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Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Grablichter - Almstädt, E: Grablichter

Titel: Grablichter - Almstädt, E: Grablichter
Autoren: Eva Almstädt
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hin.«
    »Bist du dir sicher? Schließlich habt ihr immer noch niemanden verhaftet.« Pia konnte seinen Gesichtsausdruck durch den Wasserdampf hindurch nicht genau erkennen. Lächelte er etwa spöttisch?
    »Ich bin mir sicher«, sagte sie. »Ist Moritz eigentlich da?«
    »Nein. Er hat eine neue Freundin. Ich nehme an, dass er demnächst ausziehen wird.«
    »Findest du es schlimm, dass ich das nicht bedaure?«
    »Nein.«
    Pia sah ihn an. »Wir sind also ungestört …« Hinnerks dunkles Haar glänzte vom Wasserdampf. Er hatte seine Armbanduhr auf den Waschbeckenrand gelegt und den dicken Pullover ausgezogen. Er trug nur noch Jeans und ein ausgewaschenesT-Shirt. Sie fand seine langen, kräftigen Arme überaus ansehnlich. »Komm sofort mit in die Wanne«, sagte sie.
     
    Broders hätte seiner Kollegin die guten Nachrichten gern persönlich überbracht, doch sie war nicht zu Hause. Es war sieben Uhr morgens, und er stand mit einer Tüte voll verführerisch duftender Brötchen im Hinterhof vor Pias Haustür und kam sich blöd vor.
    Gabler hatte ihn um kurz nach sechs aus dem Bett geklingelt, um ihm mitzuteilen, dass Marion Burmeister vor einer halben Stunde in Hannover auf dem Flughafen festgenommen worden war. Sie hatte ein Flugticket nach Amsterdam in der Tasche, mit Anschlussflug in Richtung Kanada. Inzwischen war Frau Burmeister wieder auf dem Weg zurück nach Lübeck. Es versprach ein spannender Vormittag zu werden. Doch wo war Pia?
    Bei ihrem Freund wahrscheinlich, daran hätte er auch gleich denken können. Broders erwog ganz kurz, die Brötchentüte der Frau in die Hand zu drücken, die gerade im Erdgeschoss die Fenster aufstieß und ihn dabei freundlich anlächelte. Wahrscheinlich lag ein langer, anstrengender Arbeitstag vor ihm, und sie würden im Kommissariat alle irgendwann Hunger bekommen. Also klemmte er sich die Brötchentüte unter den Arm, nickte freundlich zurück und trat den Rückzug an.
    »Wollten Sie zu Frau Korittki?«, hörte er sie hinter sich herrufen.
    »Ja, ich bin ein Kollege von ihr. Es ist spät geworden gestern Abend, da wollte ich mal nach ihr schauen.«
    »Sie ist bestimmt bei ihrem Freund«, sagte die Nachbarin. »Soll ich ihr etwas ausrichten, wenn sie wiederkommt?«
    »Nein, danke«, erwiderte er und eilte durch den engen Gang Richtung Straße. Wie auf dem Dorf ging es hier zu, inden Gängen mitten in der Stadt. Er war enttäuscht, dass er sie erst im Kommissariat antreffen würde, weil er gern noch ein bisschen mit ihr über den Fall geredet hätte. Das hätte er sich anfangs auch nicht träumen lassen: ausgerechnet die Korittki. Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit hatte er sie nicht ausstehen können, und sie ihn sicherlich auch nicht. Aber wie so manches Mal im Leben wurden Beziehungen, die zäh oder sogar im Streit begannen, irgendwann sehr eng und erfolgreich, während ein himmelhoch jauchzender Beginn keine Garantie für eine funktionierende Beziehung war. Er dachte an seinen neuen Freund, der wohl bald wieder sein Ex-Freund sein würde. Da änderte auch das komplett neue Outfit in seinem Kleiderschrank nicht viel. Ein kleines Vermögen hatte er ausgegeben, aber innerlich war er der Alte geblieben.
    Er hätte viel früher erkennen müssen, dass er besser mit den Menschen fuhr, die ihn so akzeptierten, wie er nun einmal war. Und seine Kollegin Pia Korittki wollte er spätestens seit ihrem gemeinsamen Einsatz in Barsinghausen nicht mehr missen im Team. Also gut, dann erst später die Brötchen, dachte er. Mal sehen, wie lange Marion Burmeister sie heute in Atem halten würde.

25. Kapitel
    S cheußlich«, sagte Marion Burmeister, als sie den geschrumpften Kopf in der Plastiktüte sah. »Unglaublich, wozu manche Menschen fähig sind, nicht wahr?«
    Gabler hatte sie vorschriftsmäßig über ihre Rechte belehrt, ein Anwalt war anwesend, und Marion Burmeister hatte selbstbewusst verkündet, jetzt die »ganze Wahrheit« ans Licht zu bringen. Obwohl sich ihr Ehemann erst vor Kurzem erhängt hatte und sie die Nacht im Auto, auf dem Flughafen und im Polizeizentralgewahrsam verbracht hatte, wirkte sie so ausgeruht und frisch geföhnt wie immer.
    Pia fühlte sich wie gerädert. Die Nacht war zu kurz gewesen, jedenfalls für eine liebevolle Versöhnung und eine ausgiebige Erholung zugleich. In Anbetracht der Tatsache, dass sich ihr Kopf vor Müdigkeit genauso hohl anfühlte wie der geschrumpfte, den sie vorhin sorgsam verpackt hergebracht hatte, hielt sie sich vorerst im Hintergrund.
    »Wie geht
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