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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: S Westerfeld
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Metalls und Plastiks breitete sich im Raum aus.
    Sekunden später erlosch der Gehstock knisternd. Tesla lag zusammengesunken über dem Steuerpult und regte sich nicht. Winzige Blitzfäden krabbelten über seinen Körper, und sein Haar zuckte und zitterte.
    Das Dröhnen im Boden unter Alek wurde ungleichmäßiger, brandete auf und ließ wieder nach und durchfuhr das gesamte Gebäude mit einer Schockwelle nach der anderen, als würde ein Riese vorbeistolpern. Bei jedem Stoß verschwamm Alek die Sicht vor Augen, und er hörte, wie um ihn herum die Fensterscheiben zersprangen.
    Er rief Volgers Namen, doch die zitternde Luft schien seinen Schrei zu zerfetzen. Der Rauch wurde dünner, und der Geruch von Salzwasser drang durch die zerschmetterten Scheiben herein, und Alek taumelte zum nächsten Fenster, da seine Lungen nach frischer Luft schrien. Er rutschte, Glasscherben bohrten sich in die verbrannten Schuhsohlen. Aber zumindest konnte er atmen.
    Er schaute hinauf zu Goliath, der über dem Gelände aufragte. Das pochende Pulsen unter seinen Füßen ging mit einem An- und Abschwellen des elektrischen Knisterns einher, das über die gesamte Länge des Turms zog. Die ganze Maschine war bis zum Bersten mit Energie aufgeladen, und Alek begriff, was er getan hatte …
    Goliath stand wie ein Dampfkessel unter Druck. Er war feuerbereit, doch Alek hatte Tesla daran gehindert, die unglaublichen Energien freizulassen, die sich im Inneren aufgestaut hatten. Die Schornsteine spien weiterhin Rauch, die Generatorenschichten speicherten Strom in die längst übervollen Kondensatoren ein. Während Alek zuschaute, zerplatzten überall auf dem Gelände weitere Fensterscheiben.
    Mitten in all dem stand die deutsche Korvette über dem Wrack des Pinkerton-Läufers. Sie hatte der kleineren Maschine zwei Beine ausgerissen und schien einen bizarren Siegestanz aufzuführen. Die Beine zitterten, der Rumpf ruckte hin und her.
    Dann sah Alek die Blitze, die über die Metallhaut zuckten – die Kontrollsysteme des Läufers waren durch die wilde Energie, die selbst die Luft zittern ließ, vollständig konfus. Er blickte hinauf zum Himmel.
    Die Leviathan glühte ebenfalls wie eine Wolke in der untergehenden Sonne. Die Zilien ruderten und brachten das Luftschiff langsam voran, doch die Motoren waren verstummt, da auch sie durch die statische Elektrizität ausgefallen waren.
    Würde der Wasserstoff in Flammen aufgehen? Alek packte die Kante des Fensters und spürte kaum die Scherben unter seinen Fingern.
    »Deryn«, schluchzte er. »Alles, nur nicht das.«
    Dann entdeckte er in der Ferne einen riesigen Schemen, der über dem Horizont aufragte. Es war der große deutsche Läufer, der viermal größer war als die Korvette und auf dessen Deck eine zerfetzte Marineflagge wehte. Die Maschine kam sehr langsam näher, da die beiden rechten Beine nicht mehr zu benutzen waren. Stattdessen schleppte sich der Läufer mit Hilfe der Krakenkampfarme wie ein sterbendes Tier über die Dünen voran.

    Alek fragte sich einen Moment lang, warum die Elektrizität an Bord des Läufers noch nicht ausgefallen war, aber dann taumelte das Ungetüm in den Wirrwarr des Zauns, und der Stromkreis schloss sich. Vom nächsten kleinen Turm löste sich ein zuckender Blitzfinger und sprang zu einem erhobenen Krakenkampfarm über.
    Von den anderen Türmen folgten entsprechende Blitze, denn die gefüllten Kondensatoren drängten nach Entladung, und innerhalb eines Wimpernschlags hatten sich fünf Elektrizitätsschneisen zu dem riesigen Wasserläufer ausgebildet. Die Maschine schauderte kurz, die Glieder knatterten, während die Funken über die Metallhaut sprangen. Die Luft wurde mit einem riesigen Donnerschlag zerrissen. Die Bäume in der Umgebung des Läufers gingen in Flammen auf, und das weiße Feuer verbrannte sogar die Erde und den Sand darunter.
    Dabei musste es auch die Munitionskammern erwischt haben. Der Läufer zitterte immer heftiger, und Stichflammen schossen aus den Luken. Auch die Schornsteine spien Feuer, da die Treibstofftanks entzündet wurden, und schwarzer Rauch wallte durch die Auspuffe heraus.
    Nachdem die Explosion schließlich verhallt war, konnte Alek kaum noch etwas hören, doch er spürte, dass das Zittern unter seinen Füßen aufgehört hatte. Hinter ihm im Kontrollraum herrschten Dunkelheit und Stille, wenn man von einigen verwirrten Stimmen absah. Goliath hatte sich für den deutschen Läufer verausgabt.
    Angespannt blickte Alek zum Himmel. Das Glühen der
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