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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2
Autoren: Alfred Bekker
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geronnen und hatte den Blutfluss gestoppt. Eigentlich unmöglich bei einer zerfetzten Schlagader, aber offensichtlich galt das nicht für eine Heilerin.
    Er befreite auch sie von den magischen Fesseln, dann half er ihr auf. Dabei stützte er sich auf Sternenklinge und steckte die Waffe anschließend in seine Rückenscheide. Er streckte die Hand aus und rief Rächer zu sich.
    Der aufkommende Sturm war so heftig, dass sich Gorian und Sheera kaum auf den Beinen halten konnten. Sie wankten vorwärts. Gorian legte den Arm um sie und stützte sie, denn sie war offenkundig sehr schwach und fast orientierungslos. Vielleicht hatte das mit dem starken Blutverlust zu tun.
    Der Schnee peitschte ihnen in die Gesichter. Sie schleppten sich bis zu der gestrandeten Sonnenbarke von Pela , erklommen das Deck und retteten sich ins Innere der Aufbauten.
    Schon bald toste draußen der Wind und häufte hohe Schneeverwehungen auf. Die magischen Fenster der Caladran
verloren unter dem Einfluss von Morygors Aura nach und nach ihre Wirksamkeit, der Schnee drang ein, und so musste Gorian die Läden schließen, von denen er eigentlich angenommen hatte, dass sie bei den Aufbauten der Sonnenbarke von Pela eher einem dekorativen Zweck dienten.
    »Was ist mit deiner Wunde?«, wandte sich Gorian an Sheera.
    »Du denkst, sie dürfte eigentlich nicht heilen.«
    »Vielleicht habe ich die Fähigkeiten einer Heilerin unterschätzt«, gestand er lächelnd ein.
    »Ja, und ich vielleicht auch«, gab sie zurück. »Die Herrschaft über das Blut – eine der schwierigsten magischen Praktiken, die man im Haus der Heiler erlernen kann.«
    »Du beherrschst sie anscheinend sehr gut. Dein Blut ist geronnen, obwohl es eine Schlagader war.«
    »Jenen, die keinen Meisterring tragen, ist es eigentlich verboten, diesen Zauber anzuwenden, denn man kann dabei vieles falsch machen, und die Auswirkungen sind dann verheerend.«
    »Doch du beherrschst diesen Zauber.«
    »Ich habe darüber einiges gelesen, das ist alles.« Sie atmete tief durch. »Es ist so, wie die Axiome sagen: Sich selbst zu heilen ist immer am schwersten und manchmal so gut wie unmöglich!«
    »Und was ist mit deinem Geist, deiner Seele?«, fragte er. »Bist du wieder frei? Hast du wieder einen eigenen Willen?«
    »Es war seltsam. Torbas hat den Moment meiner Schwäche genutzt, um mich unter seinen Willen zu zwingen. Aber gerade eben, in dem Moment, da ich dich töten sollte …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe mich tatsächlich vollkommen frei entscheiden können. Darauf muss er großen Wert gelegt haben.«

    » Er hat dich frei entscheiden lassen?«, fragte Gorian überrascht.
    »Anders kann ich es nicht erklären.«
    »So wie ich nicht zu erklären vermag, weshalb er mir Sternenklinge gelassen hat.«
    »Hast du ihm nicht einst auch Schattenstich überlassen?«
    »Gewiss.«
    »Na also, das ist es. Er will Gleiches mit Gleichem vergelten, und vielleicht erwartet er einen ähnlichen Freundschaftsdienst eines Tages von dir.«
    Gorian schüttelte den Kopf. »Er ist jetzt ein Diener Morygors. Für ihn wird es meinerseits keinen Freundschaftsdienst mehr geben.«
    »Ein Diener Morygors«, sagte Sheera. »Das wäre ich jetzt auch.«
    »Und warum bist du es nicht?«
    »Es war der Moment, in dem ich dich töten sollte, der alles geändert hat«, erklärte sie. »Das hätte ich nicht gekonnt. Aber wer weiß, zu welchen Scheußlichkeiten wir fähig sind, wenn wir noch länger unter dem Einfluss von Morygors Aura bleiben.«
     
    Der Sturm machte es zunächst unmöglich, mit dem Schiff aufzusteigen. Auch der Zauber der Gewichtslosigkeit hätte sie nicht davor bewahren können, ein Spielball dieses mörderischen Winds zu werden, der von Norden her über die blanken Eisflächen fegte und zudem deutlich spürbar mit Magie angereichert war.
    So warteten sie ab, bis der Sturm nachließ.
    Auf den Schiffen der Caladran wurden glühende Steine mitgeführt, die sowohl für Wärme als auch für Licht sorgen konnten und damit ein hervorragender Lagerfeuerersatz
waren. So war es auch auf der Sonnenbarke von Pela . Der magische Schirm konnte so schnell nicht erneuert werden, aber mithilfe der glühenden Steine ließ es sich auch so aushalten.
    Nachdem Gorian und Sheera das Schiff einigermaßen vom Schnee befreit hatten, setzte Gorian es in Bewegung, wofür er intuitiv das Wissen nutzte, das er im Reich des Geistes erworben hatte. Die metamagischen Winde schoben das Schiff über den eisigen Untergrund, dann hob es sich
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