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Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus

Titel: Götterfluch 1 - Der Geraubte Papyrus
Autoren: Christian Jacq
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ich es auch.«
    »Dann also bis morgen.«
    Die Priesterin ließ sich ihre Genugtuung nicht anmerken und verließ den Hafen.
    Als sie in die Nähe des Ptah-Tempels kam, in dem sie an verschiedenen Ritualen teilnehmen sollte, sprach sie jemand so unvermittelt an, dass sie erschrak.
    »Nitis! Da seid Ihr ja, ich habe Euch schon überall gesucht.«
    »Menk …«
    »Seine Majestät hat mir befohlen, nach Memphis zu kommen und das große Fest zu Ehren von Hathor vorzubereiten. Der König glaubt, ich könnte den hiesigen Geistlichen mit meiner Erfahrung nützlich sein. Da Ihr einen ausgezeichneten Ruf habt, wollte ich Euch fragen, ob Ihr mich dabei unterstützen könntet?«
    »Selbstverständlich.«
    Menk hatte den Auftrag, auf Befehl des Königs niedere Dienste zu leisten? Diese Behauptung sollte man vielleicht genauer unter die Lupe nehmen. Zumindest, wenn es sich dabei nicht um eine Lüge handelte. In diesem Fall hätte der Mann, der die Vorbereitung aller Feste in Sais leitete, sich hinter einer Maske verborgen, um Nitis eine Falle zu stellen.
    »Ich muss Euch leider etwas Schreckliches mitteilen«, sagte Menk jetzt leise, »und ich weiß gar nicht, wie ich es anfangen soll, damit ich Euch nicht allzu großen Kummer mache.«
    »Sprecht nur, Menk.«
    »Der Hohepriester Wahibra ist tot.«
    Dieser Satz traf Nitis wie ein Schlag.
    Der Verlust ihres geistigen Vaters, des weisen Mannes, von dem sie alles gelernt hatte, löste in ihr ein grausames Gefühl der Leere aus. Niemand würde ihn ihr je ersetzen können.
    »Er ist im Schlaf gestorben«, erzählte Menk. »Weil er in Ungnade gefallen war, wurde er in aller Eile mumifiziert und ohne Aufsehen bestattet.«
    »Aber die Totenrituale wurden doch ordnungsgemäß gefeiert?«
    »Seid unbesorgt, Wahibras Seele ist friedlich auf die Reise gegangen. Ich verstehe Eure Trauer, und ich teile sie mit Euch. Leider habe ich Euch aber noch eine andere schlechte Neuigkeit mitzuteilen. Der Palast hat soeben einen neuen Hohepriester der Neith ernannt, einen sonderbaren Ritualisten, dessen Befähigung dazu viel geringer ist als Eure. Die Enttäuschung über diese Entscheidung ist einhellig, aber die Befehle des Pharaos werden nun einmal nicht in Frage gestellt.«
    Das hieß also, dass sich die Tür zum heiligen Reich von Sais für die junge Oberpriesterin der Sängerinnen und Weberinnen geschlossen hatte. Der neue Hohepriester würde sie vermutlich umgehend ihres Amtes entheben und ihr eine langweilige Aufgabe zuteilen, bei der sie nichts zu sagen hätte.
    War Wahibra vor Erschöpfung eines natürlichen Todes gestorben, oder hatte man ihn aus dem Weg geräumt? Ein Pharao konnte ein derartiges Verbrechen nicht begehen, sonst wäre er für alle Zeit verdammt. Blieben nur noch die Verschwörer – sie fürchteten die Rache der Götter nicht und töteten alle Gegner erbarmungslos.
    »Ich werde Euren Fall vor der Obrigkeit zur Sprache bringen«, versprach Menk, »diese Ungerechtigkeit ist wirklich mehr als offensichtlich. Ich für mein Teil glaube, das ist nur vorübergehend. Eines Tages werdet Ihr die Hohepriesterin der Neith, Nitis, und jeder wird damit einverstanden sein.«
    »Ach, was zählt jetzt schon meine Zukunft.«
    »Versinkt nicht in Trauer, steht mir lieber bei den Festvorbereitungen zur Seite. Dann wird es Euch bestimmt wieder besser gehen.«
    Menk deutete das Schweigen von Nitis als Zustimmung. Dabei dachte sie in Wirklichkeit nur an ihren verstorbenen Meister, an all das, was er sie gelehrt hatte, und an sein Vorbild. Aus dem Himmel der Gerechten sandte er ihr eine eindringliche Botschaft: Kämpfe weiter für Maats Gesetz, finde dich nicht mit dem Unrecht ab, verhilf der Wahrheit zu ihrem Recht.

82
    N ordwinds lautes Geschrei weckte Bebon auf.
    »Da kommt jemand«, sagte er zu Kel und versuchte, ihn wachzurütteln. »Wir brauchen unsere Knüppel.«
    Nachdem der Esel aber kein zweites Mal schrie, war anscheinend keine Gefahr im Verzug.
    Der Esel hatte Nitis angekündigt.
    »Wahibra ist tot«, sagte sie traurig und musste immer wieder schluchzen.
    »Dann haben sie ihn also getötet«, meinte der Schauspieler.
    »Und sie verschließen dir die Pforten zum Tempel von Sais«, vermutete der Schreiber richtig.
    »Ein neuer Hohepriester wurde soeben auf Befehl von höchster Stelle ernannt.«
    »Der wird dann alles durchsuchen lassen, und dann finden sie den echten verschlüsselten Papyrus!«
    »Wenn sie dieses Schriftstück zurückbekommen, das mit so viel Blut besudelt ist, sind sie
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