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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald
Autoren: H Coben
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Washington Heights.«
    »Und was hab ich damit zu tun?«
    »Wir hoffen, dass Sie uns helfen können.«
    »Wieso sollte ich Ihnen helfen können? Ich hab Ihnen doch schon gesagt, dass ich den Mann nicht kenne.«
    »Sie haben gesagt … «, York sah tatsächlich in sein Notizheft, was allerdings nur Show war, da er meine Antworten nicht aufgeschrieben hatte, » … Sie wären ›ziemlich sicher‹, dass Sie ihn nicht kennen.«
    »Okay, dann bin ich mir eben sicher. Gut? Ich bin mir sicher.«
    Er klappte das Notizheft mit einer theatralischen Geste zu. »Mr Santiago kannte Sie.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Es wäre uns lieber, wenn wir Ihnen das zeigen könnten.«
    »Und mir wäre es lieber, wenn Sie es mir sagen.«
    »Mr Santiago …«, York zögerte, als müsste er über jedes Wort genau nachdenken, »hatte gewisse Gegenstände bei sich.«
    »Gegenstände?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie das etwas näher ausführen?«
    »Gegenstände«, sagte er, »die auf Sie hinweisen.«
    »Inwiefern weisen die auf mich hin?«
    »Yo, Mr Staatsanwalt?«
    Dillon – der Betonklotz – beteiligte sich am Gespräch.
    »Ich bin Bezirksstaatsanwalt«, sagte ich.
    »Egal.« Er reckte den Hals und deutete auf meine Brust. »Langsam geh’n Sie mir echt auf die Eier.«
    »Wie bitte?«
    Dillon trat extrem nah an mich heran. »Sehen wir so aus, als ob wir Lust auf Ihre Wortklauberei hätten?«

    Ich hielt das für eine rhetorische Frage, aber er wartete auf eine Antwort. Schließlich sagte ich: »Nein.«
    »Dann hören Sie mir gut zu. Wir haben eine Leiche. Es gibt eindeutige Hinweise auf eine Verbindung zu Ihnen. Wollen Sie jetzt etwas zur Aufklärung beitragen oder lieber noch ein paar Worte verdrehen, womit Sie sich immer verdächtiger machen?«
    »Was glauben Sie eigentlich, mit wem Sie hier reden, Detective?«
    »Mit einem Mann, der eine Wahl gewinnen will und hofft, dass wir mit unserem Verdacht nicht direkt an die Presse gehen.«
    »Wollen Sie mir drohen?«
    York ging dazwischen. »Hier will keiner irgendjemandem drohen.«
    Dillon hatte jedoch einen Volltreffer gelandet. Es stimmte, meine Berufung war noch befristet. Mein Freund, der aktuelle Gouverneur des Garden State, hatte mich zum geschäftsführenden Bezirksstaatsanwalt ernannt. Es gab auch ernst zu nehmende Überlegungen, ob ich für die Wahl als Kongressabgeordneter kandidieren oder mich sogar auf das freie Senatorenamt bewerben sollte. Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, dass ich keine politischen Ambitionen hatte. Ein Skandal oder auch nur der Anflug eines Skandals käme absolut ungelegen.
    »Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen helfen könnte«, sagte ich.
    »Vielleicht können Sie es, vielleicht auch nicht«, ließ Dillon vernehmen. »Aber Sie wollen uns doch sicher helfen, wo Sie nur können, oder?«
    »Selbstverständlich«, sagte ich. »Jedenfalls möchte ich nicht, dass Ihre Eier mehr unter Druck geraten als unbedingt nötig.«
    Er hätte fast gelächelt. »Dann steigen Sie doch mal mit ein.«
    »Heute Nachmittag habe ich einen wichtigen Termin.«
    »Bis dahin sind Sie wieder zurück.«

    Ich hatte mit einem verbeulten Chevrolet Caprice gerechnet, aber sie fuhren einen sauberen, neuen Ford. Ich setzte mich nach hinten. Meine beiden neuen Freunde nahmen vorne Platz. Auf der Fahrt sagten wir nichts. Die George Washington Bridge war verstopft, aber wir machten einfach die Sirene an und fuhren durch. Als wir in Manhattan waren, sagte York: »Wir halten Manolo Santiago für einen Decknamen.«
    Ich sagte, »Mhm«, weil ich nicht wusste, was ich sonst hätte sagen sollen.
    »Na ja, wir haben das Opfer noch nicht eindeutig identifiziert. Die Leiche wurde erst gestern Nacht gefunden. Der Mann hatte einen Führerschein auf den Namen Manolo Santiago bei sich. Wir haben das überprüft. Es scheint nicht sein richtiger Name zu sein. Seine Fingerabdrücke haben wir in unseren Datenbanken nicht gefunden. Also wissen wir nicht, wer er ist.«
    »Und Sie glauben, dass ich ihn kenne?«
    Sie antworteten nicht.
    Yorks Stimme klang so sonnig wie ein Frühlingstag. »Sie sind Witwer, Mr Copeland, stimmt’s?«
    »Stimmt«, sagte ich.
    »Muss schwer sein. So ganz allein mit einem Kind.«
    Ich sagte nichts.
    »Wir haben gehört, dass Ihre Frau Krebs hatte. Und Sie haben eine Wohltätigkeitsorganisation gegründet, die Gelder für die Suche nach einer Therapie sammelt.«
    »Mhm.«
    »Bewundernswert.«
    Als ob die was davon verstünden.
    »Das muss schon eigenartig sein für Sie«, sagte
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