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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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prophezeite mein Chef.
    »Wieso? Ist er knackig, dunkelhaarig und charmant?«
    »Exakt!«
    »Was liest er – außer dem Kicker und auto motor und sport? «
    »Ich hab ihn mal in der Kantine mit einem Roman gesehen. Tolstoi – glaube ich. Schuld und Sühne. «
    »Der hieß aber Dostojewski«,
    »Dann spielt der Tolstoi in der russischen Nationalelf. Es war jedenfalls ein dickes Buch.«
    »Wahrscheinlich sind innen die Seiten so herausgeschnitten, dass in die Vertiefung ein Flachmann reinpasst«, vermutete ich. »Diese Burschen saufen doch wie die Löcher.«
    »Es geht doch nichts über gepflegte Vorurteile«, grinste mein Chef.
    Eine halbe Stunde, ein Mandelhörnchen und ein Glas Sekt später verzog ich mich mit meinen Notizen an meinen Schreibtisch. Endlich herrschte ein bisschen Ruhe.
    Die meisten Kollegen waren unterwegs, um Stoff für ihre Zeilen ranzuschaffen, Sara und Stella diskutierten noch die neuesten Ergebnisse der Schüssler-Salz-Therapie und ihre Auswirkungen auf Susi, die in Jansens Vorzimmer thronte und sich gerade nicht wehren konnte.
    Wenig später vertieften sich die beiden wieder ins Internet, was den Lärmpegel noch weiter senkte. Sara erweiterte ihren Wortschatz gewöhnlich durch Bookworm und Stella loggte sich in ein Forum ein, in dem Frauen daran gehindert werden sollten, sich mit Moslems einzulassen.
    Ich fuhr den Rechner hoch.
    Der erste Satz war immer der wichtigste. Er musste den Leser sofort an der Kehle packen und ihn durch die restlichen hundert Zeilen hetzen.
    Sie ist erst achtzehn Jahre alt und hat das Schlimmste erlebt, was einer Frau zustoßen kann ...
    Ich überlegte. Dass es sich um die Tochter Sauerwalds handelte, würde ich in der Überschrift als Knalleffekt platzieren.
    Sie ist erst achtzehn Jahre alt und hat das Schlimmste erlebt, was einer Frau zustoßen kann: Sie wurde brutal vergewaltigt. Der Täter ist wahrscheinlich derselbe Mann, der seit über zehn Jahren Mädchen und Frauen in Bierstadt und Umgebung überfällt, misshandelt und missbraucht. Jener Mann, der trotz fieberhafter Suche noch nicht gefunden werden konnte. Jener Mann, der bei jedem seiner Opfer eindeutige DNA-Spuren hinterlassen hat.
    Margit Sauerwald, Tochter des Präsidenten des Bundesligisten Schwarz-Gelb 09, beendete gegen 19 Uhr einen Besuch bei ihrer Freundin, die in einem Studentenwohnheim nahe der Bierstädter Universität lebt. Margit Sauerwald begab sich zur Haltestelle, doch der Bus war gerade abgefahren.
    Die junge Frau beschloss, zur nächsten S-Bahn-Haltestelle zu laufen, um von dort aus in die Stadt zu fahren. Es dämmerte schon und es begann zu regnen. Margit Sauerwald schlug den Weg durch einen kleinen Wald ein, um die Strecke zu verkürzen. Plötzlich hörte sie Schritte hinter sich, ein Mann folgte ihr. Ehe sie reagieren konnte, wurde sie gepackt und der Angreifer setzte ihr ein Messer an den Hals. Margit Sauerwald begann zu schreien und sich zu wehren, doch der Mann schlug ihr ins Gesicht und warf sie auf den Boden. Die junge Frau fiel mit dem Kopf gegen einen Baum und wurde bewusstlos. Erst spät in der Nacht wurde sie gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Dort stellten die Ärzte fest, dass sich jemand an dem Mädchen vergangen hatte. Die Polizei konnte genetisches Material sicherstellen, das mit großer Wahrscheinlichkeit vom Täter stammt.

Ein Ball auf der Hüfte
    Margit Sauerwald hatte sich mir im Krankenzimmer anvertraut, im Gegenzug hatte ich ihr verschwiegen, dass ich Journalistin war, und das bescherte mir ein mulmiges Gefühl.
    Ich berichtete Jansen von meinen Gewissensbissen, doch er meinte: »Du stellst dich doch sonst nicht so an.«
    »Ich will diesen Scheißkerl zur Strecke bringen«, kündigte ich an.
    »Grappa! Eine Sonderkommission mit acht Kriminalisten und einem extra eingeflogenen Profiler haben die Fälle nicht geklärt. Und dann kommst du und nimmst dir so was vor ...«
    »Ich sag ja nicht, dass ich die Serienvergewaltigungen aufklären will«, korrigierte ich ihn. »Ich will nur den Typen, der Margit Sauerwald missbraucht hat.«
    »Aber das ist doch derselbe? Oder?«, fragte er.
    »Muss nicht sein«, sagte ich. »Der Ablauf der Tat war anders. Der Serienvergewaltiger stinkt – nach Nikotin und Schweiß. Das sagen alle bisherigen Opfer. Aber der Kerl, der Margit überfallen hat, hatte zuvor Rasierwasser aufgelegt. Er ist nicht derselbe.«
    »Vielleicht hat er sich für das Millionärs-Töchterlein extra parfümiert.«
    »Vergewaltiger rüschen sich für ihre Taten
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