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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
Autoren: Josephine Angelini
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morgendlichen Versammlung Hausaufgaben aufzugeben. So etwas gehörte sich einfach nicht.
    »Kann ›impertinent‹ unser Wort für morgen sein?«, fragte Zach Brant eifrig.
    Zach war schon immer eifrig gewesen, schon seit dem Kindergarten. Neben Zach saß Matt Millis, der ihn schräg ansah und den Kopf schüttelte, als wollte er sagen: »Das würde ich an deiner Stelle lieber lassen.«
    Matt, Zach und Claire waren im LK. Sie waren Freunde, aber mit zunehmendem Alter wurde ihnen klar, dass nur einer von ihnen Jahrgangsbester sein und nach Harvard gehen konnte. Helen hielt sich aus diesem Wettbewerb heraus, vor allem, weil sie Zach in den letzten Jahren immer weniger mochte. Eigentlich, seit Zachs Vater der Footballtrainer war und seinen Sohn drängte, sowohl auf dem Spielfeld als auch in der Schule die Nummer eins zu sein. Seitdem war Zach so ehrgeizig, dass Helen es kaum noch ertragen konnte, in seiner Nähe zu sein.
    Ein Teil von ihr bedauerte ihn. Er hätte ihr sogar noch mehr leidgetan, wenn er nicht ständig versucht hätte, sie zu übertrumpfen. Zach musste immer alles sein – Präsident dieses Klubs, Kapitän jener Mannschaft, der Junge, der allen Klatsch kannte –, aber er machte nie den Eindruck, als hätte er Freude an irgendetwas davon. Claire behauptete, dass Zach heimlich in Helen verliebt war, aber Helen glaubte kein Wort davon. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass Zach sie hasste, und das bedrückte sie. In der ersten Klasse hatte er in den Pausen seine Cracker in Tierform mit ihr geteilt, und jetzt suchte er ständig nach Gelegenheiten, mit ihr zu streiten. Wann war das alles so kompliziert geworden, und wieso konnten sie nicht einfach alle Freunde sein, so wie in der Grundschule?
    »Zach, du kannst ›impertinent‹ gern als dein Wort nehmen, wenn du willst«, sagte Mr Hergesheimer, »aber von jemandem mit deiner Auffassungsgabe erwarte ich etwas mehr. Vielleicht einen Aufsatz über Impertinenz in der Literatur?« Er nickte. »Ja, fünf Seiten über Salingers Verwendung von Impertinenz in seinem umstrittenen Fänger im Roggen . Bitte bis Montag.«
    Helen konnte praktisch spüren, wie zwei Plätze weiter Zachs Handflächen zu schwitzen begannen. Hergies Angewohnheit, Schülern, die sich für oberschlau hielten, Extrahausaufgaben aufzubrummen, war legendär. Anscheinend hatte er gleich am ersten Tag an Zach ein Exempel statuieren wollen. Helen dankte ihren Glückssternen, dass Hergie sie verschont hatte.
    Aber sie hatte sich zu früh gefreut. Nachdem Mr Hergesheimer ihnen den Stundenplan gegeben hatte, rief er Helen zu sich. Er erlaubte den anderen, sich zu unterhalten, und es brach sofort das für den ersten Schultag typische Geplauder aus. Hergie ließ Helen auf einem Stuhl neben sich Platz nehmen. Offenbar wollte er nicht, dass die anderen hörten, was er zu sagen hatte. Das beruhigte Helen ein wenig.
    »Ich habe festgestellt, dass du dich dieses Jahr für keinen einzigen Leistungskurs eingetragen hast«, sagte er und musterte sie über den Rand seiner halbmondförmigen Lesebrille.
    »Ich dachte, die zusätzliche Arbeit würde mir zu viel«, murmelte Helen. Sie schob die Hände unter ihre Oberschenkel, damit sie sich nicht bewegen konnten.
    »Ich glaube, du kannst viel mehr, als du zugeben willst«, sagte Hergie mit einem Stirnrunzeln. »Ich weiß, dass du nicht faul bist, Helen. Ich weiß auch, dass du eine meiner klügsten Schülerinnen bist. Wieso nutzt du nicht aus, was unser Schulsystem dir zu bieten hat?«
    »Ich muss arbeiten«, sagte sie mit einem hilflosen Schulterzucken. »Ich muss sparen, wenn ich aufs College will.«
    »Wenn du in die Leistungskurse gehst und eine gute Zwischenprüfung hinlegst, sind deine Chancen auf genügend Geld fürs College größer, weil dir ein Stipendium mehr bringt als der Mindestlohn im Laden deines Vaters.«
    »Mein Dad braucht mich. Wir sind nicht reich wie alle anderen auf der Insel, aber wir sind füreinander da«, verteidigte sich Helen.
    »Das ist wirklich bewundernswert von euch beiden, Helen«, erwiderte Hergie ernst. »Aber du wirst nicht mehr lange auf die Highschool gehen, und es wird Zeit, dass du an deine eigene Zukunft denkst.«
    »Ich weiß«, sagte Helen und nickte. An seinem sorgenvollen Gesicht konnte sie erkennen, dass er sich wirklich Gedanken um sie machte und ihr helfen wollte. »Ich denke, dass ich ein ganz gutes Sportstipendium fürs Laufen kriegen könnte. Ich bin in den Sommerferien viel schneller geworden. Ehrlich.«
    Mr
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