Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
Ergebnis, das gegen Null tendiert. Die Polizei und die Politik würden Max Lidor zum Sündenbock abstempeln, würden versuchen, ihm alles in die Schuhe zu schieben. Die Beteiligung eines BKA-Ermittlers am Deal mit Atommaterial würde das Vertrauen des Volkes in die Sauberkeit der Ordnungsbehörden schwer erschüttern.
    Ich überlegte. Es musste doch eine Möglichkeit geben, der geballten Ordnungs- und Staatsmacht ein Schnippchen zu schlagen!
    Brinkhoff war nicht besonders begeistert, dass ich mich mit ihm treffen wollte, murmelte etwas von Schwierigkeiten, die er bekommen würde.
    »Dann treffen wir uns in meiner Wohnung«, schlug ich vor. »Da sieht uns niemand.«
    Als der Hauptkommissar klingelte, war ich wieder einigermaßen munter.
    »Es hat bereits erste Vernehmungen gegeben«, berichtete er. »Liliencron behauptet, den Koffer mit dem Sprengstoff bei sich gehabt zu haben. Er habe dem Wolf das Plutonium abjagen wollen, um die Welt zu retten.«
    »Und wie hat er den Sprengstoff erklärt?«
    »Als legitimes Mittel, um einen international gesuchten Verbrecher zu eliminieren.«
    »Und warum hat mich Lidor vor diesem Koffer gewarnt?«
    »Intuition. Er hat wohl damit gerechnet, dass Liliencron ihn reinlegen wollte.«
    »Und was passiert jetzt?«
    »Liliencron ist wieder frei. Lidor wird heute dem Haftrichter vorgeführt.«
    »Sie haben den Typen laufen lassen?«, schrie ich empört.
    Brinkhoff zuckte zusammen. »Anordnung von oben«, meinte er dann.
    »Und was wird Lidor vorgeworfen?«
    »Mord, Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung.«
    »Welchen Mord?«
    »Lasotta, Wurbs und Stäubli. Vielleicht auch Carmen und Carlotta Roja.«
    »Blödsinn«, wandte ich ein, »ich habe Carmen Roja selbst aus dem dritten Stock eines Hauses fallen sehen. Lidor parkte genau um diese Zeit vor dem Haus.«
    »Dann können Sie ihn ja entlasten«, sagte Brinkhoff. Es klang nicht besonders interessiert. »Wir haben in Lidors Hotelzimmer übrigens eine Waffe gefunden. Die ballistische Untersuchung hat ergeben, dass Stäubli mit ihr umgebracht worden ist.«
    »Ich weiß. Stäubli ist von Lidor in Notwehr umgebracht worden. Ich war dabei und habe mit ihm zusammen die Leiche in den Rombergpark geschafft.«
    Brinkhoff sah mich erstaunt an. Ich erzählte ihm von dem Vorfall im Hotel.
    »Na gut«, räumte Brinkhoff ein, »dann wäre er in diesem Punkt entlastet. Bleiben noch die Morde an Lasotta und Wurbs. Und natürlich der Mordversuch an Ihnen.«
    »Und was ist mit Liliencrons Waffe? Haben Sie die auch untersucht?«
    »Was meinen Sie? Wir haben keine Waffe bei ihm gefunden!«
    Ich griff mir an den Kopf. Ich hatte Liliencrons Ballermann noch immer in meiner Handtasche! »Moment.« Ich sprang auf und holte meine Tasche aus dem Hur.
    »Da!« In meiner Hand lag der Revolver, den Liliencron beim Stolpern über den Koffer verloren hatte. »Diesen Revolver hat Ihr Kollege gestern Nacht aus der Jacke gezogen und auf mich gerichtet!«
    »Das sagen Sie erst jetzt?«
    »Ich habs einfach vergessen.«
    Zwei Stunden später lag das Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung vor. Die Kugel, die auf mich abgefeuert worden war, stammte aus Liliencrons Waffe.
    Als zwei Kripobeamte ihren BKA-Kollegen in dessen Hotelzimmer festnehmen wollten, fanden sie nur ein Zimmermädchen vor, das den Raum feudelte.

Übergeordnete Interessen in einer Bananenrepublik
    Liliencron blieb verschwunden, Max Lidor saß noch immer in Untersuchungshaft. Ich hatte nicht das Gefühl, dass die Behörden großes Interesse daran hatten, die Morde aufzuklären. Wenigstens erhielt ich eine Besuchserlaubnis für den Wolf.
    Eine Woche lang war er nun schon im Knast. Vor meinem geistigen Auge sah ich ihn in einer dunklen Zelle bei Brot und Wasser schmachten. Ich hatte oft genug über die Zustände in Gefängnissen berichtet, um zu wissen, dass das Bild natürlich nicht stimmte.
    Ich musste meine Handtasche an der Pforte lassen und wurde nach Waffen durchsucht. Dann führte mich ein Mann, dessen Berufsbezeichnung Justizvollzugsbeamter war, in einen Raum. »Warten Sie bitte!«
    Ich tat es. Nach zehn Minuten wurde ich unruhig. Nach weiteren fünf betrat der Gefängniswärter das Zimmer. »Entschuldigen Sie«, stammelte er, »aber der Häftling ist heute Morgen verlegt worden.«
    »Wie bitte?«
    »Es sollen weitere Vernehmungen stattfinden. Er ist jetzt in der JVA Wiesbaden. Das Bundeskriminalamt hat den Fall übernommen.«
    Schade, dachte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher