünen schon eine entsprechende Anfrage im Rat vor – so hörte ich. Tenor: Ob dem Oberbürgermeister bekannt sei, dass es in seiner unmittelbaren Umgebung Drogenmissbrauch gebe.«
    »Madig schickt also die Grünen vor«, stellte ich fest. »Wird es zu einem offenen Schlagabtausch kommen?«
    »Nein. Auf der letzten Klausurtagung hat mir Madig versichert, dass er voll hinter mir steht«, entgegnete der Oberbürgermeister trocken. »Sozialdemokratische Solidarität. Einer für alle, alle für einen. Schöne Sache, nicht?«
    »Ja, mir kommen die Tränen. Und mehr ist da wirklich nicht dran?«
    »Es gibt amtsinterne Untersuchungen«, antwortete Nagel. »Aber sie sind nicht gegen mich persönlich gerichtet. Ich bin sauber. Obwohl ich oftmals versucht war, mir Madig und diese wunderbare Partei schönzutrinken. Wenn Sie also Alkohol als Droge bezeichnen wollen …«
    »Sicher ist Alkohol eine Droge. Außer den trockenen Weinen aus Italien
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