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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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unwichtig gehalten, dass Sie mir gestern nichts davon erzählt haben?»
    Wieder lachte Janicki. «Was geht in Ihrem schönen Kopf vor? Gekränkte Eitelkeit als Tatmotiv? Dann bin ich ja fein raus.»
     
    «So, ma’ ebkes gucken … doch, dat Band läuft noch.»
    Haferkamp entspannte sich.
    «Sie waren der Einzigste, der sich so früh vom Acker gemacht un’ von dem ganzen Zoff nix mitgekriegt hat. Wie kam dat eigentlich?»
    «Ich hatte schlicht und ergreifend die Nase voll. Seit wir angekommen sind, hat es nur Stress gegeben, wessen Sketche genommen werden, wie viel Klamauk man ertragen kann. Irgendeiner war immer beleidigt. Am Montagabend war die Stimmung sowieso schon miserabel, und als Patricia anfing, dramatisch zu werden, hat es mir gereicht. Ich wollte nichts mehr hören.»
    «Wat man verstehen kann.» Ackermann nickte. «Un’ wat haben Sie dann gemacht?»
    «Ich habe mich in meinem Zimmer aufs Bett gelegt und muss eingedöst sein. Um halb zwei bin ich wieder aufgewacht und hatte Durst, also bin ich runtergegangen. Ich wollte mir ein Bier holen.»
    Ackermann beugte sich vor. «Haben Sie da jemand gesehen?»
    «Ja, Patricia kam gerade die Treppe vom zweiten Stock herunter, in jeder Hand einen schweren Koffer. Die habe ich ihr abgenommen und zu ihrem Auto getragen.»
    «Un’ da hat die Ihnen dann brühwarm von dem Zoff erzählt», stellte Ackermann fest.
    Haferkamp stieß verächtlich die Luft aus. «Sie hat mich kaum eines Blickes gewürdigt.»
    «Dat muss mir ja ’ne Pute sein … aber egal! Wie Sie wieder in ’t Haus gekommen sind, war da noch wer unten?»
    «Ja, im Salon hockte Walterfang wie ein Häufchen Elend und ließ sich von Maria trösten. Draußen auf der Terrasse saßen Rüdiger und Möller und lamentierten. Sie haben mir erzählt, was Frieder ihnen eröffnet hatte.»
    «Auffe Terrasse, im Oktober, mitten inne Nacht! War dat nich’ ’n bisken kalt?»
    Haferkamp musste grinsen. «Ich glaube nicht, dass sie viel gemerkt haben, so betrunken, wie sie waren.»
    «Waren die sauer?»
    «Ja, sicher, die hatten eine Stinkwut.»
    «Un’ Sie?»
    «Ich?» Haferkamp überlegte. «Nein», sagte er langsam, «ich war nicht einmal sonderlich überrascht. Schließlich kenne ich Frieder seit über dreißig Jahren.»
    Ackermann blinzelte dramatisch. «Soll dat heißen, der war so einer, der nich’ nach rechts un’ links guckt un’ quasi über Leichen geht?»
    «Ein bisschen hart formuliert, würde ich sagen», Haferkamp zögerte, «aber doch, im Grunde stimmt das. Aber wie gesagt, mich persönlich hat Frieders Alleingang nicht sehr getroffen. Ich hatte schon vorher beschlossen, nach der Tour auszusteigen.»
    «Echt? Wusste dat einer?»
    «Nein.»
    «Okay, Sie haben also den Walterfang gesehen, die Maria un’ die beiden Männer. Sonst noch wen?»
    «Nein.»
    «Auch den Frieder nich’?»
    «Nein.»
    «Un’ wie weiter?»
    «Ich bin ins Bett gegangen.»
    «Dat war wann ungefähr?»
    Haferkamp kratzte sich am Hinterkopf. «Ich würde sagen, so gegen zwei.»
    «Un’ danach nix mehr?»
    «Doch», sagte Haferkamp. «Ich bin nochmal wach geworden, weil irgendwas gepoltert hat. Es hörte sich an, als wäre jemand die Treppe heruntergefallen.» Er kam Ackermanns Frage zuvor. «Das war um Punkt drei. Ich habe auf die Uhr gesehen.»
     
    «Et wär nich’ schlecht, wenn Sie ’n itzken lauter sprechen, sons’ muss ich dauernd am Regler rumfummeln.»
    Möller kniff die Lippen zusammen.
    «Also, ma gucken, ob ich dat richtig hab: Sie haben mit dem Rüdiger auf de Terrasse gesessen, un’ um Viertel nach zwei is’ die Mutti gekommen un’ hat Ihnen den Wurm gesegnet, un’ da sind Sie auch nach Bett hin.»
    Gott, war dieser Mensch primitiv, das war ja unerträglich!
     
    «Frau Möller, würden Sie mir bitte erklären, warum Sie mir gestern nichts davon erzählt haben, dass es sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen ist?»
    «Weil Sie das nichts angeht!» Maria freute sich, dass der Kommissar rot anlief.
    «Wie sehr Sie sich irren», sagte Toppe leise. «Jetzt noch einmal von vorn, und zwar mit genauen Zeitangaben!»
     
    «Das haben Sie richtig verstanden», antwortete Möller. «Meine Frau kam heraus und meinte, es würde langsam Zeit, ins Bett zu gehen.»
    «Ja, ja, man muss wissen, wann man zu spuren hat, sons’ hängt nachher tagelang der Haussegen schief, wa?» Ackermann kicherte. «Un’ wat hat Rüdiger gemacht?»
    «Herr Henkel ist mit mir zusammen hoch und ist auf die Toilette gegangen. Und das ist das
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