Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Grappa 06 - Grappa und der Wolf

Titel: Grappa 06 - Grappa und der Wolf
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
dadurch nicht aufhören, solange die Nachfrage besteht. Andere werden kommen und neue Kartelle gründen.«
    »Das erinnert mich an die Hydra in der griechischen Sage. Man kann ihr noch so oft den Kopf abschlagen, er wächst immer wieder nach. Was werden Sie jetzt tun?«
    »Ein neuer Auftrag führt mich ins Ausland.«
    »Sie arbeiten noch immer in Ihrem Job?«
    »Sicher. Ich liebe meinen Beruf. Schockiert?«
    »Nicht besonders. Ich liebe meinen Beruf schließlich auch. Trotz allem. Darf ich Sie noch etwas fragen?«
    »Gern.«
    »In wessen Auftrag haben Sie Lasotta umgebracht?«
    »Seine Frau war meine Auftraggeberin. Angeblich wollte sie ihn loswerden, weil er sie betrogen hat. Das war aber nicht die Wahrheit. Lasotta wollte aussteigen. Die Sache mit dem Plutonium war ihm zu heiß.«
    »Die eigene Frau?«
    »Das Kartell hat sie unter Druck gesetzt. Außerdem – Frauen sind keine bessere Menschen«, lachte Lidor. »Sonst noch Fragen? Ich bin etwas in Eile. Meine Maschine geht gleich.«
    »Warum haben Sie gegen das Kartell gearbeitet?«
    »Bei einer Atombombe hört der Spaß auf. Außerdem hasse ich es, belogen zu werden. Jeder, der mich engagiert, weiß, dass er mir über die wahren Gründe für seinen Auftrag die Wahrheit sagen muss. Das gilt auch für Frau Lasotta.«
    »Was ist mit Carlotta Roja passiert?«
    »Ihre Buchführung ist exzellent. Carlotta Roja lebt. In meinem Haus in den Sierra de Gredos. Ich selbst habe sie dorthin gebracht. Sie konnte mir wertvolle Informationen geben.«
    »Das freut mich. Wenigstens eine, die es geschafft hat, unbeschadet aus der Sache rauszukommen! Wo werden Sie hinfliegen?«
    »Nach Rom. Ich bedanke mich für Ihre Hilfe, Frau Grappa. Es war eine Freude für mich, mit Ihnen zu telefonieren und Sie kennenzulernen. Wenn Sie mal meine Dienste benötigen …«
    »Um Gottes willen«, lachte ich, »bisher habe ich meine Feinde noch selbst in den Griff bekommen. Ein paar Intrigen hier oder ein paar spitze Bemerkungen da … ich setze eher auf psychische Gewalt. Die hinterlässt keine abgeschnittenen Ohren, sondern hübsch geknickte Seelen.«
    »Und ich dachte schon, Sie hätten überhaupt keine niederen Triebe! Falls es trotzdem einmal nötig sein sollte, geben Sie ein Inserat in der spanischen Zeitung El Pais auf. Ich lese sie regelmäßig.«
    »Und was soll in diesem Inserat stehen?«, machte ich das Spiel mit.
    »Grappa sucht Wolf«, schlug der Wolf vor.
    »Werde ich über Ihren nächsten Auftrag etwas in der Presse lesen?«
    »Mit Sicherheit. Also – leben Sie wohl! Und danke für alles.« Das Gespräch war beendet.

Unfehlbar
    Liliencron wurde ein paar Tage später in der Schweiz festgenommen, als er in Genf gerade sein Nummernkonto plündern wollte. Ich nahm diese Nachricht mit zurückhaltendem Interesse auf, verfasste einen kleinen Zweispalter für unser Blatt. Flüchtiger BKA-Betrüger in der Schweiz gefasst lautete die Titelzeile.
    Mit Rocky hatte ich mich wieder versöhnt. Er hatte es geschafft, an einer Polizeischule angenommen zu werden. Luise Lasotta saß in Untersuchungshaft – wegen Betruges und Anstiftung zum Mord – und wartete auf ihren Prozess. Leopold von Hohenschwanstein war von meinem Kollegen Amadeus Viep adoptiert worden. Er konnte es einfach nicht lassen, Gutes zu tun.
    Ich dachte oft an El Lobo. Er war zwar ein Mörder und verdiente Verachtung, doch er betrieb seinen Job auf hohem Niveau. Meine Schwäche für Profis aller Art war nun mal ausgeprägt. Ich ertappte mich dabei, wie ich in den überregionalen Blättern die Berichte über Katastrophen, Morde und Anschläge genau studierte. Doch nirgendwo fand ich ein Indiz dafür, dass El Lobo seine Hand im Spiel hatte.
    Bis zu diesem Tag. Ich blätterte in einem politischen Magazin. Gerade wollte ich es gelangweilt beiseitelegen, als mein Blick auf ein Foto fiel. Papst Johannes Paul der Zweite, der unfehlbare Kopf der katholischen Kirche, empfing ein paar Bischöfe aus der Dritten Welt. Neben dem milde lächelnden Polen mit den großen Ohren standen zwei Männer, die wohl der Begrüßungsdelegation des Vatikans angehörten. Beide trugen die Berufskleidung von Patern – lange, schmale dunkle Gewänder.
    Der Geistliche, der links vom Heiligen Vater stand, war Max Lidor. Jetzt wusste ich, was El Lobo in Rom zu erledigen hatte!
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher