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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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komisch.« Sie grübelte. »Jetzt wo Sie davon reden … eigentlich hatte Carlotta versprochen, sich um den Wein zu kümmern.«
    »Welchen Wein?«
    »Den Wein für unser Hausfest. Übermorgen. Dann aber ist sie plötzlich gefahren.«
    »Und was ist mit Carmen?«, klopfte ich auf den Busch. »Ist sie Carlottas Tochter?«
    »Carmen? Nein. So heißt ihre Nichte.«
    »Eine schlanke, zierliche, dunkelhaarige Frau mit blassem Teint?«
    Die Nachbarin nickte. »Das ist sie. Das Mädchen ist in Deutschland aufgewachsen. Spricht besser deutsch als spanisch – sagt Carlotta.«
    »Wohnt Carmen auch hier?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Carlotta wohnt allein.«
    »Wissen Sie, wohin Carlotta gefahren ist?«
    »Nein. Aber sie fährt immer nach Spanien. Ich bin davon ausgegangen, dass sie wieder dorthin will.« Ihre Auskünfte kamen wieder bereitwillig.
    »Und wann kommt sie wieder?«
    »Keine Ahnung. Ich habe sie an dem Morgen nur kurz gesehen. Sie wollte wohl nicht länger mit mir schwätzen, weil der Mann dabei war.«
    »Ein Mann?« Endlich wurde die Sache spannend.
    »Ja, da staunen Sie!« Der Ton der Blonden war lebendiger geworden. »Ich hab auch meinen Augen nicht getraut. Carlotta Roja und ein Mann!«
    »Warum ist das so ungewöhnlich?«
    »Sie hat mir immer erzählt, dass sie mit Männern nichts mehr zu tun haben will. Dabei ist sie doch gute zehn Jährchen jünger als ich. Und dann das!«
    »Sah er gut aus?«
    »Allerdings.« Es klang fast beleidigt. »Groß, gut gebaut, dunkelhaarig. Es war ihr wohl peinlich, mir zu begegnen, denn Carlotta war ziemlich einsilbig. Er schien völlig verrückt nach ihr zu sein, denn er hatte ihren Arm umfasst und sich eng an sie gedrückt. Junge Liebe!« In ihrem Lachen war Neid. »Der Typ hätte vom Alter her besser zu Carmen gepasst«, setzte sie noch nach.
    »Hatten die beiden viel Gepäck?«
    »Nein. Das muss wohl schon im Auto gewesen sein. Die beiden sind dann auch gleich losgefahren. Konnten es wohl kaum abwarten, in den Süden zu kommen.«
    »Haben sie ein Taxi benutzt?«
    »Nein. Da stand ein dunkelgrüner Wagen mit spanischem Kennzeichen. Ich hab mich dann doch gewundert, dass der Mann blaue Augen hatte. Richtig eisblau waren die. Blauäugige Spanier – wo gibt's die denn?«

Aufforderung zum Waldspaziergang
    Konnte der Mann in der dunkelgrünen Limousine derselbe sein, der vor dem grauen Haus geparkt hatte? Wenn er es war, wie zum Teufel war er so schnell von Toledo nach Bierstadt gekommen? Ich rechnete nach. Am Donnerstag hatte ich in der Tapa-Bar gesessen und den Mord beobachtet, am Freitagabend war ich zurück nach Deutschland geflogen, Samstag und Sonntag hatte ich mich ausgeruht. Heute, am Montag, hatte mir die Nachbarin erzählt, dass Carlotta gestern von dem blonden Mann abgeholt worden war. Gestern war Sonntag gewesen. Der Fahrer des Autos hatte also von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen Zeit gehabt, die Strecke von Toledo nach Bierstadt zu schaffen.
    Für mich war klar: Carlotta Roja war nicht zu einer romantischen Urlaubsreise mit einem neuen Lover gestartet, nein, sie war in die Hände der Mörder ihrer Nichte Carmen gefallen. Der eiskalte Mann, der das Telefongespräch zwischen Carlotta und mir gestört hatte, hatte zugeschlagen und Carlotta aus dem Verkehr ziehen lassen. Aber warum? Was wussten die beiden Frauen, und für wen war es gefährlich?
    Ich saß zu Hause und grübelte mal wieder vor mich hin, ohne dass ein Ergebnis in Sicht gewesen wäre. Die Stille in meiner Wohnung war für mich ein Genuss. Nur das Schnurren der Katzen war zu hören, die es sich neben mir auf dem Sofa bequem gemacht hatten. Ich kraulte sie geistesabwesend, in meinem Kopf überschlugen sich die Bilder der Ereignisse der letzten Tage.
    Das Telefon läutete. Unwillig schaute ich den Störenfried an, wartete eine Weile, sprang dann vom Sofa und nahm ab.
    »Haben Sie Interesse an einer Exklusivgeschichte?«, fragte eine Männerstimme. Sie war leise und sanft, ohne regionale Färbung.
    »Immer, junger Mann«, entgegnete ich forsch, »schießen Sie los!«
    »Kennen Sie den Cappenberger Wald?«
    »Sicher.«
    »Fahren Sie doch mal hin. Parken Sie in der Nähe des Wildgeheges, steigen Sie aus, gehen Sie etwa hundert Meter nach links und dann in einen Waldweg hinein. Nach etwa 500 Metern gabelt sich der Weg, halten Sie sich rechts und immer geradeaus.«
    »Und? Da steht das Männlein im Walde?«
    »Vertrauen Sie mir. Die Sache lohnt sich für Sie.« Ich glaubte, ihn am Telefon
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