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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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als Kompliment gemeint war. Wir vereinbarten, Margit Sauerwalds Namen in dem Artikel über den Überfall nicht zu nennen und erst mal abzuwarten.

Ärzte im Rudel und Fluchtpläne
    Noch vor dem opulenten Klinikfrühstück schlich ich zum Kiosk und klaute mir eine Sonntagszeitung aus dem Stapel, der vor der verschlossenen Tür abgelegt worden war.
    Die Nachtschwester glaubte wahrscheinlich an einen Geist, als ich – die geöffnete Zeitung vor dem Gesicht – den Flur entlangschlurfte. Sie identifizierte mich dann aber doch und fragte perplex, was passiert sei.
    »Die neuesten Fußballergebnisse«, erklärte ich. »Ich habe gestern das Spiel verpasst.«
    »Ach so.«
    Ich verzog mich ins Bett und suchte einen Bericht über den Fall:
    Der seit Jahren gesuchte Serienvergewaltiger hat vermutlich wieder eine Frau überfallen. Die Identität des Opfers ist noch nicht geklärt, die Frau liegt schwer verletzt in einem Bierstädter Krankenhaus.
    Die Polizei vermutet, dass es sich um denselben Täter handelt, der seit 1994 mindestens sechzehn Frauen überfallen und vergewaltigt hat. Dieser Mann soll zwischen 25 und 35 Jahren alt und mittelgroß sein. Leider gibt es sechs verschiedene Beschreibungen und Phantomfotos von ihm, was die Arbeit der Polizei erschwert.
    Der Mann hat sich jedes Mal eine junge Frau ausgesucht, die sich im Umfeld der Universität aufhielt, und sie mit einem Messer bedroht. Da er DNA-Spuren hinterlassen hat, ordneten die Behörden einen der umfangreichsten Speicheltests an, der jemals in der Republik stattgefunden hat: Fast 10.000 junge Männer aus der Umgebung von Bierstadt wurden getestet – ohne Erfolg.
    Auch ein extra aus Großbritannien angereister Profiler von Scotland Yard konnte nicht helfen. Der Brite fand nur heraus, dass sich der Täter in Bierstadt und Umgebung gut auskennen muss. Die Sonderkommission Messer hat nach Monaten der Ruhe jetzt wieder einen neuen Fall zu klären – vielleicht werden die Ermittlungen endlich von Erfolg gekrönt. Wir werden weiter über den Fall berichten.
    Ich war beruhigt. Der Artikel in der Sonntagszeitung enthielt das Übliche, ich würde mit Besserem und Neuem aufwarten können, wenn ich erst mal wieder an meinem Schreibtisch saß.
    Die Tür öffnete sich. Ärzte im Rudel – die Morgenvisite. Mein Bett stand näher zum Eingang, also war ich zuerst dran.
    »Guten Morgen, Frau Grappa. Wie geht es uns denn heute?«, fragte der Chefarzt.
    »Mir geht es blendend. Und Ihnen?«
    »Wenn es den Patienten gut geht, dann ist mir auch wohl.«
    Die Mitglieder seiner Crew lächelten pflichtschuldigst. Jeden Morgen das gleiche Spielchen zwischen mir und dem Doc.
    »Wann werde ich entlassen?«, fragte ich. Auch diese Frage stellte ich, seitdem ich aus dem Koma erwacht war.
    Er schaute auf das Krankenblatt. »Bald ist es so weit. Nur noch ein paar Untersuchungen.«
    Dann wandte sich der Trupp Margit Sauerwald zu. Ich hörte, wie der Chefarzt sie beruhigte und ihr sagte, dass ihre Eltern im Ausland seien, aber den nächsten Flug nach Bierstadt genommen hätten.
    Ich musste mich also beeilen, wenn ich etwas erfahren wollte.

»Ich dachte, ich müsste sterben.«
    Heute war es ein Vorteil, dass der Abend im Krankenhaus so früh begann. Gegen neunzehn Uhr lagen die Patienten sauber, satt und schon ziemlich still in den Betten.
    Gerade wollte ich im Bad verschwinden, als Pascal auf seiner Runde vorbeischaute. Smalltalk, Kissenaufschütteln und Gute-Nacht-Sagen – das war sein abendliches Programm.
    Bei Margit Sauerwald hielt er sich etwas länger auf, schüttete ihr etwas Tee ein und senkte das Bett ab. Er stellte ihr eine Frage, bekam aber keine Antwort und verdrückte sich schließlich, nachdem er das Notlicht eingeschaltet hatte.
    Gesprächig war die junge Frau nicht gerade. Aber warum sollte sie auch munter drauflosplaudern nach einem solchen Erlebnis?
    Ich überlegte, wie ich an Margit Sauerwald herankommen konnte. Das Gespräch von Frau und Frau war keine meiner bevorzugten Übungen, sie brutal auszufragen, gehörte sich nicht. Ich würde – wie so oft – improvisieren müssen.
    Doch zuerst musste ich meine Flucht aus dem Krankenhaus vorbereiten. Ich holte die Alltagsklamotten aus dem Spind und packte mein Nachthemd in die Reisetasche. Die Kleider rochen muffig, es waren dieselben, die ich am Tag meines ›Unfalls‹ getragen hatte. Ich stieg in die Hosen, zog den löchrigen Pullover über, an dem noch Blut klebte, und stellte die Schuhe zurecht.
    Der Zufall kam mir zu
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