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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: S Westerfeld
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Leviathan ließ nach, und das Luftschiff mitsamt Mannschaft war quicklebendig.
    Wieder entfuhr ihm ein Schluchzen. Er sank auf ein Knie und begriff, dass ihm das Überleben eines Schiffes – eigentlich sogar eines Mädchens – für einen Augenblick viel wichtiger gewesen war als der Krieg selbst oder die Millionenstadt. Dann änderte der Wind seine Richtung, und Alek stieg der Gestank von verbranntem Fleisch aus dem Raum hinter ihm in die Nase.
    Wichtig genug, um einen Menschen zu töten, schien es.

41. KAPITEL
    In ihrer unendlichen Weisheit stimmte die Admiralität der Medaille für Tapferkeit in der Luft am gleichen Tag zu, an dem die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten.
    Der Zeitpunkt erschien Deryn verdächtig, und natürlich wurde der Orden nicht für etwas Sinnvolles wie die Rettung der Leviathan durch das Abschalten von Teslas Wunderwaffe verliehen. Stattdessen sollte Alek ausgezeichnet werden, weil er im Sturm oben auf dem Rücken herumgelaufen war, und für seine besondere Fähigkeit, zu stürzen und sich schwer den Kopf zu stoßen. So gut meinte es die Admiralität mit einem.
    Wenigstens hatte es zur Folge, dass die Leviathan wieder nach New York zurückflog, und dort konnte sie Alek noch ein letztes Mal sehen.
    Nach dem Kampf gegen den deutschen Wasserläufer auf Long Island war das Luftschiff nach Washington, D. C. , eingeladen worden. Dort hatten der Kapitän und seine Offiziere Bericht vor dem Kongress erstattet, dessen Mitglieder nun darüber debattierten, wie man auf diesen ungeheuerlichen Übergriff auf amerikanischen Boden reagieren sollte.
    Es war eine Menge Gerede und Verhandeln notwendig, doch am Ende stellte man fest, dass die Deutschen zu weit gegangen waren, und die Politiker von Darwinisten und Mechanisten entschieden sich dafür, in den Krieg einzutreten. Längst bildeten sich Schlangen vor den Rekrutierungsbüros, und die jungen Männer verkündeten lautstark auf den Straßen, sie wollten gegen den Kaiser kämpfen. Während die Leviathan nach Norden unterwegs war, sah man überall Fahnen und Paraden, und die Zeitungsjungen riefen den Krieg aus.
    Deryn war auf der Brücke, als eine zweite Nachricht aus London eintraf, die jedoch als streng geheim eingestuft worden war.
    Ihr Knie war so weit abgeheilt, dass sie den Stock nicht mehr brauchte, trotzdem wagte sie sich noch nicht wieder auf die Webeleinen. In letzter Zeit assistierte sie den Offizieren und Dr. Barlow. In der Gondel hocken zu müssen, war trotzdem totenlangweilig, aber beim Dienst auf der Brücke hatte Deryn sehr viel darüber gelernt, wie die Leviathan organisiert wurde.
    Das wäre sicherlich sehr nützlich, falls sie jemals selbst ein Luftschiff kommandieren müsste.
    Der Botenadler traf in dem Moment ein, als die Wolkenkratzer von New York City in Sicht kamen, und zwar an dem Tag, an dem Alek seinen Orden verliehen bekommen sollte. Das Tierchen sauste an den Fenstern der Brücke vorbei und steuerte die Vogelluke an Steuerbord an.
    Einen Moment später verkündete der Wachoffizier: »Für Dr. Barlow persönlich, Sir.«
    Der Kapitän wandte sich an Deryn und nickte.
    Sie salutierte und machte sich mit dem Nachrichtenröhrchen in der Hand zur Kabine von Miss Eierkopf auf. Er klapperte leise darin.
    Auf ihr Klopfen hin antwortete Tazza mit einem Jaulen, was Deryn als Erlaubnis zum Eintreten auffasste.
    »Schönen Nachmittag, Ma’am. Sie haben eine Nachricht aus London.« Sie las die Schrift auf dem Röhrchen. »Von einem C. Mitchell.«
    Miss Eierkopf schaute von einem Buch auf. »Ah, endlich. Öffnen Sie doch bitte.«
    »Pardon, Ma’am, aber die Nachricht ist streng geheim.«
    »Sicherlich. Aber Sie haben längst bewiesen, wie hervorragend Sie Geheimnisse bewahren können, Mr. Sharp. Öffnen Sie.«
    Der Loris gluckste und sagte: »Geheimnisse!«
    »Aye, Ma’am.« Deryn zog den Stöpsel von dem Röhrchen. Es enthielt ein einziges Blatt halb transparentes Luftpostpapier, das um einen winzigen Filzbeutel aufgerollt war, in dem sich etwas Kleines, Hartes befand.
    Sie wickelte das Papier auf und las: »Liebe Nora, dein Verdacht traf voll ins Schwarze: Eisen und Nickel, dazu Spuren von Kobalt, Phosphor und Schwefel. Eine ziemlich natürliche Formation.« Unterschrieben war der Brief mit: »Herzliche Grüße, Peter.«
    »Genau, wie ich gedacht habe«, seufzte Miss Eierkopf. »Aber leider zu spät, um ihn zu retten.«
    »Wen zu retten?«, fragte Deryn und begriff im nächsten Moment das Offensichtliche – Nikola Tesla war in
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