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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7
Autoren: Gabriella Engelmann
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an, dann riss ich mich innerlich zusammen und antwortete kühl: »Ich bin hier mit meiner Freundin Julia verabredet. Also hast du bestimmt Verständnis dafür, wenn ich mich jetzt nicht länger mit dir unterhalten kann, sie müsste nämlich jeden Moment kommen.« Irrte ich mich oder huschte da ein verstecktes Lächeln über Dylans Gesicht. »Ich schätze mal, Julia wird nicht auftauchen«, verkündete er und setzte sich einfach neben mich auf das Sofa. Dylans Duft einzuatmen und so plötzlich seine Nähe zu spüren, raubte mir beinahe den Atem. Wenn ich wenigstens auf dieses Zusammentreffen vorbereitet gewesen wäre. Doch dann gewann mein Verstand wieder die Oberhand. »Woher willst du das denn wissen? Jule ist einer der zuverlässigsten Menschen, die ich kenne.«
    Im Gegensatz zu dir, Mister O’Noonan! Instinktiv rutschte ich ein Stück weiter nach rechts. »Das weiß ich, weil Julia angerufen hat, um mir zu sagen, dass du dich gern mit mir treffen würdest, aber scheinbar zu schüchtern bist, um dich selbst bei mir zu melden. Offenbar hat sie sich meine Nummer von Nives besorgt.« Aha! Daher wehte der Wind! »Dir ist doch hoffentlich klar, dass ich nicht die geringste Ahnung von dieser Aktion habe, oder?« Dylan legte den Kopf schräg und lächelte verschmitzt. »Bist du dir sicher? Schade, ich hatte so sehr gehofft, dass du endlich spüren würdest, dass wir beide zusammengehören. Genauso wie die Musik immer ein Teil deines Lebens sein wird, weil du sie liebst, auch wenn du noch so sehr versuchst, dich dagegen zu wehren.«
    »Okay, ich glaube, das reicht jetzt!«, brauste ich auf und griff nach meinem Mantel. Natürlich hatte Julia es gut gemeint, aber ich hatte gerade überhaupt keine Lust, mich mit diesem eitlen Gockel zu befassen. Doch bevor ich aufstand und ging, wollte ich doch noch eines loswerden: »Es geht mich zwar eigentlich nichts an, aber kannst du mir bitte verraten, was du neulich mit Niki zusammen im Café Engel zu tun hattest? Dafür, dass du sie angeblich auf Abstand halten willst, habt ihr einen sehr vertrauten Eindruck gemacht.« Dylan räusperte sich. »Es geht dich zwar tatsächlich nichts an, weil du mir ja mehrmals klar zu verstehen gegeben hast, dass du nicht mit mir zusammen sein möchtest, aber ich antworte dir trotzdem. Niki hat sich während eines Gigs in London in meinen Bandkollegen verknallt und mit ihm geflirtet. Ron ist aber nicht wirklich auf ihren Flirt eingestiegen, weil er erst vor Kurzem von seiner Freundin verlassen wurde. Niki war für die Feiertage in Hamburg bei ihrer Familie und hat mich um ein Treffen gebeten, weil sie mich über Ron ausquetschen wollte, weiter nichts.« Wut und Enttäuschung grummelten und rumorten immer noch in mir. Ich sah das Bild der beiden vor mir, wie sie nah beeinander am Tisch saßen, als würden sie sich gleich küssen. »Und wieso habt ihr dann so dicht zusammengesteckt, dass es aussah, als wolltet ihr gleich knutschen?« Dylan schien zu überlegen, was er antworten sollte – kein gutes Zeichen in meinen Augen. »Niki hat mir auf ihrem Handy ein Video gezeigt, das sie bei unserem Konzert aufgenommen hat. Oder es war irgendetwas anderes – egal! Alles, was ich dazu sagen kann, ist, tu endlich etwas gegen deine Hirngespinste! Liebe basiert auf Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen. Im Übrigen kann man sich auch nicht gegen alle Eventualitäten des Lebens schützen. Ich verstehe ja, dass du durch das Verschwinden deiner Mutter verunsichert bist und der Tod deines Vaters sehr schmerzt. Aber du kannst dich nicht gegen negative Erfahrungen wehren, indem du alles meidest, was dir unsicher erscheint oder Angst macht. Was mich betrifft, habe ich dir immer sehr klar gesagt, was Sache ist. Und wenn du ehrlich mit dir bist, dann weißt du das auch! Ach und eins noch: Niki hat nicht deinetwegen gekündigt. Sie ist eine Nomadin und hält es nie besonders lang an einem Ort oder bei einem Job aus. Du brauchst ihr gegenüber also kein schlechtes Gewissen mehr zu haben.« Dann stand Dylan auf, zog sich die Lederjacke an, legte ein eingewickeltes Päckchen auf den Tisch und verließ ohne ein weiteres Wort das Café. Mit dem Gefühl, einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet bekommen zu haben, blieb ich sitzen. Dann wickelte ich zunächst widerstrebend – dann aber voller Neugier –, Dylans Geschenk aus: ein gestricktes Etwas, das eine merkwürdige Form hatte. Darin lag ein zusammengefalteter Zettel:
    Das ist der versprochene Nasenwärmer. Ich
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