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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
Autoren: Josephine Angelini
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sagen …«, fügte sie hinzu.
    »… aber dann müsstest du mich töten«, beendete Jerry den Satz scharfsinnig. Er verzog sich zum Getränkestand, um sich eine von den zuckrigen Limos zu kaufen, solange seine Tochter, die Chefin der Ernährungspolizei, gerade nicht hinsah.
    »Was hast du da alles in deinen Tüten?«, fragte Claire. Sie schnappte sich Helens Einkäufe und begann, darin herumzuwühlen. »Jeans, Strickjacke, Unter… wie jetzt? Du nimmst deinen Dad mit zum Unterwäschekaufen?«
    »Was hatte ich denn für eine Wahl?«, beschwerte sich Helen und entriss ihrer Freundin die Tüte. »Ich brauchte neue BHs! Außerdem ist mein Dad in den Buchladen gegangen, solange ich alles anprobiert habe. Aber es ist trotzdem total peinlich, Unterwäsche zu kaufen, auch wenn er in einem anderen Geschäft auf mich wartet«, gestand sie und wurde ganz rot dabei.
    »Aber so schlimm kann das gar nicht sein. Schließlich kaufst du nichts, was auch nur entfernt sexy ist. Meine Güte, Lennie, so was trägt meine Oma!« Claire hielt eine weiße Baumwollunterhose hoch. Helen schnappte hektisch nach dem Omaschlüpfer und ließ ihn in den Tiefen ihrer Einkaufstüte verschwinden, während Claire in ihr berühmtes Lachen ausbrach.
    »Ich weiß, ich bin mit der Streberseuche infiziert«, konterte Helen, die Claire ihre Stichelei wie gewöhnlich längst verziehen hatte. »Hast du keine Angst, dich bei mir mit dem Loservirus anzustecken?«
    »Ich bin so umwerfend, dass ich immun dagegen bin. Außerdem steh ich auf Streber. Die kann man so schön ärgern. Und ich finde es klasse, wie du jedes Mal rot wirst, wenn ich von Unterhosen anfange.«
    Claire wurde gezwungen, ein Stück zur Seite zu rücken, weil sich ein fotografierendes Touristenpaar neben sie gedrängt hatte. Sie nutzte das Schwanken der Fähre und knuffte die beiden mit einem ihrer Ninja-Schubser. Sie taumelten von der Reling weg, lachten über die »raue See« und hatten nicht einmal gemerkt, dass Claire sie berührt hatte. Helen spielte mit dem Herzanhänger an der Kette, die sie immer trug, und duckte sich ein wenig, um auf Augenhöhe mit Claire zu sein, die wesentlich kleiner war als sie.
    Helen war furchtbar schüchtern, und sie fand es besonders schrecklich, immer noch zu wachsen, obwohl sie mit ihren eins achtundsiebzig Körpergröße schon genügend auffiel. Sie hatte Jesus, Buddha, Mohammed und Wischnu angefleht, ihr Wachstum endlich zu stoppen, aber sie spürte nachts immer noch die ziehenden Schmerzen in Knochen und Muskeln, die einen weiteren Wachstumsschub ankündigten. Eines hatte sie sich fest vorgenommen: Sobald sie die Zwei-Meter-Marke überschritt, würde sie über das Geländer des Leuchtturms in Siasconset steigen und sich in die Tiefe stürzen.
    Die Verkäuferinnen erzählten ihr ständig, was für ein Glück sie hatte, aber eine passende Hose fanden sie trotzdem nicht für sie. Helen hatte sich mittlerweile damit abgefunden, dass sie Jeans kaufen musste, die viel zu groß waren, wenn sie die richtige Länge haben sollten. Wenn sie aber welche wollte, die ihr nicht vom Po fielen, musste sie in Kauf nehmen, dass ihr eine sanfteBrise um die Knöchel wehte. Helen war ziemlich sicher, dass die »so neidischen« Verkäuferinnen nicht mit nackten Knöcheln herumliefen. Oder mit Jeans, in denen man ihren Po halb sah.
    »Mach keinen Buckel«, fuhr Claire sie automatisch an, als sie sich wieder umdrehte und Helen an der Reling hängen sah. Helen gehorchte ebenso automatisch.
    Claire hatte einen Fimmel, was die Haltung betraf. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber Helen nahm an, dass das an Claires superkorrekter japanischer Mutter lag und an der noch viel korrekteren, kimonotragenden Großmutter.
    »Okay! Jetzt zu den wirklich wichtigen Themen«, verkündete Claire. »Du kennst doch diesen zig Millionen teuren Kasten, der mal diesem Football-Typen gehört hat?«
    »Der in ’Sconset? Klar. Was ist damit?«, fragte Helen, die an den Privatstrand denken musste, der zum Anwesen gehörte. Insgeheim war sie froh darüber, dass ihr Dad in seinem Laden nicht genug verdiente, um ein Haus zu kaufen, das dichter am Wasser stand.
    Als Helen noch klein war, war sie beinahe ertrunken und seitdem der festen Überzeugung, dass der Atlantik sie umbringen wollte. Diesen paranoiden Gedanken behielt sie natürlich für sich … aber sie war auch eine lausige Schwimmerin. Sie konnte zwar ein bisschen herumpaddeln, aber selbst das klappte nicht richtig. Irgendwann sank sie immer
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