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Go West - Reise duch die USA

Go West - Reise duch die USA

Titel: Go West - Reise duch die USA
Autoren: Rau Sandy und Gina
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Mohawks werden gebraucht, um die Träger in die richtige Position zu bekommen, wenn der Kran, der oben montiert ist, sie hinunterlässt.«
    »Okay, schön. Gott sei Dank bin ich Berlinerin und keine Mohawk!«
    »Ich hab Hunger«, bemerkte Liz und zupfte mich am Ärmel. »Lasst uns einen Yuppie -Lunch im Park einnehmen!«
    Ich konnte mich von dem Anblick der balancierenden Männer am Himmel kaum losreißen. » Yuppie -Lunch? Was ist das denn?«
    Während Liz uns durch die Massen der auf dem Boardwalk entlanghastenden New Yorker lotste, klärte sie uns auf, was ein Yuppie -Lunch ist. »Yuppie bedeutet young urban professional , ein karrierebewusster junger Stadtmensch. Mittags kommen sie alle aus ihren Bürolöchern und besetzen die wenigen Grünflächen in Manhattan, um dort ihre Mittagspause zu verbringen.« Sie grinste mich an. »Ich wär aber lieber ein Donkie !«
    »Und was ist das nun schon wieder?«
    » Double income, no kids! Pärchen, die beide verdienen und keine Kinder haben. Die können sich alles leisten und brauchen auf nichts zu verzichten.«
    Ich musste lachen. »Das muss ich unserem Vater sagen. Der jammert immer, dass wir ihm die Haare vom Kopf fressen.«
    »Habt ihr noch mehr Geschwister?«, fragte Liz.
    »Ja, drei.«
    »Arbeitet deine Mutter?«
    »Nein.«
    Sie überlegte einen Moment. Dann grinste sie von einem Ohr zum anderen. »Dann gehört euer Vater zu den Onimakis !«
    Ich sah den Schalk in ihren Augen blitzen, merkte aber nicht, dass sie mich reinlegte. »Und was soll das jetzt heißen?«
    »One income, many kids!«
    Wir prusteten los, und ich schlug Liz auf die Schulter.
    »Weißt du, was? Wenn du mal einen Mann suchst, nimm einen Onimaki , dann kannst du in Ruhe faulenzen.«
    Wir diskutierten noch ein Weilchen über die Vorzüge gut verdienender Männer, während Liz sich mit uns auf den Weg zum Bryant Park machte, den sie für unsere Mittagspause ausgesucht hatte. Da wir noch ein gutes Stück zu Fuß zurückzulegen hatten, bekamen wir Gelegenheit, noch einiges über New York zu lernen. An der nächsten Ampel wollte ich bei Rot stehen bleiben, aber unsere Freundin zog mich mit sich.
    »Wenn keiner kommt, geht hier jeder bei Rot«, erklärte sie. »Das hält die Leute nur auf. In New York haben’s alle eilig. Überall sonst in Amerika kannst du richtig Ärger kriegen, wenn du bei Rot rüberläufst, aber hier interessiert das die Cops nicht im Geringsten. Hauptsache, die Stadt bleibt in Bewegung.«
    Während ich verbotener-, aber doch irgendwie wieder erlaubterweise über die Straße lief, betrachtete ich die rote Hand, die mir statt eines Ampelmännchens entgegenleuchtete und mir eigentlich Halt gebieten sollte. Komisches Gefühl, bei Rot zu laufen, aber an der dritten Kreuzung machte ich es wie alle, und bald achtete ich gar nicht mehr darauf.
    Auf den Straßen sah ich überall riesige Metallplatten, die in den Asphalt eingelassen waren. Manche schienen einfach nur willkürlich draufgelegt und standen an einer Seite etwas hoch, sodass ihre scharfen Kanten zum Stolpern förmlich einluden und für Fahrräder echte Reifenaufschlitzer darstellten.
    »So repariert man in New York die Straßen«, meinte Liz lakonisch. »Wenn du hier einen vernünftigen neuen Belag draufmachen wolltest, wären die Straßen tagelang blockiert. Für New York würde das so was wie einen Herzinfarkt bedeuten. Entdeckt man irgendwo ein größeres Loch, fräst man die Stelle raus, legt ’ne Platte rein und fertig.«
    Ich dachte mir meinen Teil. Die waren schon eigenartig, diese Amerikaner. Da lief ich durch eine der reichsten Städte der Welt, und die flickten ihre Straßen wie ein Entwicklungsland. Aber Zeit ist eben Geld, und da passte das ja irgendwie wieder zu New York.
    Nach einer halben Stunde waren wir am Bryant Park angelangt. Es ist kein sonderlich großer Park. Ich bin ihn nicht abgelaufen, aber er hat in etwa die Größe eines Fußballfeldes. Dennoch, er ist eine dieser unglaublich grünen Oasen inmitten der aufragenden Hochhausgebirge. Wie Liz vorausgesagt hatte, war er um diese Zeit von Leuten bevölkert, die in den umliegenden Büros arbeiteten. Zumindest sahen sie danach aus, denn die meisten liefen mit Krawatte herum, saßen allein oder in Gruppen auf dem Rasen oder auf den überall herumstehenden Kaffeehausstühlen, und da es ein warmer Augusttag war, hatten viele ihre Sakkos abgelegt und genossen den Sommertag.
    Der Sonne muss man in Manhattan übrigens hinterherlaufen, denn die Wolkenkratzer geben
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