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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)
Autoren: Bernd Köstering
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Ausdrucksweise und der schmierige Handkuss, nee …
also wirklich!«
    »Na,
das war ja deutlich.«
    »Ja.
Sollte es auch sein. Im Übrigen …«
    »Was
meinst du?«
    »Ich
habe so ein Gefühl, dass uns dieser Kerl noch Ärger machen wird.«
    »Du
meinst uns beiden … persönlich?
    »Ja.«
    Ich
dachte nach. Dass Liebrich seinem Freund Hubertus von Wengler Probleme bereiten
konnte, oder Benno, vielleicht auch Siggi und seinen Kollegen – all das konnte
ich mir vorstellen. Aber Hanna und mir? Das erschien mir recht
unwahrscheinlich.
    »Bauchgefühl?«
    »Ja,
Bauchgefühl.« Sie stand auf und räumte ein paar Sachen in den Kühlschrank.
    »Lass
nur stehen, ich räume das gleich weg, habe noch etwas Zeit.«
    »Danke.
Was hast du heute vor?«
    »Die
Teambesprechung in der Bibliothek um 10 Uhr, wie immer, dann muss ich meine
Vorlesung am Montag in Frankfurt vorbereiten, morgen habe ich keine Zeit dazu,
weil ich ins Archiv muss, einige Originalquellen für unser neues Projekt
suchen, Albert Busche will mir dabei helfen.«
    »Oh,
der Rentner kann es doch nicht ganz lassen.«
    »Ich
kann auch nicht von dir ablassen …«, flüsterte ich und küsste ihren Nacken. »Am
Wochenende soll es sonniges Herbstwetter geben, wir könnten in den Thüringer
Wald fahren?«
    Sie
löste sich vorsichtig aus meiner Umarmung. »Bin dabei.« Augenblicke später saß
sie in Ihrem Firmenwagen und brauste davon. Ich war stolz auf meine Frau.

3. Weimar, Marktplatz
     
    In der Mittagspause beschloss
ich, auf die Schnelle am Marktplatz eine Rostbratwurst zu essen. Ich verließ
das Studienzentrum der Anna Amalia Bibliothek und trat hinaus auf den Platz
der Demokratie. Das Residenzschloss lag links von mir, das Grüne Schloss mit
dem Rokokosaal halbrechts vor mir, das Bibliotheksarchiv unter mir. Ich ging
rechts um die Ecke und stand vor dem Hotel Elephant am Rande des Marktplatzes.
Das Wetter hatte sich gebessert, die Herbstsonne wärmte ein wenig das Gemüt. Es
war kein offizieller Markttag, trotzdem belebten ein paar kleine Stände den
Platz. Blumen, etwas Obst und Gemüse. Und natürlich die zwei Grillstände mit
der von mir so heiß geliebten Thüringer Rostbratwurst. Unter den Weimarer
Bürgern wurde lebhaft diskutiert, welcher der beiden die bessere Bratwurst bot.
Schlussendlich bestand kein wirklicher Unterschied, dennoch wählte ich immer
den nördlichen Stand vor dem Eiscafé Dolomiti. Der Südwärtige offerierte die
Rostbratwurst auch als Currywurst, was von eingefleischten Fans beinahe als
Verbrechen angesehen wurde.
    Als ich
den ersten Biss getan hatte, bemerkte ich im Eiscafé direkt hinter der Scheibe
ein bekanntes Gesicht. Zunächst konnte ich den Mann nicht einordnen, doch als
ich ein Teeglas in seiner Hand erblickte, klickte es in meinem Hirn: Martin
Feinert, der Regisseur. Er saß neben einem anderen Mann und winkte mir
freundlich zu. Ich versuchte, zurückzuwinken, verschluckte mich dabei an der
Wurst. Daraufhin kam Feinert heraus und bat mich sehr freundlich an seinen
Tisch. Ich wollte eigentlich warten, bis ich die Rostbratwurst gegessen hatte,
jedoch meinte er, das sei kein Problem für Filippe, den Besitzer des Eiscafés.
Also ging ich zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Brötchen und einer Wurst
auf der Hand in ein italienisches Eiscafé. Filippe begrüßte mich sofort und
nannte mich Enrico. Der Mann an Feinerts Tisch hieß Christoph Heckel und war
Mitglied des Schauspielensembles am Deutschen Nationaltheater. Ich begrüßte
ihn, gab ihm die linke Hand und aß mit der Rechten weiter meine Rostbratwurst.
Irgendwie schien die gar nicht weniger zu werden. Martin Feinert berichtete,
dass die beiden ein neues Stück besprachen, in dem Feinert Regie führen und
Heckel die Hauptrolle spielen sollte. Als ich den letzten Rest des Brötchen
verzehrt hatte – ich konnte im Café ja keine Reste in den Mülleimer werfen –,
war ich endlich in der Lage, mich an der Unterhaltung zu beteiligen.
    Christoph
Heckel machte sofort einen angenehmen Eindruck auf mich. Er war durchaus
redefreudig, konnte sich aber jederzeit zurücknehmen, wenn sein Gegenüber etwas
sagte. Und er schien sich über seine Gesprächspartner Gedanken zu machen, ging
auf sie ein. Das gefiel mir gut, denn ich fand es frustrierend, wenn zwei
Menschen, eine Unterhaltung vortäuschend, aneinander vorbeiredeten wie zwei
Monologisierende, die zufällig auf der gleichen Bühne stehen.
    Martin
Feinert überraschte mich positiv. Am Vorabend erschien er mir
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