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GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit

Titel: GOLIATH - Die Stunde der Wahrheit
Autoren: S Westerfeld
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war die Lage für Sie sehr schwierig, nicht wahr? Und für uns war es sehr eigenartig, Mechanisten an Bord zu haben.«
    »Ich wusste immer, am Ende würden wir einen anständigen Darwinisten aus Ihnen machen«, sagte Dr. Barlow und starrte bedeutungsvoll auf Aleks Orden.
    Man hatte ihn mit dem Tapferkeitskreuz für Flieger ausgezeichnet, der höchsten Ehre, mit der die britische Armee einen Zivilisten bedenken konnte, und auf der Vorderseite befand sich ein Porträt des alten Charles Darwin.
    »Einen anständigen Darwinisten«, sagte der Loris von Miss Eierkopf, und Bovril gluckste.
    »Momentan bin ich ziemlich verunsichert, was ich eigentlich bin«, räumte Alek ein. »Aber ich werde versuchen, mich dieser Ehre würdig zu erweisen.«
    »Ein guter Vorsatz in diesen seltsamen Zeiten, Hoheit«, sagte der Kapitän. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen … Ich muss mich um unsere amerikanischen Gäste kümmern. Deren Mechanisten-Luftschiffe werden uns auf dem Rückweg nach Europa begleiten. Äußerst ungewöhnlich.«
    »Wie schnell sich die Dinge verändern«, sagte Dr. Barlow. »Die Osmanen bleiben neutral, Österreich-Ungarn sucht nach einem Ausweg, und jetzt wollen auch noch die Vereinigten Staaten mitmischen. Tesla hat den Krieg vielleicht nicht beendet, aber sein Tod hat ihn wohl offensichtlich beträchtlich verkürzt.«
    »Hoffen wir es«, brachte Alek mühsam hervor und suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln.
    »Klopp!«, sagte Bovril
    »Ach, ja.« Alek winkte seine Männer zu sich. »Meister Klopp, Bauer und Hoffman haben meine Dienste verlassen. Sie bleiben hier in Amerika.«
    » Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten «, sagte Miss Eierkopf in akzentfreiem Deutsch.
    Klopp nickte. »Und es ist der einzige Platz in der Mechanistenwelt, wo man uns nicht als Verräter und Verschwörer beschimpfen wird, gnädige Frau.«
    »Das ist nur vorübergehend, Meister Klopp«, sagte Alek. »Eines Tages kehren wir alle nach Hause zurück, ganz bestimmt.« Die drei Männer wirkten in ihren zivilen Anzügen mit Krawatte immer noch seltsam auf ihn, aber bald schon würden sie wieder Overalls tragen. »Am Montag fangen sie bei einem Hersteller von Passagierläufern an.«
    »Wird das nicht ein wenig langweilig sein?«, fragte Miss Eierkopf. »Nachdem Sie sich monatelang mit Ihrem jungen Prinzen in der Weltgeschichte herumgetrieben haben?«
    »Überhaupt nicht langweilig, gnädige Frau«, sagte Bauer. »Mr. Ford zahlt fünf Dollar am Tag!«
    Dr. Barlow riss die Augen auf. »Wie überaus ungewöhnlich.«
    Alek lächelte. Er hatte versucht, Klopp den Rest vom Gold seines Vaters zu geben, doch der Mann hatte es nicht angenommen. Doch der Zahnstocher wog auch kaum noch zwanzig Gramm und war vielleicht fünfzehn Dollar wert. Wenn sie für Ford als Läufer arbeiteten, würden die drei zusammen jeden Tag so viel verdienen.
    »Land der unbegrenzten Möglichkeiten«, sagte der Loris von Miss Eierkopf und schniefte. Das Tier hatte ebenfalls kaum einen Akzent im Deutschen.
    »Wo steckt eigentlich Ihr Graf Volger?«, fragte Dr. Barlow. »Ich habe einige Zeitschriften für ihn aufgehoben.«
    »Er muss irgendwo sein.« Alek blickte sich um und entdeckte Volger, der in einer dunklen Ecke des Frachtraums herumschlich. Seine Augenbrauen waren abgeflammt worden, als Teslas Lichtblitz auf ihre Schwerter übergesprungen war, und deshalb sah er aus wie der Wahnsinnige in einem Spielfilm.
    Oder vielleicht hatte er wieder eine seiner Launen. Als Alek seinen Männern gesagt hatte, sie sollten sich eine neue Existenz in Amerika aufbauen, hatte sich nur Volger geweigert. Der Mann hatte geschworen, dafür zu sorgen, dass Alek den Thron von Österreich-Ungarn bestieg, und davon ließ er sich nicht abbringen, ob Alek wollte oder nicht.
    Aber als sich Dr. Barlow zu dem Wildgrafen gesellte, wurde seine Miene milder, und bald unterhielten sie sich angeregt in der abgelegenen Ecke.
    »Vielleicht steht es mir ja nicht zu, das zu sagen, Hoheit«, meinte Hoffman und sah zu ihnen hinüber. »Aber sie sind schon ein eigenartiges Pärchen, nicht wahr?«
    Klopp lachte schnaubend. »Die passen genau zueinander.«
    »Wissen Sie, was ich mir immer gedacht habe?«, fragte Bauer. »Dass dieser Krieg so gut wie beendet war, seit sie sich auf die gleiche Seite geschlagen haben!«
    »Verschwörer«, flüsterte Bovril Alek ins Ohr.
    Es dauerte noch eine Stunde, bis es Alek gelang, sich von all den Gratulanten und interviewsüchtigen Reportern zu befreien und sich
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