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GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor

GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor

Titel: GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
Autoren: John Norman
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war, b e saß es einen Fockmast. Es war mit langen Rudern ausg e rüstet, die von mehreren Männern bedient werden mu ß ten. Anstelle zweier seitlich angebrachter Steuerruder hatte es ein langes Heckruder, das nach hinten ausgeric h tet war. Der Rammsporn befand sich oberhalb der Wa s serlinie und würde den Schaden beim feindlichen Schiff daher sehr weit oben anrichten. Im Hafen von Port Kar wurde viel über diesen Bau gelacht, doch Tersites beac h tete seine Kritiker nicht. Er arbeitete fleißig, wenig e s send, am Arbeitsplatz schlafend. Er überwachte das gr o ße Werk in jeder Einzelheit. Es wurde behauptet, der ti e fe Kiel würde das Schiff langsam machen, die beiden Masten würden im Notfall nur mühsam umzulegen sein, das lange Steuerruder würde sich als unhandlich erwe i sen und nicht von einem Mann bedient werden können. Es hieß, nicht alle Ruderer könnten ihre Arbeit im Sitzen verrichten, und wenn sie zu mehreren am Ruder säßen, würden manche ihre Anstrengung nur vortäuschen.
    Ich war kein Schiffsbauer, ich war Kapitän. Auch ich hatte den Eindruck, daß ein solches Schiff zu schwerfä l lig und langsam sein würde, daß es sich besser für Frachtdienste eignete, beschützt im Rahmen eines Ko n vois, anstatt auf dem schimmernden Thassa den Angri f fen der schmalen Lateinersegler ausgesetzt zu sein. Wäre es meine Aufgabe, das Ende der Welt zu suchen, so hätte ich das lieber an Bord der Dorna oder Tesephone getan, schmalen, wendigen Schiffen, deren Eigenschaften und Launen ich bestens kannte.
    Andererseits war Tersites' Schiff sehr widerstandsf ä hig. Es ragte zu ehrfurchtgebietender Höhe auf, mit stolz emporgeschwungenem Bug, der dem Hafenkanal zug e wandt war. Wenn ich so neben dem Schiff stand und an seiner hohen Bordwand entlangschaute, hatte ich zuwe i len das Gefühl, daß vielleicht nur ein solches Schiff die gefährliche und vielleicht unmögliche Reise zum Ende der Welt wagen konnte.
    Tersites hatte den Bau so angelegt, daß der Bug nach Westen wies – damit zeigte er nicht nur auf den Hafe n kanal zum Meer, sondern zugleich zwischen Cos und Tyros hindurch – auf das Ende der Welt.
    »Die Augen sind noch nicht aufgemalt«, sagte ich zu Samos. »Das Schiff lebt noch nicht.«
    »Dann male die Augen auf«, sagte er zu mir.
    »Das muß Tersites tun«, meinte ich. Er war der Schiffsbauer. Wie sollte ein Schiff ohne Augen sehen können? Für den goreanischen Seemann sind seine Schi f fe Lebewesen. Dies mag man als Aberglauben abtun, viele sehen darin aber eine Art unerklärliche Realität, die ein Seemann zu spüren vermag, die er aber anderen Me n schen nicht erklären kann und vielleicht auch nicht erkl ä ren sollte. Auch ich habe dieses Gefühl manchmal erfa h ren, spätnachts, auf dem Deck liegend, zu den Monden Gors emporschauend. Es ist eine seltsame Anwandlung. Es ist, als wären das Schiff und das Meer und die ganze Welt irgendwie am Leben. Im allgemeinen hat der G o reaner zu vielen Dingen eine viel intensivere und persö n lichere Beziehung als der gebildete Erdenbürger. Vie l leicht ist das darauf zurückzuführen, daß er das Opfer einer primitiveren Bewußtseinsstufe ist; andererseits mag es sein, daß wir längst Dinge vergessen haben, die ihm noch bewußt sind. Vielleicht teilt sich die Welt nur jenen mit, die zum Zuhören bereit sind. Wie die Wahrheit in dieser Frage auch aussehen mag, ob der Mensch grun d sätzlich ein chemischer Mechanismus ist oder mehr als das, ein bewußtes Lebewesen, dessen Schmerz und E r kenntnis und Bewußtheit das Aufeinanderwirken von Kohlenstoff und Sauerstoff, den Austausch von Gasen, das Öffnen und Schließen von Ventilen übersteigen muß – es steht fest, daß manche Menschen – und dazu geh ö ren auch Goreaner – ihre Welt auf eine tiefgründige, vie l schichtige Weise erleben, die von der Welterkenntnis der technisch orientierten Mentalität sehr entfernt ist. Der Erdenmensch stellt sich die Welt als im wesentlichen tot vor; der Goreaner sieht sie als durch und durch lebendig. Der eine gebraucht das Schlagwort von der blinden M a schine, der andere das des Lebewesens. Zweifellos übe r trifft die Realität alle Metaphern, die nur dünne Stro h halme sind, mit denen wir mitleiderregende, staunende Wesen an den Toren granitener Rätsel zu kratzen vers u chen. Aber wenn wir schon unseren Weg wählen müssen, auf dem wir letztlich doch versagen, haben die Goreaner in meinen Augen keine schlechte Entscheidung getro f fen. Ihr Weg ist dem
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