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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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daß das mit Gott gemacht
wurde. Aber wer?
    Eine oberflächliche Lesung des
Matthäusevangeliums liefert die Antwort: die Juden. Sie riefen Pilatus zu:
»Kreuzige ihn! Sein Blut soll über uns und unsere Kinder kommen.« Das Wort
Gottes scheint den Juden, den Zeitgenossen Jesu und ihren Kindern, die Schuld
am Tod Gottes zu geben. Juden sind deshalb Gottesmörder. Ein Tropfen jenes
Blutes würde Tausende von Welten erlösen — die Juden vergossen alles. Für sie
ist das Blut nicht Erlösung, sondern ewiger Fluch. Durch ihren Unglauben töten
die Juden immer wieder. Nachdem sie Christus getötet, das größte denkbare
Verbrechen begangen hatten, waren sie gewiß zu allem fähig. Das ist die falsche
Anschuldigung. Das ist die große Irrlehre. Deshalb paßten Geschichten von
Juden, die kleine Christenkinder rituell schlachteten und ihr Blut tranken, in
das Muster des Gottesmordes. Solche Märchen zirkulieren noch heute.
    Ohne die Verschleierung, ohne
jenes Stück Stoff wäre für jedermann sichtbar gewesen, daß das, was auf
Golgotha geschah, auch Judenmord war. Gott war Jude. Es war nicht so sehr Gott,
der von den Juden umgebracht wurde, als vielmehr ein Jude, der Gottes Sohn war
und sein Blut für die Sünde der Welt vergoß. Hätten die Christen
jahrhundertelang im Namen des Kreuzes Pogrome gegen die Juden veranstaltet,
wenn der Jesus am Kreuz das Zeichen der Beschneidung getragen hätte? Hätte ein
Jude das Massaker an Juden autorisiert? Wäre es nicht klar gewesen, daß Jesus
in jedem Pogrom anwesend war und sagte: »Warum verfolgt ihr mich? Denn was ihr
diesen, den geringsten meiner Brüder tut, das tut ihr mir?«
    Diese Verschleierung ist
mittlerweile fast zwanzig Jahrhunderte alt; sie wurde nicht von einer abwegigen
Sekte vertreten, sondern von der heiligen, römisch-katholischen und
apostolischen Kirche. Kein Glaubenssatz wurde uneingeschränkter gelehrt — in
katholischen Worten unfehlbarer —, als »die Juden sind verflucht, weil sie Gott
getötet haben«, eine Beschuldigung, die bis heute nicht offiziell
zurückgenommen ist. In einer bizarren Verdrehung waren die Juden, von denen der
Erlöser kam, die einzigen, die für seinen Tod die Schuld bekamen. Es war nicht
Jesus, der wiedergekreuzigt wurde, sondern die Rasse, von der er stammte.
     
    Auf dem Dritten und Vierten
Lateranischen Konzil kodifizierte die Kirche alle früheren Beschlüsse gegen die
Juden. Sie mußten ein Schandzeichen tragen. In England war es safranfarben, in
der angenommenen Form der mosaischen Tafeln. In Frankreich und Deutschland war
es gelb und rund. In Italien war das Zeichen ein roter Hut, bis ein
kurzsichtiger römischer Prälat einen Juden für einen Kardinal hielt und die
Farbe zu Gelb geändert wurde. Juden waren von jedem Kontakt mit Christen
ausgeschlossen, durften keine Verwaltungsämter haben, kein Land und keine Läden
besitzen; sie wurden in Ghettos gepfercht, die nachts zugeriegelt wurden. Kein
System der Apartheid wurde je schärfer durchgesetzt. Weil sie sich weigerten,
dem Glauben ihrer Vorfahren abzuschwören und sich zum Christentum zu bekehren,
wurden die Juden von einem Land zum anderen gehetzt. Ein Papst gab ihnen einen
Monat, um ihre Häuser in Italien zu räumen, und ließ ihnen nur zwei Orte, an
die sie flüchten konnten. Während der Kreuzzüge wurden sie zu Tausenden
niedergemetzelt, aus christlicher Frömmigkeit. Ein Jude, der sich am Karfreitag
blicken ließ, beging buchstäblich Selbstmord, obwohl der Mann am Kreuz Jude
war. So litten und starben Millionen im Lauf der Jahrhunderte. Schlechte Kunst
und katastrophale Theologie hatten Hitler und seiner »Endlösung« den Weg
geebnet.
    In Nazideutschland wurden am
Anfang jüdische Häuser und Geschäfte mit Sternen markiert; das war das Signal,
daß man sie zerstören und plündern durfte. Wie im Mittelalter brüsteten sich
Städte, sie seien judenrein. Typisch war ein Marterl außerhalb von Oberstdorf:
Über dem Kopf des Gekreuzigten war die Inschrift INRI (Jesus von Nazareth,
König der Juden), und im Vordergrund ein Schild; Juden sind hier nicht
erwünscht. 1936 hatte Bischof Berning von Osnabrück über eine Stunde mit
dem Führer gesprochen. Hitler versicherte Seiner Exzellenz, es gebe keinen
wesentlichen Unterschied zwischen Nationalsozialismus und katholischer Kirche.
Hatte nicht die Kirche, so argumentierte er, die Juden als Parasiten betrachtet
und in Ghettos gepfercht? »Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert
Jahren tut, allerdings
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