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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3
Autoren: Alfred Bekker
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es eigentlich egal wäre, ob Ihr uns von unserem Treueschwur entbindet.«
    »Und warum fragst du trotzdem?«
    »Weil es sein könnte, dass das Tor nicht mehr passierbar ist, wenn Ihr Eure Pläne durchführt.«
    »So sei euch euer Wunsch gewährt«, sagte Gorian. »Der Dank der Völker von Ost-Erdenrund gebührt euch!«
    So schritten Eldamir und die überlebenden Maladran durch das Tor. Was sie auf der anderen Seite erwartete, war nicht zu erkennen. Das Tor flackerte kurz auf, als die Schattenkrieger es passierten und dann in den sich ständig verändernden Farben und Formen verschwanden.
    Gorian nahm beide Schwerter aus Sternenmetall und richtete sie auf den Torbogen. Seine Augen waren zuerst schwarz und begannen dann so hell zu leuchten, dass man nicht in sie hineinschauen konnte, wollte man nicht erblinden. Er murmelte nacheinander Worte in caladranischer und alt-nemorischer Sprache – und Thondaril, Abrandir und Sheera hoben die Hände zum Himmel und murmelten ebenfalls diese Worte.
    Zog Yaal beobachtete sie von der Reling des Schiffes aus. Serion aus Tejan, der sich von seiner Verletzung einigermaßen erholt hatte, und Farol aus Bara waren bei ihm.
    Der Torbogen flackerte zunächst, dann wurde er heller und verströmte schließlich ein gleißendes Licht.
    Hoch über dem Tor kreiste Ar-Don.
    Sternenklinge und Schattenstich glühten in Gorians Händen auf, so als wären sie noch einmal aufgeschmolzen worden. Blitze zuckten aus den Spitzen der beiden Klingen, vereinigten sich auf halbem Weg zum Tor und trafen dann auf
den Lichtbogen. Von dort schoss ein weiterer Strahl zum Himmel, geradewegs auf den Schattenbringer zu. Eine ganze Weile lang blieb der Strahl bestehen.
    Im letzten Moment, als das Ritual beinahe schon beendet war und Gorian die Schwerter bereits senken wollte, flog Ar-Don in den Strahl und ließ sich von diesem forttragen.
    »Leb wohl, Freund« , drang der letzte Gedanke des Gargoyles in Gorians Seele. Und Gorian ahnte, dass er den Gargoyle zum letzten Mal gesehen hatte.
    Er war zurückgekehrt, diesmal endgültig.
    Augenblicke vergingen. Gorian senkte die Schwerter, deren Glühen erlosch. Der Lichtbogen des Weltentors flackerte nur noch schwach, riss aber keineswegs ab. Allerdings herrschte jenseits des Tors jetzt ein undurchsichtiger Nebel. Ob es im Moment passierbar war, war mehr als fraglich.
    Gorian sah zum Schattenbringer. Bis die Kraft des Strahls dieses dunkle Gestirn erreichen konnte, verging einige Zeit. Dann aber blitzte auf dem dunklen Fleck am Himmel ein Feuer auf. Der Schattenbringer schmolz nach und nach auf. Er leuchtete auf wie Sternenerz im Schmelzofen eines Schmieds. Von einem Moment zum anderen stand ein so grelles Licht am Himmel, dass man den Blick abwenden musste, um nicht geblendet zu werden.
    Innerhalb der nächsten Augenblicke schien es so, als würde sich der aufgeschmolzene Schattenbringer mit der hinter ihm aufscheinenden Sonne vereinen.
    Der Tag brach an.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit.

Epilog
    Wochen waren vergangen. Wochen, deren einzelne Tage sich endlich wieder im regelmäßigen Wechsel zwischen Hell und Dunkel, Sonnenlicht und Sternenlicht manifestierten. Überall schmolz das Eis. Es würde längere Zeit dauern, bis es sich wieder ganz nach Norden zurückgezogen hatte – zusammen mit all den Untoten, die noch die verschneiten Länder bevölkerten. Ebenso viel Zeit würde vergehen, ehe all die Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren konnten.
    Gorian und Sheera standen an den Zinnen des höchsten Turms der Siebten Burg von Nelbar. Ihre Blicke waren nach Westen gerichtet, wo die Himmelsschiffe der Caladran langsam am Horizont verschwanden. Ihr Ziel waren allerdings nicht jene Inseln, auf denen sie seit Caladirs Zeiten ihr Reich regiert hatten. Nichts zog sie dorthin zurück, denn ihre Stadtbäume waren ebenso zerstört wie der Kristall des Geistes, den der Magier Andir einst dem Reich von Fürst Bolandor gestiftet hatte. In jenes Reich, Estorien genannt, beabsichtigte König Abrandir mit seiner Flotte von Überlebenden zurückzukehren. »Die Zeit vergeht dort langsamer als im Rest von Erdenrund, und es kann sein, dass es in Estorien noch nicht lange her ist, seit Caladir von dort aufbrach und den Kristall stahl«, hatte Gorian noch die Abschiedsworte von Königin Orawéen im Ohr. »Wir können das Reich des Geistes nur in
unserer Erinnerung bewahren, aber das wird uns dort leichter möglich sein als irgendwo sonst.«
    Gorian legte seinen Arm um Sheeras
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