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Google-Mitarbeiter Nr. 59

Google-Mitarbeiter Nr. 59

Titel: Google-Mitarbeiter Nr. 59
Autoren: Douglas Edwards
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anwesend waren, so sagten sie nichts. Wir gingen weiter in die nächste Textzeile.
    Die Druckerei RR Donnelley brachte fast schon genauso lange Tinte aufs Papier wie die Mercury News . Ihre Räumlichkeiten in Palo Alto hatten jedoch wenig Ähnlichkeit mit denen meines früheren Arbeitgebers. Der Besprechungsraum, in dem wir uns trafen, war vollgepackt mit der modernsten Kommunikationselektronik und in gedeckten Farben gehalten. Eine voll ausgestattete Küche war ein Stück den Gang entlang, ebenso ein Aufenthaltsraum, ein Billardtisch, ein Fitnessraum, Duschen und Rollbetten. Ein Massagetherapeut war im Dienst für den Fall, dass der Stress des Redigierens überwältigend wurde. Direkt hinter der führenden Anwaltskanzlei von Silicon Valley situiert, war RR Donnelley der Ort, an den Firmen gingen, wenn sie bereit waren für den Börsengang.
    Ich war am späten Nachmittag des 27. April angekommen und hatte wie angegeben in der Straße weiter weg von dem Gebäude im Mission-Stil geparkt. Der Rahmen für das Nummernschild an meinem Taurus trug stolz das Google-Logo und die Worte: »Ich fühle mich gut.« In der Nähe von Donnelley gesehen zu werden, konnte schon genug über das Geheimnis verraten, das wir noch hüten wollten; das Projekt Denny’s – unser Börsengang – war auf dem Weg. 119 Ich hatte nicht erwartet, darin involviert zu sein, aber zu später Stunde am Abend zuvor hatte Cindy mir den Entwurf eines Briefes gemailt, den Larry für Googles zukünftige Aktionäre geschrieben hatte. Darin legte er die Prinzipien dar, nach denen er, Sergey und Eric Google leiten wollten, nachdem es eine Aktiengesellschaft geworden wäre. Die Gefühle wurden gut getroffen, aber die Sätze waren aneinandergeklebt wie Computerbefehle. Cindy fragte mich, ob ich es »googlemäßig« umformulieren könnte. Ich machte rasch ein paar Änderungen und schickte es ihr zurück, um zu sehen, ob ich auf dem richtigen Weg war. Um 23.30 Uhr schickte Larry mir eine dringende E-Mail mit der Bitte, fortzufahren. Er war mit Salar, Susan und Marissa in seinem Büro und pfuschte den Text zusammen. Ich machte weiter. Etwa um 1.30 Uhr morgens schickte ich meinen fertigen Entwurf ab und ging schlafen.
    Larrys überarbeitete Version erwartete mich am nächsten Morgen. Er hatte nicht viel verändert. Der Stil war immer noch typisch Larry. Cindy ließ mich wissen, dass er auf Drängen des Vorstands auch Kara Swisher gefragt hatte, den leitenden Reporter, der beim Wall Street Journal für Internet-Unternehmen zuständig war, zu versuchen, den Text zu verbessern. Für Larry gehörte Kara zur Familie, da er mit Megan Smith, einer Google-Managerin verheiratet war. Aber Cindy hatte Larry Vorwürfe gemacht, weil er ohne ihr Wissen einen Journalisten kontaktiert hatte – vor allem einen, der regelmäßig für die nationale Presse über Google schrieb. Kara fand Larrys Bitte süß-naiv, ­lehnte jedoch aus moralischen Gründen ab. Unbeirrt wandte sich Larry an James Fallows vom Atlantic . Larry glaubte immer daran, die fähigsten Leute zu ­engagieren, und obwohl Fallows dafür nicht bezahlt werden wollte, machte er dennoch ein paar Vorschläge, um den Text flüssiger zu gestalten, so als ­wäre er von einem englischen Muttersprachler verfasst worden.
    Mittlerweile war ich zum Geschäftsteil des Dokuments vorgedrungen, einer 16-seitigen Beschreibung jedes Produktes, das Google anbot, unserer Partner, unserer Technologie und unserer Unternehmenskultur. Auch dort hatte ich jede Menge Änderungen. Larry schien stärker gewillt, an diesem Teil des Dokuments Änderungen zu akzeptieren, und ich wurde eingeladen, beim Abschluss des Dokuments in der Druckerei teilzunehmen.
    Als ich ankam, setzte ich mich leise hin. Der Raum war einschüchternd und voller Anzüge, die von wichtigen Männern getragen wurden. Jonathan Rosenberg saß zu meiner Linken. Er begrüßte mich herzlich und stellte mich als »die Stimme von Google« vor. »Wenn Doug sagt, etwas ist nicht googley, dann müssen wir es ändern«, informierte er die Gruppe.
    Alle öffneten ihre Bücher beim Wirtschaftsteil, und jemand begann laut vorzulesen. »Google ist weltweit Führer bei der Websuche«, stimmte er an, »ein Innovator für Internetanzeigen, eine Top Internet-Destination und eine der bekanntesten Marken weltweit.«
    »Das habe ich umformuliert«, sagte ich und räusperte mich. »Es muss heißen: ›Google ist ein weltweiter Technologieführer, fokussiert auf das Verbessern der Möglichkeiten, wie
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