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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7
Autoren: Gabriella Engelmann
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gestorben war. Ich brach Knall auf Fall meine Zelte in Holland (da lebte ich zu dieser Zeit mit N.) ab und kam nach Hamburg. Natürlich war Clara anfangs nicht begeistert, mich zu sehen, doch irgendwann beschloss sie, dass ich es trotz allem wert sei, mir zu helfen. Ich vermute, dass sie dabei eher an dich gedacht hat als an mich, aber das ist auch vollkommen in Ordnung! Clara hat mir angeboten, mich bei der Suche nach dir zu unterstützen und mich als Aushilfe im Blumenladen einzustellen.
    Den Rest der Geschichte kennst du ja …
    Als ich gesehen habe, wie liebevoll du das Schaufenster von Traumzeit gestaltet hast, fühlte ich, wie sehr uns ein unsichtbares Band verbindet, nämlich die Liebe zum Schönen und zur Kreativität. Als ich dann auch noch DICH sah, konnte ich kaum an mich halten, dich nicht sofort an mich zu reißen und die Zeiger der Uhr rückwärtszudrehen. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was du meinetwegen alles durchgemacht hast. Ich würde es verstehen, wenn du mir nicht verzeihen kannst, und ich müsste das natürlich akzeptieren. Aber ein Teil von mir hofft auf eine glückliche Fügung. Als ich dir neulich gesagt habe, ich sei in jener Zeit wie TOT gewesen, so stimmt das. Meine seelischen Dämonen hatten mich in der dunklen Welt der Schatten eingeschlossen. Doch nun bin ich bereit, wieder ans Licht zu treten.
    Ich danke dir, dass du bereit warst, meinen Brief zu lesen.
    In tiefer Liebe,
Deine Mutter Roxy

61. Marie Goldt
    (Donnerstag, 5. Januar 2012)
    Zwölfte Rauhnacht – die Nacht der Wunder
»Gib dich dem Zauber der Möglichkeiten hin, bevor die Tore zur Anderswelt sich wieder schließen«
    »Da ist sie, da ist sie«, rief Finja, nachdem sie die Eingangstür aufgerissen und mir auf den Arm gesprungen war, wie sie es früher immer getan hatte. »Mann, bist du schwer geworden«, grinste ich und stellte sie wieder zurück auf den Boden. »Tut mir leid, aber das packe ich echt nicht mehr.« Gesa lächelte und nahm mir den Mantel ab. »Das muss an dem leckeren Essen und den vielen Pfannkuchen liegen, die Finchen in den Ferien verdrückt hat. Aber jetzt komm erst mal rein. Du wirst schon sehnsüchtig erwartet.« Finja trollte sich, allerdings nicht ohne vorher zu verkünden, dass sie später mit mir Sagaland spielen wollte.
    Julia hing am Telefon, als ich in ihr Zimmer kam, und turtelte ganz offensichtlich mit ihrem Niklas. Als sie mich sah, strahlte sie über das ganze Gesicht und verabschiedete sich schnell. »Meinetwegen hättest du ruhig länger telefonieren können«, sagte ich und setzte mich zu ihr auf den weichen Teppich.
    »Ach was, das kann ich auch noch später. Außerdem tut es den Typen auch ganz gut, wenn man sie hin und wieder ein bisschen links liegen lässt!« Dann schaute sie mich aus weit geöffneten Augen fragend an. »Bist du mir immer noch böse wegen der Sache mit Dylan? Du weißt doch, dass ich es nur gut gemeint habe.« Ich kniff ihr spielerisch in die Wange. »Wir haben das Thema doch schon am Telefon besprochen. Für mich ist die Geschichte erledigt. Und beim nächsten Mal fragst du mich besser, bevor du auf so eine Idee kommst, okay?« Julia senkte den Kopf. »Ja, das mache ich, versprochen. Mein Vorsatz für das neue Jahr lautet auch, ein bisschen weniger impulsiv zu sein. Aber jetzt zu einem anderen Thema: Hast du den Brief dabei?«
    Ich gab ihr die Zeilen meiner Mutter, die ich mittlerweile bestimmt schon hundert Mal gelesen hatte.
    Je nach Laune empfand ich dabei entweder Mitleid, hatte Verständnis oder hätte Roxy killen können. Konnte man wirklich alles im Leben entschuldigen, weil es eine Erklärung dafür gab, oder gab es nicht hin und wieder auch Dinge, die unverzeihlich waren?
    »Das ist auf alle Fälle sehr selbstkritisch«, sagte Julia nachdenklich und gab mir den Brief zurück. »Es ist ihr bestimmt nicht leichtgefallen, das zu schreiben. Und ehrlich gesagt finde ich es auch schlimm zu erfahren, dass sie in die Fänge eines so miesen Typen geraten ist. Das hat ja schon beinahe Sektencharakter!«
    »Ich schreibe ihr demnächst vielleicht auch zurück. Sie anzurufen oder zu treffen, schaffe ich im Moment nicht«, murmelte ich mehr zu mir selbst als zu Julia. Schließlich steckte ich bis über beide Ohren im Gefühlschaos. Gut, dass ich nächsten Dienstag wieder zu Dr. Hahn gehen konnte. Jule robbte sich näher an mich heran und legte den Arm um mich. »Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Du hast in den letzten Wochen so viel durchgemacht. Deine Mum hat all die
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