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Goettlicher Thor 1

Goettlicher Thor 1

Titel: Goettlicher Thor 1
Autoren: Sabineee Berger
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Hinsicht eine Bereicherung, aber zurzeit schwirrte mir einfach zu viel in meinem Kopf herum. Ich wusste natürlich, wer ich war und was ich ursprünglich hier gewollt hatte, aber ich konnte nicht leugnen immer wieder einen seltsamen Schleier des Vergessens zu verspüren. Als würde eine Spinne ein feines Tuch aus Fäden weben und damit meine Erinnerungen langsam und unaufhaltsam in einen Cocon verpacken. Ich war Thor, einst ein keltischer Gott mit dem Wunsch, Midgard und die Welt mit ihren Menschen zu schützen. Doch dieses Wissen spürte sich wie aus lang vergangenen Tagen an oder wie aus einem Traum, der allmählich verblasste. Odin hatte mich verlassen und mir nur einen Menschen zur Verfügung gestellt, der mir diese Zeit und die Gebräuche der Menschen erklären konnte. Zuerst war Francesko schockiert gewesen von mir, doch nachdem ich mich angezogen und ihm eine halbwegs plausible Geschichte über eine Art Kurzurlaub erzählt hatte, war er durchaus bereit gewesen, mir etwas über Wien und die Gepflogenheiten der Menschen hier zu erzählen. Nebenbei war es mir gelungen ihn über dieses Jahrhundert im Allgemeinen auszuhorchen. Auch dieser Teufelsapparat, den Francesko Flat-TV nannte, hatte eine Menge Information ausgespuckt und mich einen ganzen Nachmittag und eine Nacht in Atem gehalten. Am nächsten Tag noch hatte ich die Geschichten, Fernsehserien und Nachrichten verarbeiten müssen, doch irgendwann hatte ich einfach nur noch Ruhe gebraucht und Entspannung ... und eine Menge zu essen. Was wirklich eine tolle Sache war und ist! Zu Essen gibt es hier wahrlich genug und das noch dazu in ganz unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Eine derartige Vielfalt an Lebensmittel kannte ich nicht, obgleich ich auch feststellen musste, dass ein Zuviel an Durcheinander nicht gut für die Verdauung war. Vor allem ein dunkles Getränk mit prickelnden Perlen vertrug ich nur in kleineren Mengen. Es war definitiv zu süß und brachte zu viel Luft in den Bauch, obwohl es auch sehr munter machte. Das Bier hingegen war hier viel zu dünn und schmeckte kaum nach der Würze, wie ich sie kannte. Zu meinen Lebzeiten hatte es noch besseres Bier gegeben und nicht so derart viel zu essen. Wobei ich gar nicht so über die Menge erstaunt war, als über die Vielfalt und Gestaltung. Früher mochte unser Essen viel einfacher gewesen sein, aber dafür nicht unbedingt weniger schmackhaft. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, vermisste ich bei der ganzen Vielfalt vor allem das köstlich frische Fleisch eines selbst erlegten Wildtieres, das am offenen Feuer lange genug und mit Kräutern der Wiese und des Waldes gebraten wurde. Doch diese – ich öffnete kurz den Eiskasten und las noch einmal nach – Käsekrainer waren auch nicht zu verachten.
    Aber meine Gedanken schweiften schon wieder ab und das war doch eine etwas mühsame Eigenheit dieses Körpers. Als würde die Materie meinen Geist bezwingen, mich ständig an menschliche Gelüste erinnern und meine Klarheit mit scheinbaren Kleinigkeiten und Unwichtigkeiten verwirren. Und scheinbar bezeichnete ich sie nur, weil diese Verwirrungen sehr bodenständig und der Erde zugehörig waren. Sie waren also verständlich und passten zu meinem selbst gewählten Leben als Mensch. Doch eigentlich hatte ich mich auf das WARUM konzentrieren wollen, also auf den Grund, wieso ich überhaupt hierhergekommen war! Verärgert rieb ich mir die Stirn, weil ich immer noch an Hirschbraten mit Wacholderbeeren dachte. Wie zum Trotz lagen die wirklich essentiellen Erinnerungen weiterhin wie unter einem dichten Nebel verborgen. Ich wusste, dass mein Auftrag sehr wichtig war und irgendwie mit Kommunikation zu tun hatte, doch ich konnte mich einfach nicht erinnern, warum ich ausgerechnet auf die Erde gekommen war und dann noch in eine für mich eher unbekannte Stadt. Für mich war Wien schön und interessant, aber auch ein monströses Ding mit viel zu vielen Autos und hohen Häusern. Doch aus dem Fernsehen wusste ich, dass diese Stadt im Vergleich zu anderen lächerlich klein sein musste.
    Ein Funke.
    Hm. Der Gedanke, gab mir Hoffnung. Ich verstand zwar nicht genau, warum, aber es spürte sich richtig an und wie ein Hinweis auf den Grund meiner Mission. Vielleicht war diese partielle Amnesie ja nur auf den Anfang meines menschlichen Lebens beschränkt und besserte sich mit der Zeit. Womöglich war mein Zustand vergleichbar mit dem Bewusstsein eines Babys, das sehr viel mit der plötzlichen Veränderung seines Daseins zu tun hatte
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