Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition)
Autoren: James Becker
Vom Netzwerk:
Handtasche versteckt. Sie hatte sie am Abend zuvor in ihrem Hotelzimmer sorgfältig untersucht und etliche Fotos davon gemacht.
    Diese Tontafel war eigentlich bemerkenswert langweilig. Sie maß etwa zwölf mal sieben Zentimeter, war vielleicht einen Zentimeter dick und hellbraun, fast beige. Die Rückseite und die Seiten waren glatt und schmucklos, doch die Vorderseite bedeckte eine Reihe von Markierungen, von denen Margaret annahm, dass es sich um eine Schrift handelte. Aber es war keine, die sie erkannt hätte. Jedenfalls war es ganz gewiss keine europäische Sprache, und sie sah auch nicht aus wie die arabischen Wörter und Schriftzeichen, die sie seit ihrer Ankunft in Rabat auf etlichen Schildern und in Zeitungen gesehen hatte.
    Nachdem sie Ralph versprochen hatte, dass sie einfach nur zu der Bude gehen, den Gegenstand zurückgeben und anschließend sofort wieder ins Hotel zurückkehren würde, hatte er zugestimmt, sie nicht zu begleiten.
    Aber als Margaret den Souk betrat und durch die gewundenen Wege zu der Bude gehen wollte, stellte sich ihr ein Problem. Weder der kleine Marokkaner noch die Sammlung von alten Artefakten, die sie am Tag zuvor dort gesehen hatte, befanden sich noch da. Stattdessen standen zwei Männer hinter einem Tapeziertisch, auf dem typische Touristensouvenirs angeboten worden: Kaffeekannen aus Messing, Metalldosen und andere Schmuckgegenstände.
    Einige Sekunden blieb sie unentschlossen stehen, dann trat sie vor und sprach einen der Männer an.
    »Verstehen Sie Englisch?« Sie sprach langsam und deutlich.
    Der Mann nickte.
    »Gestern war hier ein anderer Verkaufsstand«, sagte sie, ebenso langsam und deutlich. »Ein kleiner Mann arbeitete hier.« Sie deutete mit der Hand die ungefähre Größe des Marokkaners an, den sie am Vortag gesehen hatte. »Ich wollte etwas von seinen Sachen kaufen.«
    Die beiden Männer sahen sie einen Moment schweigend an, bevor sie miteinander in schnellem Arabisch redeten. Dann drehte sich einer von ihnen zu ihr um.
    »Er ist heute nicht hier«, sagte er. »Kaufen Sie Souvenirs von uns, ja?«
    »Nein, nein danke.« Margaret schüttelte nachdrücklich den Kopf. Immerhin habe ich es versucht, dachte sie im Weggehen, aber wenn der Mann, der die Tontafel fallen gelassen hat, nicht da ist, dann kann ich sie ihm wohl kaum zurückgeben. Also würde sie die Tafel nach Hause mitnehmen, nach Kent, als merkwürdiges Souvenir von ihrer ersten Urlaubsreise außerhalb von Europa und als Erinnerung an das, was sie gesehen hatte.
    Sie bemerkte nicht, dass einer der beiden Männer hinter dem Tisch sein Handy aus der Tasche zog, als sie sich von dem Verkaufsstand entfernte.
     
    Margaret beschloss, sich noch einmal umzusehen, bevor sie zum Hotel zurückging. Sie war ziemlich sicher, dass Ralph niemals wieder nach Marokko zurückkehren wollte, weil er die Zeit in Rabat eindeutig nicht genossen hatte. Also war das hier ihre letzte Gelegenheit, den Ausblick zu genießen und ein paar Fotos zu schießen.
    Sie schlenderte durch den Souk, fotografierte, wann immer sie konnte, und ging dann nach draußen. Es war ihr nicht gelungen, Ralph zu überreden, die Chellah zu besuchen, und sie wollte unbedingt durch die Gärten schlendern, selbst wenn sie das Heiligtum selbst nicht besuchen konnte.
    Aber als sie zu den alten Mauern der Nekropole kam, sah sie etliche Polizeibeamte und andere Leute, die direkt vor ihr herumliefen. Einen Moment überlegte sie, ob sie einfach aufgeben und ins Hotel zurückkehren sollte.
    Dann zuckte sie mit den Schultern; was auch immer das Problem war, das diese Ansammlung von Beamten auf den Plan gerufen hatte, es dürfte kaum etwas mit ihr zu tun haben. Also ging sie weiter. Neugier war schon immer eine ihrer Tugenden gewesen, oder einer ihrer Fehler, wie Ralph das sah, und so beobachtete sie sehr genau, was da vor sich ging, als sie sich der kleinen Gruppe von Männern näherte.
    Zuerst konnte sie nur die Rücken der Männer erkennen, aber dann traten zwei von ihnen ein Stück zur Seite. Jetzt sah Margaret ganz deutlich, was sie anstarrten. Ziemlich dicht an einem großen Felsbrocken lag eine kleine Gestalt auf dem Boden. Die Vorderseite seiner Djellaba war blutdurchtränkt. Das allein war schon erschreckend genug, aber Margaret war wie betäubt, weil sie das Gesicht des toten Mannes kannte. Sie war so überrascht, dass sie wie angewurzelt stehen blieb.
    Plötzlich wusste sie ganz genau, warum der kleine Araber nicht in der Bude im Souk gewesen war. Und sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher