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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Bekehrungsversuche durch Kollegen der Sportredaktion und Männern aus meinem Bekanntenkreis hatte ich die Abseitsregel noch immer nicht kapiert und musste nach dem Heimspiel der Schwarz-Gelben am Montagmorgen die Kollegen jedes Mal dumm fragen: Wer hat denn jetzt gewonnen? Und an den Spielern interessierten mich nicht die Sätze, die sie in Interviews absonderten, sondern ausschließlich das attraktive Muskelspiel ihrer jungen Körper auf dem Platz.

Abseits und wieder da
    Der vertraute Anblick des Verlagshauses ließ mein Herz einen Hüpfer tun. Ich fuhr auf den Parkplatz, doch mein Stammplatz war belegt, obwohl mein Nummernschild dort als Reviermarkierung angebracht worden war. Ärger stieg in mir hoch, doch ich pfiff mich zurück. Es hatte ja niemand ahnen können, dass ich heute hier auftauchen würde.
    Ich stellte mich hinter das gegnerische Auto, sodass es nicht wegfahren konnte. Ich musterte die Karre. Es handelte sich um einen jener missgestalteten protzigen Flitzer, die jenseits des Ozeans erfunden worden waren.
    Der Pförtner strahlte mich an. »Die Frau Grappa! Alles wieder klar mit Ihnen?«
    »Unkraut vergeht nicht«, brummte ich und drückte den Aufzugknopf. »Gibt es irgendwas, was ich wissen sollte, bevor ich nach oben fahre?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Wem gehört denn die Corvette, die auf meinem Parkplatz steht?«
    »Dem Herrn Harras.«
    »Anzeigenabteilung? Kurier? Zeitungsbote?«
    »Der ist neu im Sport. Reporter.«
    »Verstehe.« Der Aufzug war da.
    »Ich muss dann mal«, sagte ich zu dem Pförtner. »Schönen Tag noch. Ach ja ... Wenn der Corvette-Typ wegwill – ich hab ihn zugeparkt. Sagen Sie ihm das.«
    »Wird gemacht, Frau Grappa«, grinste er. »Man merkt gleich, dass Sie wieder da sind.«
    Bevor ich nach oben schwebte, sah ich noch, wie der Mann hinter dem Tresen zum Telefonhörer griff – wahrscheinlich um den Corvette-Typen zu warnen.
    Wenigstens meinen Schreibtisch hatte man mir gelassen. Sogar mehr als das: An die Tischkante hatte jemand ein großes Schild mit den Worten Willkommen, Grappa-Baby! geklebt, eine Vase mit Chrysanthemen und ein Teller mit zwei Mandelhörnchen standen neben dem Computer.
    Ich schaute mich um. Warum war noch niemand da? Hatte ich mich in der Uhrzeit vertan? Nein, es war halb elf und um elf Uhr pflegte eine Konferenz stattzufinden. Waren die Redaktionsrituale geändert worden?
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Musik ertönte – und da waren sie alle: vorneweg Peter Jansen, die drei Sekretärinnen Susi, Sara und Stella, der Redaktionsbote Kosmo, die Sportreporter Harry und Mike, die neue Kulturredakteurin, die Volontäre und jede Menge freie Mitarbeiter, von denen einer die Gitarre spielte. Ich war gerührt.
    »Da guckst du, was?«, rief Jansen. »Bleib mal eben stehen und sag ausnahmsweise nichts.«
    Ich nickte und sagte nichts.
    »Eins, zwei, drei!« Jansen fuchtelte mit den Händen und die Gruppe fing an zu singen. Irgendwas mit Willkommen, Grappa und Wir haben dich vermisst. Das Lied gipfelte in der Behauptung Wir freuen uns auf dich; alles zu der bekannten Melodie eines Gassenhauers. Das Sekretärinnen-Trio hatte eine Flasche Sekt mitgebracht und ging mit Gläsern durch die Reihen.
    »Ich danke euch«, meinte ich. »Ich wusste gar nicht, dass ihr mich so lieb habt.«
    »Ich habe allen mit schriftlichen Abmahnungen gedroht, wenn sie den Zauber nicht mitmachen«, grinste Jansen. »Hat geholfen, wie du siehst.«
    »Du hast deine Leute ja voll im Griff. Nur den Kollegen Harras nicht«, wandte ich ein. »Er arbeitet angeblich im Sport.«
    »Oh, hast du ihn schon kennen gelernt?«
    »Nicht direkt. Nur seinen Angeberschlitten. Der steht nämlich auf meinem Parkplatz.«
    »Harras ist auf Dienstreise«, erklärte Jansen. »Er guckt sich mit einer Delegation der Schwarz-Gelben ein paar Stadien an. Das sind die Plätze, auf denen Fußball gespielt wird – um deiner Frage vorzubeugen. Harras ist aber bald wieder zurück. Du musst deine Ungeduld noch etwas zügeln, Grappa-Baby.«
    »Das fällt mir schwer«, meinte ich. »Aber irgendwann werden wir uns schon über den Weg laufen. Soll ich seinen Wagen abschleppen oder gleich verschrotten lassen?«
    »Kennst du keine Polen?«, fragte Jansen. »Das wäre die sauberste Lösung – auch versicherungstechnisch.«
    »Ich setz die Karre bei eBay rein. Startpreis ein Euro«, kündigte ich an. »Harras freut sich bestimmt, wenn er das Geld kriegt.«
    »Ihr werdet euch gut verstehen«,
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