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Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion

Titel: Gourrama: Ein Roman aus der Fremdenlegion
Autoren: Friedrich Glauser
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leichten Trab kopfschüttelnd, schnaufend und unwillig…
    Die weißen Mauern des Postens waren schon nah und glitzerten in der Sonne wie Firnschnee.
    »Ein paar anständige Leut' gibt's schon bei uns«, meinte der alte Kainz hinauf zum Reitenden, denn auch er fühlte sich verpflichtet, den neuen Freund aufzuklären… Sie verstanden sich gut, denn sie waren beide Wiener. Das hatten sie gleich festgestellt. »Der Chabert – das is der Capitaine, der schaut auf uns. Prison und Kriegsgericht –, das kennen mir net. Wenn einer beispülsweis an Rausch hat, so muß er ihn in der Zellen ausschlafen. Und dann laßt ihn der Alt' wieder springen. Dann ham mer noch den Leitnant Lartigue, an feinen Menschen! Groß, fest! Der nimmt dir a Mitraillös mitsamt dem Dreifuß auf eine Hand und stemmt's mit ausgestrecktem Arm; aber Fieber hat er halt immer! Des is schod! Aber wenn du einmal kane Spreizen mehr hast, so gehst einfach zu ihm. Dann schenkt er dir zwei oder drei Packerln… ja…!«
    Todd verstand die Anspielung. Die algerischen Zigaretten, die ›Job‹ waren rar in Marokko… Darum suchte er in seiner Tasche, fand ein angebrochenes Paket und reichte es dein alten Kainz. »Na, na… Geh weg… Sei stad! So hab i's net g'meint! I hab noch genug zum Rauchen, und mein Korporal gibt mir, wenn ich brauche…« In der Verlegenheit verfiel er in ein komisches Hochdeutsch. Doch da Todd nicht nachgab, nahm er die Zigaretten doch an.
    »Gut! Wenn d'es wüllst… Aber ich revangschier mi dann. Heut am Abend kommst mit mir in die Administration, es is eh vierzehnter Juli – und dann stell i di meim Korporal vor, dem Lös. Der wird dir g'folln… Weißt, i bin in der Administration Fleischhauer…«
    »Tränken!« rief der Adjutant, denn die Truppe kreuzte einen Einschnitt, auf dessen Grunde ein spärlicher Bach sickerte. Verkrümmte Oleanderbüsche säumten seine Ufer ein. Die Tiere schwärmten aus, senkten den Kopf, während die Reiter sich nach hinten lehnen mußten, weit zurück, um nicht abzurutschen. Dann hoben die Esel wieder ihre Schnauzen, und die Wasserfäden, die von ihren Mäulern hingen, schillerten in allen Regenbogenfarben…
    Während das Detachement im Gänsemarsch weiterzog (vorn die Fußgänger, dann die Reiter), fragte Cattaneo:
    »Und wie sind die Leute, die Sie mitgebracht haben?«
    »Die meisten kenne ich zu wenig.« Hassas Französisch war gut, denn er diente schon seit sechs Jahren. »Ich habe sie erst in Colomb-Béchar übernommen. Aber von denen, die sich in Géryville gemeldet haben, kann ich wenig Gutes berichten. Meistens Kranke, und der Capitaine war froh, sie abzuschieben…«
    »Die will ich in meine Sektion«, unterbrach der Adjutant. »Die werd' ich mir kaufen! Ich kenn' nämlich keine Kranken und will sie schon dressieren – die Bürschlein, die Vögelein!«
    Er lächelte ein ziemlich häßliches Lachen, die Zähne unter seinem Schnurrbart waren gelb und abgefressen, und die Falten, die das Lächeln entstehen ließen, gaben dem Gesicht einen dumm-grausamen Ausdruck – bei Schwachsinnigen läßt sich ein ähnlicher beobachten. – Dann spuckte Cattaneo kunstgerecht durch eine Zahnlücke und traf das Pferd auf die Nüstern. Trésor wollte bocken, aber ein Ruck an der Kandare zwang das Roß wieder zu zitternder Untergebenheit.
    Ein kahler Platz – ein richtiger Exerzierplatz. Rechts niedere Häuser mit gelbgestrichenen Lehmmauern – ein vorstehendes Gebäude war mit einer Veranda geschmückt.
    »Das ist unsere Pinte«, erklärte der Adjutant. »Und die schöne Farbe, die zum Anstrich verwendet worden ist, habe ich entdeckt… Eine Art Erde, die ganz in der Nähe zu finden ist. Schön! Finden Sie nicht?« Hassa nickte.
    »Und dort«, Cattaneo wies auf ein einzelstehendes Haus, das hinter der roten Mauer, die es umgab, kaum zu sehen war, »das ist unser Kloster! Hahahaha!« Er ließ sein Lachen scheppern, zog die Luft geräuschvoll ein und begann es dann von neuem… Hassa stimmte devot ein. »Jaja, Sie werden es nicht glauben! Schöne Weiber haben wir hier! Zehn für zweihundertfünfzig Mann – ohne die durchziehenden Truppen zu zählen. Glauben Sie mir das, mein lieber Sergeant – wie war doch Ihr Name? – Hassa! Ganz richtig! Mein lieber Hassa! – Natürlich, diese Weiber sind nur da für die Mannschaft. Wir (es lag eine Welt von Hochmut in dem ›wir‹), wir Offiziere haben unsere Frauen hier im Dorf (er wies auf die paar Lehmbaracken), die Sergeanten auch, wenn sie es nicht vorziehen,
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