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GONE Lügen

GONE Lügen

Titel: GONE Lügen
Autoren: Michael Grant
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vor die Tür.
    »War es Brittney oder Drake, als du zuletzt unten warst?«, fragte Sam.
    »Das Mädchen.«
    »Hat sie was gesagt?«
    »Das, was sie immer sagt: ›Töte es. Töte mich.‹«
    »Ja.«
    »Wie lange soll das noch so weitergehen?«, fragte Howard Sam.
    Das untote Wesen im Keller einzuschließen und von Orc bewachen zu lassen, war keine ideale Lösung, Sam wusste das. Aber es gab nur eine Alternative: es umzubringen. Und das brachte Sam nicht übers Herz.
    Astrid und Edilio hatten sich ein paar Tage lang die Köpfe zerbrochen, um der Katastrophe einen Sinn abzugewinnen. Klar schien, dass alle, die mit der Dunkelheit direkten Kontakt gehabt hatten, benutzt worden waren wie Figuren in einem Schachspiel.
    Für sein tödliches Spiel hatte sich der Gaiaphage zunächst Orsays Kraft zunutze gemacht. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre Liebenswürdigkeit waren durch die Träume, die er ihr eingeflößt und mit Bildern aus ihrer eigenen Fantasie gefüllt hatte, unterwandert worden. Sie hatte gedacht, den Kindern einen Weg in die Freiheit zu zeige n – in Wirklichkeit war es aber der Weg in den Tod.
    Den kleinen Pete hatte er glauben lassen, er spiele ein Spiel. Dabei hatte er Petes Kräfte dazu benutzt, um seine wichtigste Spielfigur Nerezza zu erschaffen.
    Nerezza hatte Orsay gelenkt und an dem letzten schrecklichen Abend, als sich die Gelegenheit dazu ergab, Zil zum Angriff gedrängt.
    Lana weigerte sich immer noch zuzugeben, dass es dem Gaiaphage gelungen war, mit ihren Heilkräften Brittney und Drake wieder lebendig zu machen.
    Drake, die Peitschenhand, war in gewisser Weise immer schon Lanas Kreatur gewesen. Der Gaiaphage hatte sie benutzt, um Drake seine Peitsche zu geben. Und dann hatte er sie ein weiteres Mal benutzt, um Drake zu einem zweiten Leben zu verhelfen. Eigentlich ist es kein Wunder, dachte Sam, dass Lana sich weigert, der Wahrheit ins Auge zu blicken.
    Lana hatte zwei Tage lang die Verletzten geheilt. Danach war sie mit ihrem Hund Patrick aus der Stadt verschwunden und seither nicht mehr gesehen worden.
    Sam und Astrid hatten lange miteinander geredet und, ohne irgendetwas zu beschönigen, ihre Fehler auf den Tisch gelegt. Astrid hatte sich vorgeworfen, arrogant und unehrlich gewesen zu sein und viel zu lange nicht begriffen zu haben, was eigentlich los war.
    Sam wusste nur zu gut, wo er versagt hatte. Er war so sehr von seiner eigenen Schwäche enttäuscht gewesen, dass er begonnen hatte, auch seinen Freunden zu misstrauen. Er war aus blankem Selbstmitleid auf und davon gelaufen und hatte die anderen im Stich gelassen.
    Aber der Gaiaphage hatte Brittney unterschätzt. Um Drake aus dem Grab zu holen, hatte er, abgesehen von Lanas Heilkräften, auch ihre Kraft benötigt, ihre Unsterblichkeit.
    Brittney hatte ihm jedoch von Anfang an Widerstand geleistet. Ohne zu wissen, wofür sie kämpfte, hatte sie sich gegen Drakes Vereinnahmung des Körpers gewehrt, den sie sich teilten. Und das selbst dann noch, als der Gaiaphage ihren Verstand mit Bildern von ihrem toten Bruder zerrüttet hatte.
    Der Gaiaphage wollte den Willen der Kinder von Perdido Beach brechen. Er wollte, dass sie aufgaben, die Hoffnung verloren. Denn erst dann würden die Kinder der FAYZ zu seinen Sklaven werden.
    Am Ende war es ihm nicht gelungen. Es war aber nur eine Frage von Hundertstelsekunden gewesen. Wenn Zil Dekka ein wenig länger aufgehalten hätte oder Edilio nicht den Mut bewiesen hätte, sich Drake entgegenzustellen, wären die Kinder, die mit Mary in den Abgrund gesprungen waren, jetzt alle tot.
    Das wäre das Ende ihrer kleinen Gemeinschaft gewesen, die seit Monaten um jedes Leben kämpfte.
    Sie hatten überlebt, aber nur ganz knapp.
    Und vielleicht war ihnen ja sogar mehr gelungen, als bloß zu überleben: Astrids Gesetze waren in Kraft getreten. Alle, die sich am Tag nach Marys »großem Sprung«, wie Howard ihr Verpuffen bezeichnete, versammelt hatten, hatten dafür gestimmt.
    Sam fand es dennoch bitter, dass Mary nach allem, was sie für die Kleinen getan hatte, als Verrückte in die Geschichte der FAYZ eingehen sollte. Er hoffte, dass sie wirklich draußen und am Leben war.
    Für Mary würde es kein Grab auf der Plaza geben. Dafür gab es jetzt eins für Orsay.
    Wahrscheinlich würden sie nie erfahren, ob die Außenwelt, die sie kurz gesehen hatten, echt oder auch nur ein Trick der Dunkelheit gewesen war. Der Einzige, der es vielleicht wusste, sprach noch weniger als sonst. Seit sein Gameboy zu Bruch gegangen war,
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