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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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getan, als ob. Liliencron ist da wohl in Panik geraten. Das Foto und den Erpresserbrief haben wir in Liliencrons Hotelsafe gefunden. Er hat vergessen, ihn zu leeren, als er sich aus dem Staub gemacht hat.«
    »Wie dumm von ihm!«
    »Das kann man wohl sagen«, meinte Brinkhoff trocken. »Was wird eigentlich morgen in der Zeitung stehen, Frau Grappa?«
    »Eine interessante Geschichte«, kündigte ich an, »ohne die beiden Koffer – ganz wie Sie es sich gewünscht haben!« Der Groll kroch wieder in mir hoch.
    »Das verzeihen Sie mir wohl nie?«
    »Nein. Es sei denn, Sie sagen mir, wo ich den Wolf finde«, versuchte ich einen Deal.
    »Also gut«, seufzte Brinkhoff. »Wir haben ihn gehen lassen. Dafür hat er dem Verfassungsschutz und dem BKA alle Informationen über das Kartell gegeben. Die Beteiligten werden in den nächsten Tagen Besuch erhalten.«
    »Das glaube ich nicht«, entfuhr es mir, »der Geheimdienst hat ihn umbringen lassen, weil er zu viel weiß. So wird ein Schuh daraus!«
    »Sie sehen zu viel fern«, behauptete Brinkhoff, »wir leben schließlich nicht in einer Bananenrepublik.«
    »Ach ja?«

Rockys Nebenjob
    Rockys Gesundheitszustand hatte sich gebessert. Er trug zwar noch einen Verband um den Kopf, seine Gesichtsfarbe jedoch war rosig, und er saß aufrecht in den Kissen.
    »Hallo, kleiner Bruder«, begrüßte ich ihn mit einem Kuss auf die Wange, »die Schwestern beschweren sich schon, dass du zu heftig mit ihnen flirtest. Wie fühlst du dich?«
    » No problema. Alle sind total gut drauf hier.«
    »Ich hab schon gedacht, sie hätten dich umgelegt«, bekannte ich, »mir wurde ganz schlecht bei dem Gedanken. Auch wenn du nicht gerade eine große Hilfe für mich warst und unser Blatt viel Geld gekostet hast, hätte es mir doch ziemlich leidgetan. Besonders für deine Mutter.« Warum fiel es mir immer so schwer, etwas Nettes zu sagen?
    »Der Polizist war auch schon hier«, berichtete Rocky, »Herr Brinkhoff. Er will mir helfen, einen Job bei der Polizei zu kriegen. Als Gegenleistung.«
    »Was meinst du mit ›Gegenleistung‹?«
    Rocky wurde verlegen. »Ich wollte es dir ja schon von Anfang an sagen.«
    »Was?«
    »Bist du auch nicht sauer auf mich?«
    »Das kann ich erst sagen, wenn ich's weiß!«
    »Ich hab dem Bullen ein paar Sachen erzählt. Er hat mich … na ja, er hatte deine Anzeige gelesen. Dann rief er mich plötzlich an. Er meinte, ich sollte mich auf das Inserat melden.«
    »Du hast mich ausspioniert?«, brüllte ich.
    »Ich hab von Spanien aus nur ein paarmal bei ihm angerufen.«
    Mir fiel das Telefongespräch wieder ein, dass ich zufällig mitbekommen hatte. »Das darf doch nicht wahr sein, du verdammter Mistkerl!«
    »Er hat gesagt, dass er nur will, dass dir nichts passiert!« Rockys Gesicht war hochrot gefärbt.
    »Herzlichen Dank!«, höhnte ich. »Warum glauben nur immer alle, dass sie auf mich aufpassen müssen?«
    »Tut mir leid«, kam es zerknirscht.
    »Schönen Tag noch«, zischte ich, »und viel Spaß bei deiner Karriere als Polizist!«
    Das Krankenhauspflegepersonal zuckte zusammen, als ich die Tür ins Schloss schubste.
    Der Tag war für mich gelaufen. Abends köpfte ich eine Flasche Chianti, dann ließ ich mir von einem besseren Pizzaservice Antipasti, Salat und Lasagne heranschleppen. Gutes Essen verscheucht normalerweise meine schönsten Depressionen. Doch heute Abend wollte das nicht so richtig klappen. Ich dachte an Lidor und beneidete ihn. Er nahm auf niemanden Rücksicht, schlich als einsamer Wolf durch die Welt, nur sich und seinem Gewissen verpflichtet. Gejagt, aber trotzdem frei. Ein Verbrecher, aber gebildet, kultiviert und ehrenhaft.
    Ich hatte die Flasche halb geleert, als das Telefon läutete.
    »Ich wollte mich nur von Ihnen verabschieden«, sagte Max Lidor, »und mich bei Ihnen bedanken …«
    »Ich habe gerade an Sie gedacht!«, rief ich in die Muschel. »Wo sind Sie?«
    »Ich bin frei. Aber das wissen Sie sicher schon. Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht gut«, antwortete ich wahrheitsgemäß, »meine Zeitung hat mit den Behörden einen Deal gemacht. Ich durfte kein einziges Wort über die Sachertorte schreiben, sondern musste mich auf die Betrügereien beschränken. Warum hat die Polizei Sie laufen lassen?«
    »Ich habe mit den Behörden zusammengearbeitet«, erklärte Lidor, »in den nächsten Wochen wird es zu Rücktritten und Festnahmen in Behörden und Ministerien kommen. Das Kartell ist so gut wie vernichtet. Doch der weltweite Schmuggel mit Atommaterial wird
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