Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gralszauber

Titel: Gralszauber
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Arbeit für dich. Konntest
du dich ein wenig erholen?«
»Ja«, log Dulac.
»Gut«, sagte Artus. »Ich möchte, dass du deine alte Tätigkeit wieder aufnimmst.«
»Meine alte Arbeit?«, fragte Dulac überrascht. »Davon
wird Tander nicht erbaut sein.« Innerlich jubilierte er allerdings. Artus’ Worte bedeuteten nicht mehr und nicht
weniger, als dass er einen großen Teil seiner Zeit in Artus’
unmittelbarer Nähe verbringen würde – und damit natürlich auch in Gwinneths.
»Hast du Angst vor ihm?«, fragte Artus.
Dulac zuckte nur mit den Schultern, was Artus aber als
Antwort vollkommen zu genügen schien, denn er runzelte
verärgert die Stirn. »Du wirst mich sofort unterrichten,
wenn er irgendetwas tut, was dich bei deiner Arbeit behindert«, sagte er. »Und du wirst mich ebenso unterrichten,
wenn er dich prügelt.«
Er sprach nicht weiter, sondern runzelte plötzlich die
Stirn und starrte mit nachdenklichem Gesicht einen Punkt
irgendwo hinter Dulac an. Verwirrt drehte Dulac sich halb
herum, um in dieselbe Richtung zu sehen, konnte aber
nichts Außergewöhnliches entdecken. Hinter ihm befand
sich die große Tafel mit ihren fast sechzig Stühlen, mehr
nicht. Erst dann fiel ihm auf, dass er unmittelbar neben
dem Stuhl stand, auf dem Artus normalerweise Platz
nahm. Oder anders ausgedrückt: direkt hinter dem Stuhl,
den Artus dem Silbernen Ritter angeboten hatte.
Aber das war sicher nur ein Zufall.
Artus räusperte sich, um Dulacs Aufmerksamkeit wieder
auf sich zu ziehen, und fuhr fort: »Ich habe für heute
Abend eine Versammlung aller Ritter einberufen, um etwas Wichtiges zu verkünden. Ich möchte, dass du uns
Speis und Trank servierst, wie du es früher getan hast. Ich
weiß, dass es viel Arbeit für einen allein ist, aber ich traue
Tander nicht. Und auch nicht diesem Jungen, den er als
Gehilfen eingestellt hat.«
Und damit hast du nur zu Recht, dachte Dulac. Vielleicht war jetzt der Moment gekommen, Artus zu sagen,
was er wirklich über Evan wusste, aber er zögerte. Wenn
er Artus von Evans Verrat unterrichtete, kam das dem Todesurteil für Evan gleich.
»Ich schaffe das schon, Herr«, versicherte er.
»Das ist gut«, antwortete Artus. Nichts anderes schien er
erwartet zu haben. »Was ich meinen Rittern zu sagen habe, ist nur für ihre Ohren bestimmt. Jetzt geh und sage
meinem diebischen Küchenmeister, dass ich dich für den
Rest des Tages von allen Arbeiten befreit habe, damit du
heute Abend ausgeruht und bei Kräften bist. Ich erwarte
dich in einer halben Stunde vor der Tür zur Schatzkammer.«
»Der … Schatzkammer?«
Artus lächelte knapp. »Da ist noch etwas, was ich von
dir will, Junge«, sagte er. »Doch nun geh. Ich muss über
Verschiedenes nachdenken. Sei pünktlich. Und achte darauf, dass dich niemand sieht.«
    Dulac verzichtete darauf, Tander von Artus’ Befehl in
Kenntnis zu setzen, weil das nur wieder zu endlosen Diskussionen und Zornesausbrüchen geführt hätte. Darüber
hinaus vermutete er zu Recht, dass Tander im Moment
ganz froh war, ihn nicht zu sehen.
    Er machte sich überpünktlich auf den Weg zur Schatzkammer, die sich im Kellergeschoss des Turmes befand
und nur aus einem winzigen Raum bestand, der kaum groß
genug war, um sich bequem darin umdrehen zu können.
Dulac war nicht das erste Mal hier. Umso erstaunter war
er, als er das massive Schloss sah, das vor der Tür aus
schweren Eichenbohlen hing.
    Beides war neu. Als er das letzte Mal hier gewesen war
– was mindestens ein halbes Jahr her sein musste, wenn
nicht länger, hatte die Tür aus morschen Brettern bestanden und das Schloss hatte diesen Namen nicht einmal verdient. Jetzt war beides neu und beides äußerst massiv. Er
war ziemlich verwirrt. Es war kein Zufall, dass Artus’
Schatzkammer so schlecht gesichert war. Niemand musste
in Camelot Angst vor Dieben haben und darüber hinaus
war die Schatzkammer ohnehin meistens so gut wie leer;
Camelot hatte nie über große Schätze verfügt und wozu
auch?
    Dulac wartete bis zu der verabredeten Zeit, eine weitere
Viertelstunde und dann noch eine. Artus erschien nicht
und Dulac begann sich zu wundern, dann zu sorgen, denn
Artus war normalerweise ein sehr zuverlässiger Mann, der
eher zu früh kam als zu spät. Er überlegte, ob er hinaufgehen und nach ihm suchen sollte, besann sich dann aber im
letzten Moment darauf, wer er war; nämlich ein einfacher
Küchenjunge und Artus der König. Er konnte ihn den ganzen Tag hier unten warten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher