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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2
Autoren: Alfred Bekker
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rechtzeitig ausgleichen können. So aber schrammte das Schiff wenig später über das Eis, grub sich in den Schnee und blieb schließlich kurz vor den Ruinen der Torlinger Stadt stecken.

    Bevor sie unter dem Schiff begraben worden wären, waren jene Dreizahnigen, die sich von unten an das Gefährt gekrallt hatten, davongeflogen. Nun stürzten sie sich wie die anderen von oben auf die Sonnenbarke von Pela .
    Der magische Schirm schleuderte sie davon und flackerte. Die Dreizahnigen taumelten durch die Luft, aber sie gewannen sehr schnell wieder eine stabile Flugbahn. Erneut kam einer von ihnen im Sturzflug heran. Der magische Schirm war bereits über Gebühr strapaziert worden, der Zauber, der ihn aufrechterhielt, wirkte nur noch schwach.
    Als der herabstürzende Dreizahnige erneut gegen den Schirm prallte, zerplatzte dieser mit einem grellen blauen Blitz. Gorian stieß einen Kraftschrei aus und stieß den Strahl von Sternenklinge in den Körper des Monstrums. Zischend übertrug sich die angesammelte Kraft auf den Dreizahnigen. Blitze wanderten die Klinge entlang, das Riesenfledertier stieß einen röchelnden Laut aus und stob davon, taumelte durch die Luft und fiel zuckend zu Boden, krachte auf das Eis und blieb reglos liegen.
    Die anderen Dreizahnigen waren daraufhin vorsichtiger. Sie kreisten etwas höher um Gorian und die Sonnenbarke von Pela . Dann wagte wieder einer einen Vorstoß, und Gorian schleuderte ihm seinen Dolch Rächer entgegen, der ihn genau zwischen die Augen traf. Die Klinge aus Sternenmetall bohrte sich in den Schädel des weißen Riesenfledertiers, das daraufhin gegen eine der Turmspitzen rammte, die noch aus dem Eis ragten. Das Mauerwerk bröckelte, die Turmspitze brach mitsamt dem massigen Körper des Dreizahnigen seitwärts und wurde umgerissen.
    Gorian streckte die Hand aus, und der Dolch kehrte zu ihm zurück.
    »Wo bist du, Torbas? Du wirst nicht damit gerechnet haben,
mich noch einmal lebend zu sehen! Was wird dein Herr sagen, wenn du vor ihn trittst, ohne seinen Auftrag erledigt zu haben? Du wirst mich hier und jetzt töten müssen, wenn du nicht in Ungnade fallen willst!«
    Es dauerte nicht lange, da kehrte jener Dreizahnige, auf dem Sheera und Torbas ritten, zurück und landete kaum fünfzig Schritt von dem im Eis gestrandeten Himmelsschiff entfernt.
    Mit einem Gedanken, der so mächtig war, dass auch Gorian ihn mitbekam, scheuchte Torbas die anderen Dreizahnigen davon. Sie reagierten erst etwas ungläubig, doch dann flogen sie tatsächlich fort.
    Torbas stieg von seinem Reittier, während Sheera dort sitzen blieb, reglos, mit starrem Gesicht und von Finsternis erfüllten Augen.
     
    Torbas ging auf das gestrandete Himmelsschiff zu, Schattenstich mit beiden Händen umfassend, und Gorian sprang über die Reling der Sonnenbarke .
    In einem Abstand von kaum fünf Schritten blieben sie stehen. Gorian hatte Rächer eingesteckt, denn so leicht wie ein Dreizahniger war ein Schwertmeister mit einer solchen Waffe nicht zu besiegen.
    Und noch mehr galt dies für einen Schwertmeister, der im Reich des Geistes der Caladran gewesen war und dort sein magisches Wissen noch in einer Weise vervielfältigt hatte, wie es in der Vergangenheit keinem Meister des Ordens möglich gewesen war.
    »Ich habe dich schon einmal besiegt und werde es wieder tun«, sagte Torbas. »Die Dinge geschehen, wie sie geschehen, und Morygor bestimmt das Schicksal und die Gestirne. Sieh zum Himmel, sieh zur Sichel der Sonne, und benutze
dabei deine Augen so, wie es die Caladran tun und wie es auch dir möglich ist, seit du im Reich des Geistes warst. Dann erkennst du, dass die Sichel bereits wieder schmaler wird und der Schattenbringer die Sonne langsam, aber unaufhaltsam verlöschen lässt. Morygor ist sehr großzügig, bedauerlicherweise aber nicht dir gegenüber. Sheera und mir steht der Weg frei, uns auf die Seite dessen zu stellen, der eine neue Welt schaffen wird. Dir aber ist dieser Weg verwehrt. Für dich gibt es – früher oder später – nur den Tod und das ewige Vergessen.«
    »Das werden wir sehen«, murmelte Gorian.
    »Nein, es steht schon fest!«
    Dann griff Torbas an. Eine Folge wilder Schläge prasselte auf Gorian ein, so blitzschnell, dass sie auch für jemanden, der die Kunst der Voraussicht beherrschte, gefährlich waren. Gorian musste zurückweichen, und Torbas trieb ihn fast ein Dutzend Schritte vor sich her.
    Auf einmal aber hielt er inne. Ein kaltes Lächeln spielte um seine dünn gewordenen Lippen.
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