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0844 - Meegh-Jagd

0844 - Meegh-Jagd

Titel: 0844 - Meegh-Jagd
Autoren: W.K. Giesa
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Äußerlich hatte sich Yves Cascal nicht verändert in all den Jahren, in denen sie sich nicht mehr gesehen hatten. Er trug immer noch Turnschuhe, Jeans, kariertes Hemd und die Jacke aus Dämonenleder, genau wie damals, nur waren die Schuhe inzwischen erheblich zertretener und die Jeans war mehrfach geflickt. Vor dem offenen Hemd hing sein Amulett, eine handtellergroße Silberscheibe mit den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen und einem umschließenden Band mit rätselhaften, hieroglyphischen Zeichen. Genau in der Mitte zeigte sich ein stilisierter Drudenfuß.
    Das Amulett schien auf den ersten Blick mit dem Professor Zamorras identisch zu sein.
    In Wirklichkeit war es das nicht.
    Es war »nur« das sechste von insgesamt sieben, die der legendäre Zauberer Merlin einst aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte. Jedes Mal war das, was aus einem neuen Versuch resultierte, stärker und besser geworden als das vorige, aber erst mit dem siebten war Merlin endlich zufrieden gewesen.
    Man sagte, die ersten sechs seien gemeinsam so stark wie das siebte oder könnten es sogar bezwingen, aber den Beweis dafür hatte noch nie jemand erbringen können.
    Zamorra wusste, dass Cascal das sechste Amulett besaß und Sid Amos, der Ex-Teufel, das fünfte. Die anderen vier waren in den Tiefen von Raum und Zeit spurlos verschwunden.
    Er war auch nicht sonderlich interessiert daran, ihre jetzigen Aufenthaltsorte zu erfahren. Sie hatten nur Unheil über ihre einstigen Besitzer gebracht.
    »Es gibt sicher einen handfesten Grund, weshalb du uns hierher gebeten hast, Yves«, sagte der Parapsychologe. »Ganz sicher nicht nur, um gemeinsam die schöne Aussicht zu genießen.«
    Er betrachtete angelegentlich zwei hübsche Mädchen, die in engen Shorts und noch engeren Tops den Riverwalk entlangflanierten. Die Schwarzhaarige in Gelb-Weiß, die Blonde in Rot-Weiß. Dazu Tennisschuhe und Söckchen in den Farben der Tops. Der Rest der Passanten verblasste dagegen völlig. Vor allem gegen die schier unglaubliche Sonnenbräune der Schwarzhaarigen.
    Die neben ihm am Cafétisch sitzende Nicole Duval, in den Boutiquen von San Antonios Downtown frisch ausgestattet, stieß ihn kräftig an. »Hier bin ich! Wenn Herr Professor dero Augenmerk geflissentlich um etwa neunzig Grad steuerbord ausrichten möchten…«
    »Herr Professor möchte gerade nicht«, seufzte Zamorra. »Keiner gönnt mir was.«
    »Du kommst ja doch nur auf dumme Gedanken«, lästerte Nicole.
    »Die ich dann bei dir in die Praxis umsetze«, konterte er.
    Die beiden Schönheiten waren jetzt nahe genug heran, um seine laut ausgesprochene Bemerkung deutlich wahrzunehmen: »Ob diese Sonnenbräune wohl echt ist?«
    Die Schwarzhaarige nahm sofort Kurs auf den kleinen Tisch, streifte Nicole mit einem abschätzenden Blick und lächelte dann Zamorra an. »Und ob die echt ist!«, behauptete sie. »Nix Sonnenstudio, falls du das vermutest, Mac. Und sogar alles nahtlos!«
    »Das will ich sehen!« Zamorra grinste.
    »Kein Problem.« Die Gebräunte senkte die Shorts auf Halbmast ab. Da runter war tatsächlich nur nahtlose Bräune.
    Nicole versetzte ihr einen Klaps auf den Po.
    Die Schwarzhaarige fuhr herum. »Heh, was soll das?«
    Zamorra befand sich jetzt in günstiger Position und streichelte die Treff erst eile.
    »Eeh!«, quietschte die Schwarzhaarige. Empört oder begeistert?
    »Du kannst dich jetzt wieder anziehen«, schlug Zamorra vor. »Ehe die Feuerwehr sirene da drüben loslegt.«
    Er wies auf eine in Ehren betagte Jungfer, trotz der sommerlichen Wärme hochgeschlossen und knöchellang schwarz gewandet sowie von einem breiten Hut beschattet, der in seiner Ausstattung eher einem gut gefüllten Knödelteller glich. Die tugendhafte Dame setzte gerade zu einem empörten Zornesruf an, in dessen Folge sie vermutlich den Untergang des Abendlandes, der christlichen Kultur und der sündhaften Jugend von heute zu beschwören gedachte.
    »So was kann man aber abschalten«, behauptete die Schwarzhaarige und richtete ihre Kleidung bedachtsam. »Siehst du, Mac? Klick!«
    Ihre blonde Freundin hatte sich blitzschnell der ältlichen Jungfer genähert, hielt eine Hand unter deren Kinn, die andere auf den Knödeltellerhut - und drückte fest zu. Somit blieb die Schallöffnung der Jericho-Posaune auf Beinen geschlossen.
    »Kannst mich ja mal anrufen, Mac«, bot die Sonnengebräunte derweil an, »wenn dir danach ist, und deine Mätresse kannste auch mitbringen.«
    »Von mir redet wohl keiner«, murrte
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