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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3
Autoren: Alfred Bekker
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Zugang zum Reich des Geistes verloren.«
    »Ihr werdet es in Euch bewahren müssen«, sagte Gorian.
    Aber Abrandir schüttelte den Kopf. »Das Wissen der Vorfahren wird verblassen und in Vergessenheit geraten.«
    »Ich werde es bewahren«, versprach Gorian. »Ich werde alles bewahren, was ich im Reich des Geistes erfahren habe.«
    »Selbst wenn Ihr es könntet, Gorian, was wäre es schon wert bei der lächerlich kurzen Zeitspanne, die Ihr unter den Lebenden weilt. Ob Ihr dieses Wissen bewahren könnt oder nicht, spielt keine Rolle, denn Euer Leben reicht nicht, um es weiterzugeben. Es ist bedeutungslos, Gorian. Das Vergessen wird schleichend kommen. Vielleicht wird es erst einsetzen, wenn nach Euren Begriffen Zeitalter vergangen sind. Aber es wird geschehen, und es gibt nichts, was Ihr dagegen tun könnt. Und der legendäre Andir wird nicht ein zweites Mal aus dem Reich des Geistes zu uns kommen und uns ein Geschenk machen, wie es dieser Kristall war.«
    Tiefe Trauer hatte den König der Caladran erfasst, so sehr, dass er sich über Morygors Ende kaum zu freuen vermochte.
    Gorian deutete auf den Kristall. »Heißt das, wir können
ihn nicht einmal mehr als Kraftquelle für die Apparatur nutzen, mit der Morygor die Gestirne lenkte?«
    Abrandir schüttelte den Kopf. »Um das zu tun, müssten wir nicht nur den Mechanismus vollends begreifen – und das Wissen darum ist mit Morygor von uns gegangen –, wir bräuchten auch seine besonderen Kräfte, eine Art von Magie, die niemand von uns anwenden möchte.«
    Gorian war fassungslos. »Dann sollen wir uns damit abfinden, dass der Schattenbringer die Sonne verdeckt? Soll Morygor am Ende doch gesiegt haben und Erdenrund zu einer Welt werden, auf der nur Untote und Geschöpfe der ewigen Kälte leben können?«
    »Es gibt nur einen Ort, an dem genug Kraft vorhanden ist, um daran etwas zu ändern«, sagte Abrandir.
    »Das Weltentor!«, stellte Thondaril fest.
    Der Caladran-König nickte. »Ihr habt es erfasst, Hochmeister. «
    »Gorian hat beide Schwerter aus Sternenmetall in seinem Besitz«, sagte Thondaril. »Und da Morygor vernichtet ist, gibt es niemanden mehr, der die Energie des Tores mit seinem geistigen Einfluss blockieren könnte.«
    »Ihr wollt die Kraft des Tores zum Schattenbringer lenken?«, fragte Abrandir.
    »Was spricht dagegen?«
    »Nur, dass es noch nie getan wurde«, entgegnete Abrandir.
    Die Hoffnung aus der Tiefe war ein vom Kampf gezeichnetes Wrack. Sie hatte zahlreiche Löcher, die auch eine größere Schar Caladran-Magier nicht so schnell ausbessern konnte. Die Schutzaura funktionierte nicht mehr und ließ sich auch nicht wiederherstellen. Als Erdschiff, wie sie ursprünglich erdacht
worden war, konnte man die Hoffnung nicht mehr einsetzen, aber das war auch nicht unbedingt nötig; sie ließ sich fliegen, denn wenn man sie von den metamagischen Raumzeitwinden davontragen ließ, brauchte man keine intakte Schutzaura, die das Erdreich oder das Wasser fernhielt, während man durch die Tiefe reiste.
    Es war dafür aber eisig kalt während der relativ kurzen Flugreise zum Weltentor.
    Die Torwächter suchten schnell das Weite, als Hochmeister Thondaril ihnen ein paar Kostproben der Kunst eines Magiemeisters gab: Wenige grelle Lichtblitze reichten aus, um sie davonzujagen. Dass Morygor nicht mehr Herr der Lage war, hatten sie schon gespürt. Das Tor flackerte unruhig, und jenseits des Lichtbogens waren verzerrte, wogende Formen zu sehen, Gebäude und eine Landschaft.
    »Das Tor ist offen, aber es fluktuiert«, stellte König Abrandir fest, als die Hoffnung aus der Tiefe landete. »Kein Wunder, schließlich wird es durch niemanden mehr geistig kontrolliert. «
    Gorian hatte die Hoffnung etwas abseits des Weltentores gelandet. Zusammen mit Sheera, Hochmeister Thondaril und König Abrandir begab er sich zum Tor. Eldamir und die Maladran folgten ihnen.
    Der Blinde Schlächter wandte sich an Gorian. »Mein Fürst, wir haben Euch Treue geschworen, aber jetzt, da Euer Feind besiegt ist, bitte ich Euch, dass Ihr uns davon entbindet.«
    »Gewiss – aber woher der Sinneswandel?«, fragte Gorian. »Ich dachte, es gäbe nichts Erstrebenswerteres für Euch, als einem Lebenden zu folgen.«
    »Wir beabsichtigen durch das Tor zu gehen«, erklärte der Blinde Schlächter. »Denn ganz gleich, ob Euer Plan gelingt,
wird dies eine Welt sein, in der kein Platz mehr für uns ist. Niemand wird solche Krieger wie uns brauchen. An sich ist Eure Lebensspanne so lächerlich gering, dass
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