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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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meinem Chef in der Anna Amalia Bibliothek
sein musste. Hanna war schon im Bad, sie duschte und hörte das Telefon nicht.
Selbst als ich die Decke über den Kopf zog, schellte es unbarmherzig weiter.
Ich beschloss, uns endlich einen Anrufbeantworter zu kaufen. Der hätte sich
jetzt automatisch eingeschaltet und gesagt: ›Hier sind Hanna und Hendrik, wir
liegen noch im Bett und haben besseres zu tun, als ans Telefon zu gehen.‹
    Ich
schälte mich aus der Decke und tapste die Treppe hinunter. Die Stufen
erschienen nur schemenhaft vor meinen verschlafenen Augen, glücklicherweise
schaffte ich es, sturzfrei ins Erdgeschoss zu gelangen. Als ich den grünen
Knopf drückte, ahnte ich, wer dran war.
    »Was
willst du so früh, Benno?«
    »Guten
Morgen, lieber Hendrik!«
    »Nennst
du das Freundschaft? Mich so früh anzurufen?«
    »Natürlich,
du willst doch sicher als Erster wissen, was diese Nacht passiert ist, oder?«
    »Allerdings
…«, mein Blick fiel durch die Küchentür. »Moment, bitte!« Ich ging, das
Mobilteil zwischen Kinn und Schulter eingeklemmt, in die Küche, schaltete die
Espressomaschine ein und ließ mich auf die Eckbank fallen. »So, leg los!«
    »Siggi
hat den Fall übernommen.«
    »Welchen
Fall?«
    »Na,
den von Jolanta Pajak, sie ist vermutlich entführt worden.«
    »Was?«
    »Sagt
jedenfalls Siggi. Man hat eine entsprechende Nachricht von ihr gefunden.«
    »Aber
von Wengler wollte doch gar nicht die Polizei einschalten, der OB hat ihm ja
sogar abgeraten. War das ihr Mann?«
    »Nein,
es war Liebrich.«
    »Liebrich?«
    »Ja, er
meinte, das sei sicherer, und er hätte kein Problem damit, der Polizei Dampf zu
machen, schließlich geht es ja um einen Menschen und außerdem will er seinem
Freund Hubertus helfen.«
    »Mischt
der sich jetzt überall ein?«
    »Hör
mal, Hendrik, es ist doch nett von ihm, sich darum zu kümmern, zumal er
eigentlich sauer auf von Wengler sein müsste, weil der ihm den Job
weggeschnappt hat. Das ist eben Freundschaft.«
    Ich
zögerte. Irgendetwas gefiel mir nicht an seinem letzten Satz. Aber ohne einen
Espresso sah ich mich nicht in der Lage, darüber nachzudenken. »Also gut …«
    »Ich
treffe mich zum Mittagessen mit Siggi in der Brasserie am Rollplatz, vielleicht
kann ich ihm ja irgendwie helfen. Kommst du mit?«
    »Ich
weiß nicht, Benno …«
    »Möglicherweise
kannst du ja etwas beitragen, so wie damals im Goetheruh-Fall.«
    »Danke,
kein Bedarf, seit meiner Untersuchungshaft vor drei Jahren habe ich genug von
Kriminalfällen.«
    Benno
brummte etwas Unverständliches in den Hörer. »Also schön, dann erwarte aber
nicht, dass ich dich weiter über alles informiere.«
    »Nein,
Benno, das erwarte ich nicht. Im Gegenteil. Es ist mir sogar sehr recht, wenn
du es nicht tust.«
    Er
legte auf. Kurze Zeit später rann ein kräftiger, heißer Espresso meine Kehle
hinunter. Als ich die Tasse absetzte, bemerkte ich, dass Hanna lächelnd in der
Tür stand. Sie trug nichts außer einem Handtuch, das sie sich wie einen Turban
um ihren Kopf geschlungen hatte.
    »Hier
bin ich Mensch, hier darf ich’s sein!«, murmelte ich, während ich sie umarmte.
    Als wir
endlich frühstückten, war es bereits kurz vor 8 Uhr.
    »Ich
hoffe, du kommst nicht zu spät?«, fragte ich.
    Sie sah
auf die Uhr. »Geht noch, ich habe zwei Termine im Weimarer Krankenhaus, da muss
ich sowieso meistens warten. Außerdem habe ich eine gute Entschuldigung.«
    Ich
lächelte. »Na, na …!«
    »Keine
Sorge, ich rede nur über das erfolgreiche Diabetes-Präparat von Maropharm.«
    »Läuft
es gut?«
    »Ja,
danke.« Sie lächelte. »Es läuft sehr gut.«
    Ich
goss ihr Kaffee nach. »Triffst du auch Sophie?«
    »Ja,
heute Nachmittag.«
    »Frag
sie doch bitte, was es Neues im Fall Jolanta Pajak gibt.«
    »Ich
denke, das interessiert dich nicht?«
    »Was
mit Frau Pajak passiert und wer am Samstag die Premiere spielt, interessiert
mich schon. Ich möchte nur nicht in den Fall hineingezogen werden. Deswegen der
Umweg …«
    Sie
nickte. »Ich versuch’s mal.«
    »Übrigens,
Hanna, ich fand es toll, was du gestern Abend zur Generalprobe gesagt hast.
Genau auf den Punkt.«
    »Oh,
danke. Und das von einem Literaturexperten …«
    »Gute
Gedanken sind gute Gedanken, egal von wem sie kommen.«
    »Auch
durch die rosa Brille des Ehemanns gesehen?«
    »Das
spielt keine Rolle«, sagte ich ernsthaft. Sie warf mir einen zärtlichen Blick
zu.
    »Und
was hältst du von Liebrich?«, fragte ich.
    »Schrecklicher
Mensch. Diese geschraubte
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