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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Geschäftigkeit der vergangenen Nacht und schaute zum Bett nebenan. Tatsächlich, da lag eine Frau.
    »Pascal!«, sprach ich den Mann mit strenger Stimme an. »Soweit ich mich erinnere, bin ich Privatpatientin mit Einbettzimmer und Chefarztbehandlung.«
    »War ein Notfall«, erklärte der Pfleger. »Armes Ding. Kein Bett mehr frei. Da wollen wir doch mal nicht so sein, oder?«
    Der Gardinenring in seiner Augenbraue blitzte. »Dafür hab ich den Kaffee wieder richtig stark gekocht – extra für Sie, Frau Grappa.«
    Er schob das Tablett auf den Nachttisch und guckte dabei ins benachbarte Bett. Ich konnte aus meiner Position nicht viel erkennen – nur einen blonden, wirren Haarschopf.
    »Was ist denn mit ihr?«, wollte ich wissen.
    »Sie wissen doch, dass ich das nicht sagen darf«, antwortete Pascal. »Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis sie aufwacht. Sie hat die volle Dröhnung gekriegt. Könnten Sie nach einer Schwester klingeln, wenn sie sich rührt?«
    Ob ich auch so bewegungslos im Bett gelegen hatte wie die Frau neben mir? Ich versuchte, mich zu erinnern, doch da war nicht viel vorhanden im Gedächtnis. Nur verschwommene Bilder, zerrissene Töne und verworrene Gefühle. Venedig mit seinen hohen Gassen und den verfallenen Häusern, kühlen Kirchen und schlechten Restaurants. Gondoliere, die weder attraktiv waren noch schwülstige Kanzonen trällerten, Geschäfte mit überhöhten Preisen und patzigem Verkaufspersonal.
    Aber da war auch anderes: Madrigale von Monteverdi, Bilder von Bellini und Tizian und jenes Prickeln beim Anblick eines schwarzhaarigen Machos, der Eissorten erfindet und sie nach meinen Stimmungen benennt. Und dann der Knall, der all das Schöne erst mal beendet hatte.
    Ein Stöhnen riss mich aus meinen Gedanken. In dem anderen Bett tat sich etwas. Ich setzte mich auf und schielte zu dem blonden Haargewirr.
    Die Frau hatte sich aus der Seitenlage herausgedreht und ich konnte ihr Gesicht erkennen.
    Keine Frau, fast ein Kind, dachte ich erschrocken.
    Das Mädchen hatte blutunterlaufene und geschwollene Wangen, einen Riss an der Lippe und Druckstellen am Hals.
    Ich wollte mich gerade abwenden, da bemerkte ich, dass sie die Augen geöffnet hatte und mich ansah.
    »Hallo«, sagte ich, »alles ist gut, machen Sie sich keine Sorgen. Sie sind in Sicherheit.«
    Keine Ahnung, ob sie mich verstand. Ich drückte die Klingel und Schwester Rita meldete sich über die Sprechanlage. Schwester Rita saß vierundzwanzig Stunden lang am anderen Ende der Klingel. Sie hieß natürlich nicht so, sondern informierte die einzelnen Pfleger und Pflegerinnen auf den Stationen über die Wünsche der Patienten. Schwester Rita – das waren mehrere Frauen, die im Schichtdienst in der Telefonzentrale hockten. Ich hatte eine Woche gebraucht, um das rauszukriegen.
    »Zimmer 33. Sagen Sie Pascal auf der Chirurgischen Bescheid«, forderte ich. »Er soll sofort herkommen.«
    Pascal ließ nicht lange auf sich warten, stürzte sofort zu meiner Nachbarin hin, überprüfte den Tropf und nahm ihren Arm.
    Das Mädchen begann zu schreien.
    Pascal erschrak, ließ die Hand der Patientin los. »Ich hol den Arzt«, brach es aus ihm heraus. »Behalten Sie sie im Auge, ja?«
    Seine Gummisohlen quietschten auf dem Kunststoffboden.
    Das Mädchen hatte sich wieder von mir weggedreht. Ein anderes Quietschen auf dem Flur näherte sich, ausgelöst durch mehrere Fußpaare. Ein Arzt, Pascal und eine Schwester polterten ins Zimmer.
    »Sie sind in Sicherheit«, sagte der Arzt zu dem Mädchen. »Sagen Sie uns Ihren Namen? Wie heißen Sie?«
    Aus den Kissen war nichts zu hören.
    »Wer sind Sie?«
    »Sie ist stabil«, stellte die Schwester fest. Sie hatte Blutdruck und Puls überprüft.
    »Sie hat Schmerzen. Geben Sie ihr etwas dagegen«, ordnete der Arzt an. »Und wenn die Kripo wieder anruft, behaupten Sie, dass sie noch schläft. Die rufen jetzt schon alle fünf Minuten hier an.«
    »Das Ergebnis des Abstrichs ist gerade aus dem Labor gekommen«, informierte die Krankenschwester. »Liegt alles in Ihrem Büro, Herr Doktor.«
    »Was hat sie denn?«, fragte ich.
    Erst jetzt nahm mich die Crew zur Kenntnis.
    »Sie wissen, dass wir das nicht sagen dürfen«, wiederholte der Doc die Worte des Pflegers. »Rufen Sie uns bitte, wenn sie irgendwas sagt oder sich ihr Zustand verschlechtert.«
    Ich versicherte ihm, dass er sich voll auf mich verlassen könne.
    Ich wartete, bis alle gegangen waren, aktivierte mein Handy, schlich auf den Flur und rief Jansen
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