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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion
Autoren: Friedrich Glauser
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bave, l' mec?« Stefan erkundigte sich nach dem Sinn der Rede.
    »Sergeant Farny meint«, Kraschinsky richtete sich auf, es sah aus, als habe er soeben mit dem Verrückten Zwiegespräche gehalten, »das Wichtigste sei, sich Lebensmittel zu verschaffen. Darum, Sturm auf die Verpflegung! Waffen habt ihr alle. Los!« Als sei Guy ein Roß, trommelte Kraschinsky mit den Hacken auf die Brust des Franzosen, und schwerfällig setzte sich der Alte in Bewegung. Hinter ihm kam der Trupp, der wuchs; Nachzügler, die aus dem Dorfe heimkehrten, stießen zu ihm…!
    Mitten im Hof der Verwaltung stand Pierrard, die Hände in den Taschen. Als die Schlüssel von ihm verlangt wurden, zuckte er mit den Achseln. Sie seien beim Leutnant in Verwahrung, teilte er mit. Kraschinsky befahl die Schlösser zu sprengen. Es war nicht schwer, ein paar Schüsse genügten.
    Im Hof lag ein großer Strohhaufen. »Licht müssen wir haben!« rief Kraschinsky und warf seine Kerze in den Haufen. Händeklatschen und Hurrarufe.
    In diesem Augenblick kam Capitaine Chabert die Turmtreppe herab. Er sah mitleiderregend aus. Mit geschwollenen Lidern und zitternden Händen stand er vor den Heulenden und blinzelte in das helle Strohfeuer. Strudel bildeten sich in der Masse. Plötzlich standen drei Gestalten, Gewehr bei Fuß, mit aufgepflanztem Bajonett vor Chabert. »Zwei Korporäle, ein Sergeant«, meldete Ackermann, Ein kleines Lächeln ging über des Capitaines Gesicht. »Brav, mein Kleiner, sehr brav. Aber ich werde euch wohl nicht brauchen«, sagte Chabert mit schwerer Zunge.
    In einiger Entfernung katzbuckelte Kraschinsky. Ob der Herr Capitaine nicht so gütig sein wolle, wieder seinen Turm zu ersteigen. Sonst würde man leider gezwungen sein, den Capitaine gefangen zu setzen.
    »Schweig… du… du…« rief Sitnikoff, und das sonst nie gebrauchte Du des Sergeanten schüchterte Kraschinsky einen Augenblick ein. Er schwieg. Sitnikoff sprach russisch. Seine leicht singende Rede schien Eindruck zu machen. Neue Wirbel entstanden in der Masse, von Fortdrängenden, die in der Dunkelheit verschwanden. Da brach die Wache durch die lockeren Reihen, fünf Mann hoch, Veitl hatte das Kommando übernommen, und auch sie stellten sich vor dem Capitaine auf.
    Und noch einer kam herbeigeschlichen, waffenlos, sehr blaß im Gesicht, er tastete sich an den fuchtelnden Gestalten langsam vorwärts, endlich erreichte er Sitnikoff, stützte die Hand auf die Schultern des Sergeanten und wartete: Lös. »Bist du auch da, mein Kleiner?« begrüßte ihn der Capitaine, »das ist recht.« Er blickte in die Gesichter seiner Garde.
    »Meine Kleinen«, begann der Capitaine. Roh unterbrach ihn Kraschinsky, immer noch auf seiner menschlichen Mähre hockend: »Raufgehen! Maulhalten!« Ein eifriges Gemurmel unterstützte seine Worte, Kolben sanken und wurden zwischen Ellbogen und Hüfte festgeklemmt, die Läufe waren auf die kleine Gruppe gerichtet. Die senkte ihrerseits die Bajonette, so daß der Capitaine von einem stachligen Kreis umgeben war.
    »Meine Kleinen«, begann der Capitaine wieder; als ein Gemurmel aufstieg, beschwichtigte es Kraschinsky mit einer Handbewegung. »Laßt den Alten sprechen«, befahl er. »Nein!« erhob sich wieder Farnys Stimme. »Ich bin der Kaiser. Ich will sprechen.« Aber Pausanker legte seinem Sergeanten die Hand auf den Mund. »Später«, flüsterte er, und sogar dies Flüstern war in der großen Stille deutlich zu hören.
    »Meine Kleinen«, begann der Capitaine wieder. »Wenn ihr nicht zufrieden seid, so müßt ihr eure Reklamationen nicht in dieser Form anbringen. Ich bin für jeden von euch zu sprechen, das wißt ihr und ich habe immer jeden angehört, der sich zu beklagen hatte. Aber geht auseinander jetzt, legt euch hin. Ihr seid aufgeregt, warum weiß ich noch nicht. Ihr seid sicher irregeführt worden. Ich bitte euch, macht mir nicht noch unnütz Sorgen, ich habe doch schon genug Aufregung. Ich will tun, was ich kann, um diese ganze Kinderei (›enfantillage‹ nannte es der Capitaine) aus der Welt zu schaffen. Aber wenn ihr länger zögert, so geht es schief, das kann ich euch sagen. Auch meine Geduld hat Grenzen. Ihr habt euch gut gehalten im Kampf, darum bin ich bereit, euch viel nachzusehen. Aber alles mit Maß. So, und nun übersetzest du, mein Kleiner«, er wandte sich an Sitnikoff, »meine Rede ins Russische, und du mein Kleiner« er wandte sich an Lös, »meine Rede ins Deutsche«. In der wieder eingetretenen Stille hörte man den Lärm aus der
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