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Grappa dreht durch

Grappa dreht durch

Titel: Grappa dreht durch
Autoren: Gabriela Wollenhaupt
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und die Wärme eines fast gefüllten Magens, konnte sie sich mental nicht so rasch umstellen.
    »Brokkoli ist ein alter Geschäftspartner von mir«, erklärte
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Zech, »er will diesen Film unbedingt haben. Zuerst hat er ja gedacht, daß ihn Rosemarie Ritzenbaum hat, aber ... Na ja, jetzt steht fest, daß der Film nicht in ihrem Besitz war. Und jetzt kommst nur noch du in Frage!« Er warf ihr einen liebevollstrengen Blick zu.
    Sie wurde bleich. Ihre Augen zeigten erste Angstsymptome. »Ich weiß wirklich nicht, wovon ihr redet.«
    »Betty«, sagte er und lächelte sie verliebt an, »wir wollen dir doch nur helfen. Denk daran, was mit Rosi passiert ist. Möchtest du auch so enden? Auf dem Rücken und erwürgt?«
    »Welches Spiel treibt ihr? Gehört ihr zu Brokkolis Leuten?«
    Sie wurde panisch.
    Jetzt war ich dran. »Betty! Mike und ich meinen es wirklich gut mit dir. Alfons Brokkoli läßt sich nicht erpressen, auch nicht um 50.000 Mark. Also gib uns den Film, dann hast du vor ihm Ruhe.« Ich wußte gar nicht, daß ich so schamlos lügen konnte.
    Betty sprang auf. »Was wollt ihr?« schrie sie. »Wer seid ihr?«
    »Maria und ich arbeiten seit einigen Jahren zusammen. Erinnerst du dich, daß wir etwa zur gleichen Zeit bei >Teleboss< angefangen haben? Meinst du, das war nur Zufall?«
    Sein anschließendes Schweigen erhöhte die Zweideutigkeit seiner Aussage. Betty ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen. Ich goß ihr mit einem mütterlichen Lächeln noch mehr Wein ein. Ich kam mir vor wie die Hexe in »Hänsel und Gretel«, die die armen Kinder füttert, damit sie beim Verspeisen besser munden.
    »Sagt mir erst, woher ihr wißt, daß ich den Film habe!«
    »Das war nicht schwer zu erraten. Frau Masul hatte ihn nicht, sonst hätte sie ihn gegen ihre entführte Tochter eingetauscht. Rosemarie Ritzenbaum ist wegen des Films ermordet worden. Brokkoli wird von einer Frau erpreßt. Wer also könnte diese Erpresserin sein?«
    Betty war meinen Erklärungen interessiert gefolgt. Sie griff hektisch das Glas, verschüttete die Hälfte, versuchte, das Naß mit einer Serviette aufzutupfen. Dann trank sie gierig wie ein
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Tier, das kurz vor dem Verdursten war. Wir ließen sie nicht aus den Augen.
    »Ich habe den Film in meinem Schreibtisch im Büro versteckt«, murmelte sie dann, »dieser Italiener ist vergangene Nacht in meine Wohnung eingebrochen. Danach sah sie aus wie nach einem Bombenangriff.«
    »Warum wollte er nicht zahlen?« fragte ich.
    »Er hat mich wohl nicht so richtig ernst genommen. Dabei wollte ich nur die 50.000 Mark. Aber er hat gesagt, daß er den Film auch so kriegen würde. Ich solle mir alles sehr gut überlegen.«
    »Hat er dich bedroht?« Meine Stimme war von hart auf herzlich umgeschwenkt.
    »Allerdings. Ich dürfte mir meine Todesart selbst aussuchen.«
    »Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«
    »Soll ich einen Erpressungsversuch zugeben? Außerdem brauche ich Geld.«
    »Du hängst da ja in einer schlimmen Geschichte drin«, bedauerte ich sie. »Wenn du willst, helfen wir dir da raus. Vorausgesetzt du erzählst uns alles.«
    Ihre Heiterkeit und jugendliche Frische waren verschwunden. Sie hatte sich gewaltig überschätzt. Ich sah, wie Mike tief durchatmete. Seine Augen signalisierten: Alles läuft prima!
    »Also, schieß los! Wie hast du Kontakt zu Brokkoli aufgenommen?«
    »Ich habe am Telefon gesagt, daß ich eine Kollegin von Masul sei. Sie haben wohl gedacht, daß ich die Ritzenbaum wäre. Auf mich ist zunächst niemand gekommen. Im Betrieb hat niemand gewußt, daß ich mit Masul eine Affäre hatte.«
    »Also ist die Ritzenbaum tot, weil sie sie mit dir verwechselt haben. Wie ernst war deine Beziehung zu Masul?«
    »Anfangs tat er mir leid. Er war ein unglücklicher Mensch. Nachdenklich und sensibel.«
    »Habt ihr zusammen geschlafen?«
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»Natürlich. Aber ... eigentlich brauchte er eher jemanden, mit dem er reden konnte.«
    »Wie ist er an den Film gekommen?«
    »Er hat aus Wüstens Büro ein paar Kassetten mitgenommen. Der bewußte Film war dabei. Eigentlich war alles Zufall.«
    »Was solltest du damit machen?«
    »Ihn der Polizei übergeben. Falls ihm etwas passieren würde.«
    »Warum hat er ihn nicht selbst der Polizei gegeben?« »Er hatte keine Kraft mehr.«
    »Hatte er noch eine andere Beziehung - außer dir?« »Ich glaube nicht. Warum fragt ihr?« »Er soll eine junge Prostituierte gekannt haben, die umgebracht worden ist.« »Was?«
    »Ja. Eine Bekannte seiner
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