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Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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ich, ich hätte noch gern mit ihm gesprochen. Vielleicht würden wir uns während seines Prozesses wiedersehen.
    In der Redaktion beriet ich mit Jansen, wie die Story noch zu retten sei.
    »Wir lassen die Plutoniumsache fallen und beschränken uns auf den Bluff mit den angeblichen 250 Lkw«, schlug er vor. »Dann decken wir auf, wem die Firma Sotrans gehört. Betrug kommt auf jeden Fall dabei heraus. Lasotta und seine Frau haben seit Jahren mit diesem Trick Gelder in die eigene Tasche abgezweigt.«
    »Es fehlt die politische Dimension«, maulte ich, »es werden Geschäfte mit Nuklearmaterial gemacht, und unsere Regierung ist machtlos dagegen. Früher hat sich das organisierte Verbrechen mit Alkohol- und Drogenschmuggel abgegeben – heute kann sich jeder durchgeknallte Diktator bei denselben Leuten eine Bombe bestellen, um die halbe Welt wegzupusten.«
    »Du hast ja recht«, räumte Jansen ein, »aber wir haben als Journalisten auch Verantwortung. Was passiert, wenn wir unseren Lesern erzählen, wie einfach es heutzutage ist, sich hochgiftiges Plutonium zu beschaffen? Das führt zur Hysterie!«
    »Oder es führt dazu, dass das Teufelszeug entsprechend bewacht und nicht in der Welt verschoben wird!«
    »Grappa, du bist naiv!«, attestierte Jansen. »Solange es das Zeug gibt, werden auch immer Leute da sein, die es haben wollen. Die Geister, die wir gerufen haben, werden wir nicht mehr so einfach los …«
    »Schön gesprochen.« Ich hatte verloren. »Es gibt Argumente, die knüppeln alles nieder. Besonders das Märchen von der Verantwortung der Journalisten. Komisch, dass uns das immer dann einfällt, wenn uns der Mut fehlt, uns mit den Mächtigen im Staat richtig anzulegen! Unterdrückte Nachrichten sind schlimmer als Nachrichten, die jemanden beunruhigen könnten. Vor Journalisten Angst haben, müssen nur die, die Grund dazu haben!«
    »Nimm's nicht so schwer, Grappa! Du bleibst trotzdem die Größte.« Jetzt zog Jansen sein Tröstungsprogramm ab. »Dafür habe ich noch ein wunderschönes Geschenk für dich!«
    »Und was sollte das sein?«
    »Du erinnerst dich doch an den stillen Teilhaber bei Sotrans? «
    »Und?«
    »Ich weiß jetzt seinen Namen. Er heißt Liliencron.« Zwei Stunden später hatte ich die stark entschärfte Fassung meiner Geschichte fertig:
    Betrüger-Trio schaufelt Millionen in eigene Tasche – Flüchtiger BKA-Beamter in Straftaten verwickelt.
    Im Text vermied ich es, auf die Morde an Lasotta und Wurbs einzugehen, auch El Lobo erwähnte ich nicht mehr. Warum nur hatte er Lasotta umgebracht, wer hatte ihm den Auftrag dazu gegeben? Und was war mit dem armen Willi Wurbs?
    Von den fünf Toten – Carmen, Carlotta, Willi, Lasotta und Stäubli – konnte ich nur drei einem Mörder zuordnen. Carmen ging auf Stäublis Konto, Lasotta und Stäubli hatte der Wolf auf dem Gewissen. Fehlten noch Wurbs und Carlotta.
    Ich stellte mir das Telefon zurecht und drückte die Ziffern.
    »Justizvollzugsanstalt Wiesbaden«, meldete sich eine Frauenstimme. Ich fragte nach der voraussichtlichen Ankunftszeit des Häftlings Max Lidor, der aus der JVA Bierstadt nach Wiesbaden verlegt worden war.
    »Wir erwarten heute keine Überführung aus Bierstadt«, lautete die lapidare Antwort.
    Ich drückte erneut ein paar Tasten.
    »Hallo, Herr Brinkhoff«, flötete ich, »was ist das schon wieder für ein mieser Trick? Warum haben Sie Lidor wegbringen lassen und wohin?«
    »Weitere Vernehmungen. Mehr kann ich nicht sagen.«
    »Daran glaube ich nicht.«
    »Das ist Ihr Problem.« Sehr freundlich war der Hauptkommissar nicht, er hielt mich wohl für eine Nervensäge. Doch auf solche Empfindlichkeiten hatte ich noch nie Rücksicht genommen.
    »Und wie kommt es, dass die JVA in Wiesbaden nichts von einem Untersuchungsgefangenen weiß?«
    »Nachrichtensperre.«
    Es hatte keinen Sinn. »Und Liliencron?«, wechselte ich das Thema. »Haben Sie eine Spur?«
    »Nein, noch nicht. Wir wissen aber inzwischen, dass er Ihren Kollegen auf dem Gewissen hat, diesen Wurbs.«
    »Erzählen Sie!«
    »Erinnern Sie sich an den Film mit dem falschen Zeugen? Dieser Zeuge war Urs Stäubli. Er sollte sich an Wurbs heranmachen, um an ein Foto des Wolfes zu kommen. Zu selben Zeit hatte Wurbs aus seinem Fotoarchiv alle Bilder von Lasotta herausgesucht. Auf einem Foto waren Lasotta und Liliencron zusammen abgebildet. Mit diesem Foto hat Wurbs versucht, Liliencron um ein paar Tausender zu erleichtern. Wurbs wusste zwar nicht genau, um was es ging, doch er hat so
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