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Goettlicher Thor 1

Goettlicher Thor 1

Titel: Goettlicher Thor 1
Autoren: Sabineee Berger
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„Vielleicht lag es auch nur an der vielen Elektronik, die direkt neben meinem Kopf ins Bett eingebaut war.“
    „Siena! Bitte komm zum Punkt“, mahnte mich Kathrin, die mich bisher nur schwafelnd erlebt hatte, wenn ich unsicher war. Trotzdem wollte ich mich nicht hetzen lassen. Mit nur einem Blick gab ich ihr das zu verstehen. Doch dieses Mal verstand sogar die Hexe schneller als meine Therapeutin.
    „Schon gut, erzählen Sie ruhig weiter. Ich bin sehr interessiert“, meinte sie und versuchte sogar ein Lächeln.
    „Also gut!“ Ich nickte ihr leicht zu. „Jedenfalls war das Zimmer eine Katastrophe. Oder besser: Die Atmosphäre darin war es. Und deswegen konnte ich natürlich nicht einschlafen. Es war zum Haare raufen, denn ich war vom langen Flug wirklich erledigt und wollte für den morgigen Tag fit sein. Also lag ich in dem Bett, hörte meinem Ex beim Schlafen zu und hatte plötzlich die Idee mich wie ein chinesischer Drache zu fühlen. Es war wie eine Eingebung oder auch nur ein momentaner Tick, aber ich atmete wie ein Drache, bewegte mich wie einer, sah wie einer ... und dann passierte etwas Seltsames.“
    „Und was?“, fragte plötzlich Kathrin, weil wir über mein erstes Drachenerlebnis nie genauer gesprochen hatten. Komisch eigentlich.
    „Es folgte ein lautloser Knall, eine Explosion auf anderer Ebene. Ein greller, gelber Schein. Als würde ein plötzlicher Blitz die ganze vergiftete Atmosphäre des Hotelzimmers reinigen ... oder auch nur mein Innerstes. So genau kann ich das schließlich nicht sagen. Aber es war extrem ungewöhnlich und deutlich spürbar, denn mit einem Mal war die aggressive Missstimmung im Zimmer verschwunden. Wie von einer spirituellen Bombe weggefegt, die nichts anderes übrig ließ als einen Neubeginn. Mit einem Mal öffnete sich etwas wie eine Türe und zeigte mir lauter interessante Bilder, die ich offenbar im Laufe meines Lebens zu China gespeichert hatte, oder die vielleicht auch einfach nur so in dieser Atmosphäre herumschwirrten. Buddhas, Kraniche, chinesische Schriftzeichen und vieles mehr.“ Ich holte tief Luft und bemerkte, wie seltsam mich beide Frauen ansahen. Tief bewegt, vielleicht sogar beeindruck. Als hätte ich gerade von einem riesengroßen Schatz erzählt.
    „Oh“, keuchte die junge Hexe und wandte sich mir nun noch deutlicher zu. „Das heißt der Drache hat sich dir zu erkennen gegeben. Das ist ... das ist ungewöhnlich ... ein richtiges Geschenk. So etwas erlebt man wirklich selten, wenn überhaupt. Dein magisches Tier hat sich dir also aufgedrängt, dir geholfen und den Weg gewiesen. Ich bin beeindruckt. Der Drache ist offenbar ...“ Sie hustete kurz in ihre Faust, als hätte sie zu viel Spucke in ihrem Mund. „... dein Totem.“
    „Mein Totem?“
    „Oder Krafttier.“
    „Wie bei den Indianern?“, fragte ich unsicher und Luise nickte mir zu.
    „Die Schamanen jeden Volkes können verschiedenste Krafttiere benennen und jedes von ihnen hat eine eigene Bedeutung. Ich bin jetzt nicht so bewandert in Schamanismus, aber der Drache steht – soweit ich weiß – für Transformation, große Macht und Weisheit. Meiner Meinung nach war er schon immer das stärkste aller Krafttiere.“ Dabei sah sie mich an, als würde sie nicht glauben, dass ausgerechnet ich solch einen Zugang zu dem Tier hatte. Offenbar herrschte hier gerade tatsächlich eine Art Konkurrenz zwischen uns. Was ich nicht so ganz nachvollziehen konnte und daher zu ignorieren versuchte.
    „Aber bitte! Erzähle doch weiter!“ Sie versuchte freundlich zu lächeln.
    „Also gut. In dieser Vorstellung war ich tatsächlich ein Drache. Aggressiv und wirklich chinesisch, aber ich schaffte es mit dieser Vorstellung einzuschlafen und ab diesem Zeitpunkt hatte ich in Hongkong kein Problem mehr mit dem Schlafen. Das Zimmer war wie gereinigt und ich hatte sogar den Eindruck, dass ein paar der chinesischen Gäste des Hotels plötzlich mit anderen Augen ansahen. Als hätten sie von meinem nächtlichen Erlebnis gewusst oder eine Schwingung aufgefangen, die ich ja selber noch nicht einmal verstehen konnte.“
    „Interessant!“
    „Wie bitte?“ Mit einem Mal dachte ich wieder an diesen Thomas, der genau das gleiche Wort zu Francesko gesagt hatte. Ein Zittern ging durch meinen Körper. Alleine die Erinnerung an den Mann wühlte mich auf.
    „Egal“, meinte die Hexe und warf mir einen schiefen Blick zu, als könnte sie meine Gefühlsauflösung spüren, aber gerade nicht zuordnen. Ablenken wollte sie sich
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