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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Autoren: Christian Jacq
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vielleicht zufrieden und hören endlich auf, dich zu verfolgen«, meinte Bebon.
    »Das ist äußerst unwahrscheinlich, ich muss verschwinden. Jetzt haben sie freie Bahn.«
    »Ehren wir das Gedächtnis an Wahibra und flehen ihn um Hilfe an«, verlangte die Priesterin.
    Nitis sprach einige Gebete zur Verwandlung in Licht, sagte die sieben Worte der Göttin Neith und empfahl der Vogel-Seele des Hohepriesters den Frieden der untergehenden Sonne. Diese steht mit allen Gestalten der Sonne in Verbindung und reist in Gesellschaft der Sterne und Planeten auf der immerwährenden Suche nach dem jenseitigen Himmel durchs All.
    Dann teilten die Oberpriesterin und ihre beiden Gefährten ein bescheidenes Festmahl zu Ehren des Verstorbenen, und Nitis erzählte von den weisen Lehren, die er ihr geschenkt hatte. Auch wenn Bebon keinen großen Gefallen an frommen Höhenflügen fand, war er doch von den klaren, tiefgründigen Gedanken der jungen Frau beeindruckt.
    »Ihr seid die rechtmäßige Nachfolgerin Eures Meisters«, fand er schließlich.
    Damit entlockte er ihr immerhin ein Lächeln.
    »Wahibra erwartet mehr von mir. Er hat an Kels Unschuld geglaubt, und gemeinsam werden wir der Wahrheit zu ihrem Recht verhelfen. Ich habe ein Schiff gefunden und kann unsere Reise auch bezahlen.«
    Nitis berichtete ihnen von ihrer Begegnung mit dem Schiffsführer.
    »Wie heißt das Schiff?«, wollte Bebon wissen.
    »Ibis.«
    »Zu dem ersten Treffen begleite ich Euch.«
    »Auf keinen Fall! Ich muss sichergehen, dass der Kapitän sich voll und ganz auf unsere Bedingungen einlässt. Seine Männer überwachen die Anlegestelle, du wirst entdeckt, und unser Geschäft platzt.«
    »Und wenn er Euch etwas antut?«
    »Hat er sich erst einmal von dem Wert der Halskette überzeugt, wird er nur noch an die beiden anderen denken.«
    »Es ist Euer Priesterinnen-Schmuck«, sagte Bebon bedauernd.
    »Das ist nun einmal der Preis für unsere Reise. Die Gottesdienerin ist die Einzige, die noch das Schlimmste verhindern kann.«
    »Glaubt Ihr denn, dass sie uns empfangen wird?«, fragte Kel voller Angst.
    »Da müssen wir einfach zuversichtlich sein«, fand Bebon.
    »Ich schlafe heute Nacht hier«, sagte Nitis. »Menk ist hinter mir her, und ich vermute, dass er mit den Verschwörern zu tun hat – wenn auch vielleicht ohne sein Wissen. Ihm möchte ich jetzt lieber nicht begegnen.«
    Kel konnte nicht einschlafen.
    Immer wieder überlegte er, wie er Nitis davon abbringen konnte, dieses waghalsige Abenteuer zu unternehmen, das zum Scheitern verurteilt war. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Sie aber war für hohe Ämter vorgesehen. Ihr Schicksal mit dem seinen zu verknüpfen, war der reine Wahnsinn. Sie hatte bereits viel zu viel für ihn aufs Spiel gesetzt und durfte sich nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen.
    Ja, er liebte sie, wie man einen Menschen nur lieben konnte! Sie aber behandelte ihn nur als das Opfer, das er war. Also hatte er es nicht verdient, dass sie ihm ihr Leben opferte. Wahrscheinlich musste er in dem Gespräch sehr deutlich werden, wenn er sie vor diesem schrecklichen Fehler bewahren wollte.
    Da hatte er plötzlich eine Erscheinung.
    Nitis.
    Der Schreiber schloss die Augen und öffnete sie wieder.
    Aber da war sie noch immer.
    »Nitis …«
    »Schlaft Ihr gar nicht?«
    »Ich … ich habe an Euch gedacht.«
    »Ihr wollt bestimmt, dass ich mein Vorhaben aufgebe, habe ich recht?«
    »Ja, und das müsst Ihr auch!«
    »Wie geht Ihr denn mit meiner Freiheit um? Ich bin Ägypterin, keine Griechin.«
    »Ich werde meinem traurigen Ende nicht entkommen, Nitis. Und ich habe kein Recht dazu, Euch mit mir in den Abgrund zu reißen.«
    Ganz langsam kam sie auf ihn zu.
    Kel sprang auf, und voller Zärtlichkeit nahm Nitis sein Gesicht in ihre Hände.
    »Seit es das ägyptische Reich gibt, darf eine Frau lieben, wen sie will und wann sie will. An dem Tag, an dem dieses Recht verloren gehen sollte, wird die Menschheit wieder unterjocht.«
    »Nitis …«
    »Bist du dir ganz sicher, dass du mich liebst?«
    »Nitis!«
    Sie schob die schmalen Träger von ihrem Leinenkleid über die Schultern, und es fiel ihr zu Füßen.
    Nackt ließ sie sich von einem Mann umarmen, der verrückt vor Liebe zu ihr war, Angst hatte, sich ungeschickt zu benehmen, aber unfähig war, sein Verlangen zu zügeln.
    Dann versanken sie im Liebestaumel.

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    B edaure, dass ich Euch wecken muss«, sagte Bebon, »aber die Sonne ist schon längst aufgegangen. Und hier habe ich ein
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