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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
Autoren: Josephine Angelini
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Hergesheimer sah ihr ins Gesicht und schließlich gab er nach. »Ist gut. Aber wenn du irgendwann das Gefühl hast, eine akademische Herausforderung zu brauchen, kannst du jederzeit in meinen Englischkurs einsteigen.«
    »Danke, Mr Hergesheimer. Wenn ich denke, dass ich mit dem Leistungskurs zurechtkomme, melde ich mich bei Ihnen«, beteuerte Helen, die nur froh war, dass sie es überstanden hatte.
    Auf dem Rückweg zu ihrem Platz wurde Helen klar, dass sie Hergie unter allen Umständen von ihrem Vater fernhalten musste. Die beiden durften auf keinen Fall darüber reden, dass sie besondere Kurse wählen sollte. Schon bei dem Gedanken daran bekam sie Bauchschmerzen. Warum konnten die anderen sie nicht einfach ignorieren? Insgeheim hatte Helen immer das Gefühl gehabt, anders zu sein, obwohl sie sich ihr ganzes Leben lang alle Mühe gegeben hatte, es zu verbergen. Aber offenbar hatte sie, ohne es zu merken, Hinweise auf den in ihr versteckten Freak gegeben. Sie musste versuchen, weiterhin den Kopf einzuziehen. Die Frage war nur, wie sie das anstellen sollte, wo sie doch jeden verdammten Tag ein Stückchen größer wurde.
    »Was war denn?«, fragte Claire sofort, als Helen zurückkam.
    »Ach, nur mal wieder eine von Hergies Motivationsansprachen. Er ist der Meinung, ich tue nicht genug«, sagte Helen so gleichgültig, wie sie nur konnte.
    »Du tust ja auch nicht genug. Du machst nie mehr als unbedingt nötig«, mischte sich Zach ein. Er klang empörter, als es ihm zustand.
    »Halt den Mund, Zach«, fuhr Claire ihn an und verschränkte herausfordernd die Arme vor der Brust. Dann drehte sie sich wieder zu Helen um. »Es stimmt aber, Lennie«, sagte sie entschuldigend. »Du machst wirklich nie mehr als nötig.«
    »Ja, ja. Ihr könnt beide den Mund halten«, konterte Helen und kicherte. Dann läutete die Pausenglocke und Helen sammelte ihre Sachen zusammen. Matt Millis lächelte ihr zu, eilte aber sofort davon, als sie alle den Raum verließen. Schuldbewusst erkannte Helen, dass sie noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte. Dabei hatte sie ihn gar nicht ignorieren wollen, jedenfalls nicht am ersten Schultag.
    Claire zufolge wussten »alle«, dass Helen und Matt »angeblich« ein Paar waren. Matt war intelligent, sah gut aus und war Kapitän des Golfteams. Er wurde zwar als Streber angesehen, aber da Helen praktisch eine Außenseiterin war, seit Lindsey angefangen hatte, Gemeinheiten über sie zu verbreiten, war es geradezu ein Kompliment, dass die anderen sie für gut genug hielten, um mit jemandem wie Matt auszugehen.
    Leider empfand Helen nicht das Geringste für ihn. Null Kribbeln. Das eine Mal, als man sie auf einer Party zusammen in einen Schrank gesperrt hatte, wo sie herumknutschen sollten, war schrecklich gewesen. Helen hatte das Gefühl, ihren Bruder zu küssen, und Matt hatte sich zurückgestoßen gefühlt. Danach war er zwar immer noch sehr nett zu ihr gewesen, aber seitdem herrschte zwischen ihnen doch eine gewisse Spannung. Er fehlteihr wirklich, aber sie fürchtete, dass er es falsch verstehen könnte, wenn sie ihm das sagte. Es kam Helen so vor, als würden die Leute in letzter Zeit alles, was sie sagte, in den falschen Hals kriegen.
    Den Rest des Vormittags wandelte Helen wie ferngesteuert von einem Kurs zum nächsten. Sie konnte sich nicht konzentrieren, und jedes Mal, wenn sie es versuchte, überkam sie eine unerklärliche Gereiztheit.
    Irgendetwas stimmte nicht. Ihr ging jeder – von ihren Lieblingslehrern bis zu den paar Bekannten, über deren Wiedersehen sie sich eigentlich freuen sollte – auf die Nerven, und auf dem Weg durch die Flure hatte sie plötzlich immer wieder das Gefühl, in einem Flugzeug in 3000 Metern Höhe zu sitzen. Ihre Ohren fühlten sich an wie verstopft, alle Geräusche kamen nur noch gedämpft an, und ihr Kopf wurde ganz heiß. So plötzlich, wie es gekommen war, verschwand es dann auch wieder. Aber trotzdem spürte sie überall um sich herum einen gewissen Druck, wie die Energie vor einem Gewitter, obwohl der Himmel klar und blau war.
    Beim Mittagessen wurde es noch schlimmer. Gierig biss sie in ihr Sandwich, weil sie dachte, dass ihre Kopfschmerzen vielleicht mit einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel zusammenhingen, aber das war nicht der Fall. Jerry hatte extra ihr Lieblingssandwich eingepackt – geräucherten Putenaufschnitt mit Apfelscheiben und Brie auf Baguette –, aber sie bekam noch nicht mal einen Bissen runter.
    »Hat dein Dad eine neue Katastrophe gebastelt?«,
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