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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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hier irgendwo in der Gegend als praktischer Arzt niederzulassen. Das hätte nie funktioniert, wenn die Sache mit Arnold Plessow an die Öffentlichkeit gedrungen wäre.«
    »Was beschlossen Sie also zu tun?«
    »Meine Eltern hatten doch das Bestattungsinstitut. Ich wusste, dass der Leichnam von Erich Stoppe gerade bei uns aufgebahrt war, bereit für die Beerdigung am nächsten Morgen. Ich hatte ihn gesehen, einen kleinen, dünnen Mann in einem großen Sarg. Da hatte ich die Idee, den Plessow mit in den Sarg zu legen, um sie gemeinsam beerdigen zu lassen. Damit hätten sich unsere Probleme erledigt. Wir hätten nur noch Plessows Seesack mit seinen Sachen aus Simons Wohnung verschwinden lassen müssen, und jeder hätte angenommen, er wäre abgereist. Stattdessen … Wir mussten feststellen, dass es nicht passte. Der Sarg war zu klein für beide, und er wäre wohl auch zu schwer geworden. Also machte Simon den Vorschlag, Arnolds Leiche irgendwo hinter einem Knick zu vergraben. Aber ich dachte, wenn er irgendwann mal gefunden wird, dann führt die Spur sofort zu Simon. Es war sicherer, Arnold Plessows Leiche in dem Sarg bestatten zu lassen und Erich Stoppes Leiche irgendwo zu verscharren. Damit hätten wir die Spur verwischt, selbst wenn der Tote irgendwann dort draußen gefunden werden würde. Außerdem war Stoppe wesentlich leichter zu transportieren, Plessow wog mindestens achtzig Kilo, Stoppe kaum mehr als sechzig. Wir legten Plessowin den Sarg und verschlossen ihn. Ich wusste, dass niemand mehr hineinschauen würde, so gut kannte ich den Betrieb damals schon. Wir wickelten Stoppes Körper in eine Decke und legten ihn in den Kofferraum.«
    »Das alles haben Sie getan, um Simon Burmeister zu helfen?«
    »Ich wusste schon damals, dass er der Mann meines Lebens ist. Und wenn man in einem Bestattungsinstitut aufgewachsen ist … Ich musste meiner Mutter oft helfen …«
    »Okay. Stoppes Leichnam lag im Kofferraum. Was geschah dann?«
    »Wir fuhren mit der Leiche im Kofferraum aus dem Dorf hinaus und begruben sie an einer Stelle, wo sie unserer Meinung nach nicht gefunden werden würde. Wir hatten allerdings nur einen kleinen Spaten dabei, und der Boden war fest, weil es ein trockener Sommer war. Es wurde nur eine recht flache Grube, in die wir ihn legten. Darum auch die Sache mit dem Kopf …«
    Pia schauderte, doch Marion Burmeister erzählte ungerührt weiter. »Wir mussten ihn abtrennen, damit man den Leichnam nicht würde identifizieren können, an den Zähnen zum Beispiel. Simon wollte erst nicht, aber es war notwendig! Und er hatte schon während seines Studiums obduziert, ich konnte ihn also überreden, es zu tun. Wir wickelten den Kopf in die Decke im Kofferraum und überlegten, wie wir ihn loswerden konnten. Dann hatte Simon die Idee mit Henriettes Ofen. Die meisten hatten in den Siebzigern schon Gas- oder Ölheizungen, aber in dem alten Kasten, den Henriette von ihrer Tante geerbt hatte, gab es den alten Heizkessel, den sie mit Holz befeuerte. Ein scheußliches Ding mit einer gusseisernen Ofentür, groß wie bei Hänsel und Gretel. Der Heizungsraum war von außen zugänglich, Henriette musste esalso gar nicht merken. Sie hatte den Ofen auch im Sommer in Betrieb, um Wasser heiß zu machen. Simon setzte mich zu Hause ab und fuhr allein zu Henriette, um den Kopf zu verbrennen … Ja, und genau das war der Fehler! Ich hätte mitfahren sollen, denn von jetzt an ging alles schief: Simon war so blöd, sich von Henriette erwischen zu lassen, mit dem Kopf in der Hand, stellen Sie sich das vor! Und sie hat ihn dazu gebracht, dass er ihr die ganze Geschichte berichtete, und ihm den Kopf abgenommen. Als Pfand! Damit sie einen Beweis dafür hätte, dass Simon nicht zum Mediziner taugt. »Wenn du als Arzt an lebenden Menschen herumpfuschen willst, dann zeige ich allen, wozu du fähig bist!«, hat sie ihm gedroht. Dieses Miststück! Sie hat ihm den Kopf geklaut – und damit seine Zukunft! Und wissen Sie, warum sie das getan hat? Weil sie verrückt nach Simon war! Aber sie wusste, dass er mich liebte und nicht sie. Sie war krank vor Eifersucht. Sie hat all die Jahre die Klappe gehalten und zugesehen, wie Simon dahinvegetierte, und immer noch hatte sie den Kopf als Beweis. Ich wusste nicht, was sie mit dem Kopf getan hat, aber sie machte immer mal wieder hässliche Andeutungen. Sie war danach oft in Südamerika und hatte das Haus zeitweise vermietet. Immer, wenn es mal wieder leer stand, habe ich mich hineingeschlichen und den
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