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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3
Autoren: Alfred Bekker
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Glaubst du, ich hätte nicht gewusst, dass dieser Moment eintreten könnte? Glaubst du, ich hätte mich nicht darauf vorbereitet – ich, der ich doch alle Eventualitäten des Schicksals vorauszuberechnen vermag? Du hast gedacht, ich wäre schwach. Zu schwach, um dir noch ein ernsthafter Gegner
zu sein. Aber da hast du dich getäuscht. Bedauerlicherweise bist du nicht über die Schattenpfade gekommen, denn dann hättest du einen leichten Weg in die Nichtexistenz finden können. Ein geringer Aufwand an magischer Kraft hätte ausgereicht, dich in das Nichts einer Zwischenwelt zu schleudern. So wirst du nun leiden müssen.«
    Der Krake kroch noch näher und hielt dann inne. Einer seiner Tentakel streckte sich, legte sich um Gorians Hals, und ein Stachel trat aus dem Ende des Krakenarms hervor, dünn und spitz wie eine Nadel. Kleinere Blitze sprangen von dem Stachel in Gorians Schläfe.
    Gorian verspürte eine Taubheit, die von der Schläfe aus seinen gesamten Körper erfasste.
    Es wurde immer heller im Raum. Die zweite Gestalt, deren Umrisse von Anfang an menschlich erschienen waren, trat nun einen Schritt vor.
    Es war Torbas.
    Gorian überraschte das nicht, doch schockierte ihn das Ausmaß der Veränderung, die mit seinem ehemaligen Gefährten vonstattengegangen war. Nicht nur, dass die Anzeichen des Untodes noch deutlicher zu erkennen waren als bei ihrer letzten Begegnung, als Gorian ihn in der Eisspalte unweit der Frostfeste zurückgelassen hatte. Seine Augen waren durch Kristallstücke ersetzt worden, ähnlich wie jenes, das Gorian in dem Quader aus Sternenmetall entdeckt hatte, der zu der Apparatur im Burghof gehörte. Stücke aus dem Kristall des Andir, über den die Caladran das Reich des Geistes hatten erreichen können.
    Den Kristall selbst sah Gorian nun ebenfalls. Er stand auf einem Podest aus Eis und hatte bis dahin im Schatten gelegen. Er war inzwischen so glanzlos geworden, dass er nicht mehr aus sich heraus leuchtete. Oder Morygor hatte ihm in
einem Akt der Verzweiflung alles an Kraft entnommen, was er aus ihm hatte herausziehen können.
    Die Stellen, an denen Stücke aus dem Kristall herausgebrochen waren, waren deutlich zu erkennen.
    »Das alte Reich des Geistes hat seinen Glanz verloren«, sagte Morygor. »All seine Kraft ist jetzt in mir oder in meinem treuesten Diener.«
    »Dem einzigen Diener, der dir geblieben ist« , dachte Gorian, denn sprechen konnte er nicht mehr. Auch seine Lippen und seine Zunge waren gelähmt. Aber er war sich sicher, dass Morygor seine Gedanken sehr gut verstand.
    Und so war es auch, denn der Herr der Frostfeste antwortete ihm: »Oh, da irrst du dich. Ungezählte Untote irren durch die Länder, die sie für mich eroberten. Und sie werden froh sein, wenn sie die Aura meiner geistigen Führung wieder spüren.« Der Kopf des Kraken wandte den Blick Richtung Torbas. Der Befehl, den er an den abtrünnigen Ordensschüler richtete, war unmissverständlich. »Töte den Begleiter dieses Narren! Sofort. Ich will nicht, dass jemand anwesend ist, der in meinen Schicksalsberechnungen nicht vorkommt!«
    Zog Yaal zischte einen Seilschlangenbefehl, und sein Tier umfasste mit einem Ende den Griff Rächers, den der Greifenreiter im Gürtel trug, zog ihn hervor, entrollte sich blitzschnell, wurde lang und dünn und zuckte nach vorn.
    Und rammte den Dolch in eines der hervorquellenden Hirnteile Morygors, um sich gleich wieder zurückzuziehen.
    Unbeholfen zog Zog Yaal daraufhin sein Schwert, um sich damit gegen Torbas zu verteidigen. So einfach und kampflos gedachte er sich nicht umbringen zu lassen.
    Eine Kraft erfasste ihn und schleuderte ihn heftig gegen die Eiswand. Er wurde genauso magisch gefesselt wie Gorian.

    Ein wutentbranntes Stöhnen drang aus dem übelriechenden Krakenmaul.
    Diesen Moment, da Morygor abgelenkt war, nutzte Gorian. Er nahm alle Kraft zusammen, stieß einen Kraftschrei aus, und Sternenklinge flog ihm in die Hand. Noch ehe ihm der Stachel am Ende des Krakenarms in die Schläfe fahren konnte, hackte er den Tentakel einfach ab. Mit Blitzen, die aus seinem Körper schossen, stieß er den Stumpf, der ihm noch um den Hals hing, von sich, und dieser wurde dabei regelrecht zerfetzt.
    Ein anderer Krakenarm richtete sich gegen Gorian. Blitze fuhren daraus hervor, doch Gorian hielt ihnen Sternenklinge entgegen, und diesmal wurden die Kräfte des Herrn der Frostfeste abgelenkt und fuhren in die Decke und den Boden.
    Der Krake schlug mit einem dritten Tentakel, bei dem der Stachel
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