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Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Grappa 16 - Rote Karte für Grappa

Titel: Grappa 16 - Rote Karte für Grappa
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ausgehandelt: Das Gerät war tagsüber meist ausgeschaltet, vom Klingelton hatte ich auf Vibrationsalarm umgeschaltet und bei der Visite versteckte ich es.
    Ich schlurfte in den Vorraum, von dem das Bad abging.
    Peter Jansen war noch in der Redaktion.
    »Sie ist gerade aufgewacht«, berichtete ich. »Und rate mal, wie sie heißt.«
    »Grappa! Ich kenne nicht viele Mädchen in dem Alter. Also, sag schon!«
    »Margit Sauerwald.«
    »Sauerwald?« Ich wusste genau, welche Synapsen in Jansens Hirn miteinander eine Verbindung eingingen. »Die Tochter von Marcel Sauerwald! Und die ist überfallen worden?«
    »Scheint so.«
    »Und die Polizei weiß noch nicht, wer sie ist?«
    »Nein. Die Ärzte haben die Kripoleute hinauskomplimentiert. «
    Schweigen am anderen Ende. Jansen überlegte. »Ein Journalist ist auch noch nicht aufgetaucht?«
    »Ich hab keinen gesehen.«
    »Wenn das die Runde macht«, sagte er, »rennen euch die Kollegen die Bude ein.«
    »Verlass dich ganz auf mich«, erwiderte ich. »Ich werde alle vergraulen, die mir die Story klauen wollen.«
    »Story? Du bist krank!«
    »Jetzt nicht mehr. Ich fühle mich topfit.«
    Jansen lachte. »Und was ist mit dem Rezept des Tages und der geplanten Ehefrauen-Serie?«
    Eine Stunde später traf ich mich mit Jansen in der Cafeteria der Klinik. Die Ärzte hatten nach Margit Sauerwald geschaut und kurz mit ihr gesprochen, sie dann aber wieder schlafen lassen.
    »Irgendwie habe ich Probleme mit der Geschichte«, zauderte Jansen. »Es gehört sich nicht, die Notlage eines Menschen auszunutzen und Informationen aus ihm herauszuholen.«
    »Sie kann froh sei, dass sie an uns geraten ist«, sagte ich. »Läge jemand von der Blöd-Zeitung in ihrem Zimmer, hätten die sie längst fotografiert oder versucht, alle Einzelheiten aus ihr herauszuquetschen. Es lebe die bürgerliche Tagespresse mit ihren ethischen Grundsätzen!«
    »Ich wusste gar nicht, dass du das Wort Ethik kennst«, grinste er schief.
    »Mein Wortschatz ist eben umfangreicher, als du glaubst«, entgegnete ich.
    »Ich weiß ja, Grappa, dass du eigentlich eine ganz Sanfte und Liebe bist, die nur zu wenig Chancen hat, das zu zeigen. Ich habe übrigens ein Foto von Margit Sauerwald mitgebracht.« Jansen zog einen Umschlag aus der Tasche. »Dazu noch das ganze Zeugs aus dem Archiv und dem Internet über die vielen Vergewaltigungen. Damit du dich einlesen kannst.«
    »Gib mir mal das Bild.«
    Das Foto zeigte Margit Sauerwald mit ihrem Vater Marcel vor dem Fußballstadion. Vereinspräsident Dr. Marcel Sauerwald mit Tochter Margit (16) auf dem Weg in die VIP-Lounge, war zu lesen. Kein Zweifel, das war das Mädchen aus meinem Zimmer.
    »Von wann ist das Foto?«, fragte ich.
    »Zwei Jahre alt. Die beiden schauten sich damals das UEFA-Cup-Halbfinale an. Ist ja schwer versemmelt worden. War der Anfang der Unglücksserie der Schwarz-Gelben.«
    »Wenn die damals sechzehn war, ist sie jetzt achtzehn«, murmelte ich. »Armes Ding. Sie wird Jahre brauchen, um darüber hinwegzukommen – wie alle Frauen, denen so was passiert. Falls sie überhaupt wieder ein normales Leben führen kann.«
    »Erinnerst du dich an das Elfmeterschießen damals?« Jansen schwelgte in Erinnerungen. »Ging voll in die Hose. Eine Katastrophe war das!«
    »Katastrophe? Ich rede über ein schweres Verbrechen an einem Kind und du hast nichts im Kopf als ein Fußballspiel, an das sich niemand mehr erinnert!«
    »Das glaubst aber nur du«, widersprach er. »Nenne diese Jahreszahl einem schwarz-gelben Fan und beobachte, wie sich sein Gesicht verzerrt.«
    »Ich werde nie kapieren, was alle Welt an Fußball findet«, seufzte ich. »Ganz normale Menschen mutieren am Wochenende zu so genannten Fans, ziehen sich hässliche schwarzgelbe Klamotten an und rasten völlig aus, weil ein Dutzend millionenschwere Idioten einem Ball hinterhersprintet.«
    »Es sind zweiundzwanzig, Grappa«, meinte er mild. »Du hast die gegnerische Mannschaft vergessen. Aber mit dem Rechnen hattest du es ja noch nie.«
    »Ich nehme mir die Freiheit, manche Sachen nicht zu wissen«, entgegnete ich. »Schade, dass ich den Artikel nicht selbst schreiben kann. Meinst du, du schaffst das?«
    »Ich rufe dich sofort an, wenn mir die Worte fehlen«, versprach er. »Aber meine Schilderung wird nur halb so dramatisch sein, wie es deine wäre, und ihr wird jene brisante Mischung aus Fiktion und Realität fehlen, die deine Storys so unverwechselbar machen.«
    Ich hatte keine Lust zu überlegen, ob dieser Satz
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