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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2
Autoren: Alfred Bekker
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Strömung und dem Wind, dass es einen westreichischen Galeerenkapitän vor Neid hätte erblassen lassen.
    Wo auch immer diese Horden anlanden würden, ob auf Pela, in Caladranien oder noch weiter südlich an der Küste Mituliens und des Westreichs, würden sie Angst und Schrecken verbreiten und alles zerstören, was endlose Generationenfolgen mühevoll errichtet und aufgebaut hatten.
    Endlich erreichte Gorian jene weiße Grenze, die sich mitten durch den Ozean zog und an der sich der nach Süden drängende, ständig wachsende Eispanzer durch das endlose Wasserreservoir des Meeres von Ost-Erdenrund speiste. Auch das wenige Sonnenlicht, das wieder auf Erdenrund strahlte, hatte nicht dazu geführt, dass sich der Frost zurückgezogen hätte. Nicht eine Meile. Das Gegenteil war der Fall.
    An der Bruchkante des Eispanzers lagerten Leviathane und Hunderttausende von Wollnashornreitern. Untote aus Orxanien, aus Torheim und von den Torlinger Inseln und aus Eisrigge formierten sich dort.
    Immer wieder brachen Stücke aus dem Panzer, aber diese Brüche wurden bewusst herbeigeführt, wie Gorian erkannte. Sie waren zu gerade, zu akkurat, um nur Ergebnis blinden Zufalls oder chaotischer Spannungskräfte zu sein. Auf diesen Schollen fuhren die einzelnen Kriegsverbände gen Süden; es war der Beginn einer Reise, die mit Eroberung und Zerstörung ihren Höhepunkt finden sollte.
    Gorian ließ das Himmelsschiff höher steigen. Er wollte
kein Ziel für Katapultbeschuss oder den Angriff durch einen Schwarm Eiskrähen darstellen.
    Eine ganze Weile flog er die sich beständig nach Süden voranschiebende Eisgrenze entlang, dann drang er schließlich in jene weiße Wüste vor, die ehedem Meer gewesen war.
    Schneegestöber behinderte seine Sicht, und er war froh, dass der magische Schirm der Sonnenbarke von Pela die Auswirkungen des Wetters weitgehend fernhielt.
    Die Nacht brach herein.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Gorian den Unterschied wieder deutlich bemerken können. Der Schneefall hörte auf, und ein fahler, bleicher Mond stand am Himmel und leuchtete auf eine weiße Ebene hinab, die sein Licht zurückstrahlte.
     
    Als die Sonne aufging, sah sie aus wie eine riesige Feuersichel und wirkte auf den ersten Blick wie ein unnatürlich großer und greller Mond. Es wurde so hell wie schon seit langer Zeit an keinem Morgen mehr, auch wenn noch immer einige Sterne sichtbar blieben.
    Ein trügerisches Zeichen der Hoffnung, dachte Gorian. Aber vielleicht machte es dem einen oder anderen Mut, der nun in Gryphland oder in den südlichen Herzogtümern des Heiligen Reichs darüber nachdachte, sich gegen Morygors Macht zu stemmen.
    Im Morgengrauen holte Gorian die dreizahnigen Riesenfledertiere ein. Sie schwebten über schneebedeckte Anhöhen und Gebilde, bei denen es sich womöglich um die Turmspitzen hoher Gebäude handelte.
    Das musste die Torlinger Stadt sein. Gorian erinnerte sich der präzisen Darstellungen auf König Abrandirs Globus.
Vor kurzem noch war die Torlinger Stadt ein großer Seehafen und Zentrum des Handels im nördlichen Meer von Ost-Erdenrund gewesen, nun war sie begraben unter einer dicken Schicht aus Eis und Schnee. Immerhin waren wieder Konturen in der Landschaft zu erkennen, und so gab es etwas Abwechslung in der weißen Einöde.
    Gorian spürte die Wirkung von Morygors Aura. Aber sie beeinträchtigte ihn keineswegs mehr so stark wie bei seinem ersten Vorstoß ins Frostreich, als er zum Speerstein von Orxanor gelangt war. Und das, obwohl der Einfluss Morygors keineswegs schwächer geworden war, sondern sich ganz im Gegenteil noch erheblich weiter ausgedehnt hatte.
    Gorian beschleunigte das Schiff.
    Sheera! , dachte er und versuchte alle Kraft in diesen Gedanken zu legen, die er im Moment aufzubringen vermochte. Warum sollte es nicht trotz allem möglich sein, zu ihrer Seele vorzudringen? Es konnte nicht ihre freie Entscheidung sein, dass sie auf Torbas’ Seite stand und zu Morygors Dienerin geworden war.
    Die Dreizahnigen veränderten ihre Flugbahn. Alle bis auf jene Kreatur, auf der Torbas und Sheera saßen, flogen einen Bogen und stießen annähernd gleichzeitig auf die Sonnenbarke von Pela zu. Dann stürzten sich gleich drei von ihnen von oben herab auf das Himmelsschiff.
    Zischend prallten sie gegen den magischen Schutzschirm, sodass es grell aufblitzte. Zwei weitere Dreizahnige krallten sich von unten an die Sonnenbarke und rissen sie in die Tiefe. Ein geübterer Himmelsschiff-Steuermann hätte das vielleicht
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