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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen
Autoren: Michael Grant
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hinschauen sollte. Nur wenige Zentimeter von den Rotoren entfernt ragte die Felswand auf und unmittelbar über ihnen schwebte Penny. Caine stand am Klippenrand. Er hatte offensichtlich keine Angst vor dem Abgrund. Muss er auch gar nicht, dachte sich Sanjit. Caine könnte über den Rand treten, in der Luft stehen bleiben und in der nächsten Sekunde auf festen Boden zurückschweben.
    Penny konnte das nicht.
    Diana redete angespannt auf ihn ein. Was sie wohl sagte? Lass das Mädchen fallen? Bring den Hubschrauber zum Absturz? Das glaubte er nicht. Bei ihr mochte alles Mögliche nicht stimmen, aber sie war keine Mörderin.
    Die Mordlust sprach nur aus Caines Augen.
    Sanjit hatte den Steuerknüppel bis zum Anschlag zu sich herangezogen. Die Rotoren wollten von der Klippe weg, doch Caine ließ nicht los.
    Jetzt machte Diana ein paar Schritte rückwärts. Bewegte sich auf den Rand der Klippe zu.
    »Nein!«, rief Sanjit, doch da fiel sie schon.
    Alles passierte im Bruchteil einer Sekunde. Als Diana mitten im Sturz anhielt, ließ Caines eiserner Griff vom Hubschrauber ab, der einen Satz zurückmachte, weg von Penny, die nun ebenfalls herunterfiel, zum Glück aber an den davonsurrenden Rotorblättern vorbei, während Diana in der Luft blieb.
    Dann wurde sie zurück auf die Wiese geworfen. Sie überschlug sich, blieb liegen und hob gerade noch rechtzeitig den Blick, um Sanjit in die Augen schauen zu können.
    Der Hubschrauber flog im Rückwärtsgang von der Klippe weg, verlor aber gleichzeitig deutlich an Höhe, als wollte er sich mit dem Heckrotor voran geradewegs in das Deck der Jacht bohren.
    Das andere Teil! Heb es an, heb es an und dreh es, dreh es! Der Hubschrauber stieg nach oben, zog aber Kreise. Mann, er hatte schon wieder die Pedale vergessen! Aber immerhin flog die Maschine weiter aufwärts. Stieg und drehte sich und drehte sich immer schneller und schneller, während Sanjit, den es jetzt in seinem Sitz hin und her warf, verzweifelt versuchte, mit den Füßen die Pedale zu erreichen.
    Im Uhrzeigersinn, langsamer, langsamer, Pause, gegen den Uhrzeigersinn, schneller, schneller, langsamer, Pause.
    Der Hubschrauber blieb mitten in der Luft stehen. Weit weg von der Klippe und gut sechzig Meter über dem Meer.
    Sanjit schlotterte am ganzen Körper, seine Zähne klapperten und er war drauf und dran, die Nerven zu verlieren. Virtue murmelte etwas in einer anderen Sprache, die Sanjit nicht verstand.
    Hinter ihm schrien die Kinder.
    Aber wenigstens drehte sich der Hubschrauber nicht mehr, dafür stieg er jetzt immer höher und höher.
    »Okay«, sagte Sanjit. »Der Reihe nach. Hör auf zu steigen.« Er lockerte die verkrampften Finger um den Drehgriff, bis er wieder auf neutral stand. Die Pedale behielt er, wo sie waren, die andere Hand hielt den Steuerknüppel fest, ohne ihn zu bewegen.
    Der Hubschrauber zeigte in Richtung Festland. Nicht nach Perdido Beach, aber zum Festland.
    Virtue hörte auf zu murmeln und blickte Sanjit mit großen Augen an. »Ich glaub, ich hab mir ein wenig in die Hosen gemacht.«
    »Nur ein wenig?«, sagte Sanjit. »Dann hast du Nerven aus Stahl, Choo.«
    Er drückte den Steuerknüppel nach vorne und der Hubschrauber nahm Kurs auf das Festland.
    Brittney starrte auf Edilio. Er lag mit dem Gesicht nach unten im Sand.
    Um seinen Hals lief der Striemen eines Peitschenhiebs, die Haut war gerötet und wund, als wäre er gelyncht worden.
    Tanner stand neben ihr und blickte ihn ebenfalls an.
    »Ist er tot?«, fragte Brittney ängstlich.
    Tanner antwortete nicht.
    Als sie sich neben Edilio in den Sand kniete, erkannte sie an der Bewegung der kleinen Sandkörnchen neben seinem Mund, dass er atmete.
    Er war am Leben. Gerade noch.
    Brittney berührte sein Gesicht. Ihre Finger hinterließen eine Dreckspur.
    Sie stand auf.
    »Der Dämon«, wisperte sie.
    »Ja«, sagte Tanner.
    »Was soll ich tun?«
    »Gutes. Du musst dem Herrn gehorchen und dem Bösen widerstehen.«
    Sie sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Ich weiß nicht, wie.«
    Tanner blickte an ihr vorbei und hob die leuchtenden Augen zum Hügel hinter ihr.
    Sie folgte seinem Blick und sah Zil zur Erde fallen. Sah Dekka in einer Staubsäule langsam zu Boden sinken. Sah Astrid mit ihrem kleinen Bruder. Sah Kinder, die immer noch in Panik den Hügel hinaufrannten.
    Tanner sagte: »Du musst tun, was der Herr von dir verlangt.«
    Brittney stand regungslos da. Sie konnte weder die Wärme des Sandes unter ihren Füßen noch die vom Meer hereinwehende Brise auf
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