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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2
Autoren: Alfred Bekker
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gealterten Greis wurde.
    Aber dann entschied er sich dagegen. Eine lange Strecke im Zwischenreich der Schattenpfade zurückzulegen barg ein zu großes Risiko, und selbst eine kurze Entfernung auf diese Weise zu überwinden konnte ihm schon zum Verhängnis werden. Und wenn er sein Ziel nicht erreichte, half er damit niemandem.
    So wählte er ein anderes.
    Er sammelte die Alte Kraft in sich und murmelte in Gedanken eine unterstützende Formel der Schattenmeister.

    Kurz bevor sein Körper auf den felsigen Berghängen in der Nähe des Stadtbaums von Pela aufschlug, verwandelte er sich in einen schwarzen Rauchwirbel …
    … und erreichte dann den Hafen von Pela. Über einem der Himmelsschiffe verstofflichte er wieder, stolperte aus Hüfthöhe ungeschickt zu Boden und schlug hart auf den Planken auf, denn er hatte nicht daran gedacht, diesen letzten kleinen Fall magisch abzumildern. Sternenklinge entglitt seiner Hand und rutschte ein Stück über das Deck.
    Auf die Schattenmeisterwürde musste er wohl noch etwas warten.
    Er streckte die Hand aus, und das Schwert kehrte zu ihm zurück. Dann besann er sich auf das, was er im Reich des Geistes gelernt hatte. Dort war er schon einmal mit einem Himmelsschiff geflogen, wenn auch nur in Gedanken.
    Aber der Unterschied konnte so groß nicht sein. Alles, was notwendig war, um dieses Schiff sich in die Lüfte erheben zu lassen und den dreizahnigen Riesenfledertieren zu folgen, wusste er.
    Er ging zum Heck, zerschlug die Taue aus feinstem Caladran-Seil mit ein paar Schwerthieben, eilte dann zum Bug und machte das Schiff auch dort frei.
    Es trug den Namen Sonnenbarke von Pela , wie die Caladran-Runen verrieten, die die Aufbauten weithin zierten. Allerdings hatte das Schiff nicht einmal ein Drittel der Länge, die das Flaggschiff des Königs auszeichnete.
    Die Sonnenbarke von Pela setzte sich in Bewegung, ohne dass sich das Segel rührte. Gorian spürte die metamagischen Winde. Und er spürte auch all die Möglichkeiten des Schiffes, die sich durch einen puren, auf die richtige Weise formulierten Gedanken in Gang setzen ließen.
    Das Schiff trieb auf die Einfahrt des Hafens zu, dann ließ
er es schneller fahren, und es durchpflügte die hohen Wellen in der Bucht von Pela, ehe es sich schließlich aus dem Wasser erhob. Ein Ruck ging durch die Sonnenbarke, als Gorian noch einmal die Geschwindigkeit erhöhte und dafür sorgte, dass die metamagischen Winde das Gefährt vorantrieben.
    Vielleicht war das etwas zu schnell, denn die Umgebung begann zu verschwimmen. Selbst der noch relativ nahe Stadtbaum von Pela war nur noch als verwaschene, gebogene Kontur wahrzunehmen, wie ein Zerrbild seiner selbst.
    Er durfte nicht außer Acht lassen, dass er ein Anfänger war und ihm die Magie der Caladran noch viele ungelöste Rätsel aufgab. Gleichzeitig entsann er sich all der Warnungen im Zusammenhang mit den Himmelsschiffen und den metamagischen Winden. Es bedurfte eines starken Geistes, um nicht ungewollt allein in einer eigenen metamagischen Raumzeit zu enden.
    Die Umgebung verformte sich noch stärker, während Gorian zusätzliche Kräfte zu sammeln versuchte. Seine Augen waren mittlerweile permanent von Schwärze erfüllt. Er drosselte die Geschwindigkeit ein wenig, und die Formen der Umgebung wurden wieder klarer und vertrauter, waren nicht mehr verzerrt.
    »Es sind nicht deine eigenen Kräfte, die dieses Schiff vorantreiben, sondern die metamagischen Winde und Schwingungen«, hörte er eine Gedankenstimme in sich, die geradewegs aus dem Reich des Geistes zu kommen schien. » Du bestimmst nur, wie sehr du ihnen das Schiff überantwortest. Also verhalte dich nicht wie ein Koggenkapitän, der selbst den Wind zu blasen versucht, anstatt ihn zu erwarten und die Segel nach ihm auszurichten!«
    Es war die Gedankenstimme des Namenlosen Renegaten. Dort, wo alle Gedanken und Erinnerungen der Caladran
aufgehoben waren, würden wohl auch die seinen für alle Zeiten bewahrt bleiben. Mochte er sich auch noch so sehr von seinem Volk losgesagt haben, die Spuren, die er im Reich des Geistes hinterlassen hatte, waren unauslöschlich.
    Und so achtete Gorian mehr auf die metamagischen Strömungen und versuchte, ihre Kraft zu nutzen, statt seine eigene zu verschwenden.
    Das Schiff gewann überraschenderweise an Fahrt, während es Gorian plötzlich sehr viel leichter fiel, es unter seiner Kontrolle zu halten. Es dauerte nicht lange, und er gewann beinahe dieselbe Leichtigkeit im Umgang damit, wie er sie bereits
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