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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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wollen doch möglichst genau wissen, wer wann wo gewesen ist.»
    Toppe sagte nichts, wartete nur ab.
    «Na ja», fuhr sie unsicher fort. «Als ich mich gerade mit Rüdiger in meinem Zimmer zusammengesetzt hatte, habe ich zuerst die Klospülung aus dem Bad gegenüber gehört, und kurz danach wurde an eine Tür geklopft. Vom Geräusch her würde ich sagen, das muss entweder vom Zimmer 115 oder 116 gekommen sein, also entweder von Martin oder von Dagmar.»
    Toppe schien nicht besonders interessiert.
    «Herr Henkel hat ausgesagt, dass er bis Viertel vor vier bei Ihnen geblieben ist. Worüber haben Sie sich so lange unterhalten?»
    «Das wissen Sie doch inzwischen schon, über Frieders Verrat natürlich!»
    «Haben Sie auch über Ihren verstorbenen Verlobten gesprochen?»
    «Was?!» Ihre Beine waren plötzlich wie Gummi.
    Er schaute sie ungehalten an. «Frau Langenberg, ich bin nicht sehr glücklich darüber, dass Sie mir verschwiegen haben, was am Montagabend wirklich passiert ist, aber ich gebe Ihnen eine zweite Chance.»
    «Okay», sagte sie zittrig, «ich habe mich auf Patricia gestürzt, habe sie an den Haaren gezogen und gekratzt.»
    «Das ist mir bekannt. Ich möchte wissen, wie es dazu gekommen ist. Was hat Sie so aus der Fassung gebracht, warum haben Sie den Namen ihres früheren Verlobten gerufen?»
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. «Weil er es schon wieder getan hat, weil er wieder alles kaputtgemacht hat …»
    «Erzählen Sie», sagte Toppe ruhig und reichte ihr ein weißes Taschentuch, das sie einen Augenblick verwirrt anstarrte, dann wischte sie sich die Tränen weg.
    «Ich habe Klaus zur ‹13› gebracht, ich habe ihn mit Frieder zusammengebracht. Klaus hat in Düsseldorf Grafik und Design studiert, und irgendwann ist Frieder mit der Idee gekommen, eine eigene Werbeagentur zu gründen. Klaus hat die gesamten Ersparnisse seiner Eltern reingesteckt und sich Tag und Nacht den Arsch aufgerissen – entschuldigen Sie.»
    «Hat Seidl auch Geld investiert?»
    Sie merkte, wie die Wut in ihr wieder zu toben begann. «Das behauptet er, aber ich habe keine Unterlagen darüber gefunden.»
    «Weiter.»
    «Klaus war der Kreative von den beiden – er war brillant –, und Frieder hat sich um die Akquise gekümmert. Nach einer Weile fing der Laden an zu laufen, und Klaus hat sein Studium abgebrochen. Und da geht Frieder hin und verscherbelt die Firma an eine Düsseldorfer Agentur. Klaus’ Ideen, all seine Entwürfe für Kampagnen, die Kundenkartei, alles weg! Und er hat keinen Cent gesehen, weil …»
    «Weil es keine Verträge gab.»
    «Ja, es gab überhaupt nichts Schriftliches, nichts war geschützt, wir konnten nichts tun. Und dann …» Sie schluchzte auf. «Er kam nicht zur Probe, ich habe immer wieder angerufen, aber er war nicht da. Dann kam die Polizei und sagte, er sei tot. Mit dem Auto gegen einen Brückenpfeiler, und es gab – keine Bremsspur.»
    Toppe fasste ihre Hand mit dem zerknüllten Taschentuch und drückte sie sacht. «Und Sie sind dennoch bei der ‹13› geblieben, haben dennoch weiter mit Frieder zusammengearbeitet?»
    «Ich musste doch weiterleben, das waren meine Freunde …»
    Er gab einen Laut von sich, den sie nicht einordnen konnte.
    «Eines verstehe ich nicht. Wieso sind Sie auf Patricia losgegangen und nicht auf Frieder?»
    «Ich weiß nicht, vielleicht, weil sie gesagt hat, dass unser Name nie geschützt war und dass sie ihn jetzt haben schützen lassen. Dabei hat sie über unsere Dummheit gelacht.»
     
    Haferkamp stand am Fenster. Die Taucher hatten die Tatwaffe anscheinend nicht gefunden, denn wieder durchkämmten Polizisten den Park und die angrenzenden Felder.

Achtzehn
    Der Geschäftsführer war weder besonders phantasiebegabt noch übermäßig neugierig, und so hatte sich seine Aufregung über den toten Mann am Teich schnell gelegt. Er hoffte nur inständig, dass die unliebsame Geschichte heute noch geklärt wurde, damit diese leidigen Kabarettisten und vor allem die Polizei endlich verschwanden. Für morgen früh hatten sich neue Gäste angesagt, und es war gut möglich, dass die ihre Koffer erst gar nicht auspackten, wenn sie erfuhren, was passiert war.
    Liebeskind rieb sich den Nacken – eine vertrackte Situation. Es half nichts, er musste mit der Polizei sprechen. Als er seine Bürotür öffnete, stand der Hauptkommissar direkt vor ihm. Liebeskind stolperte zwei Schritte zurück.
    Toppe streckte die Hand aus. «Tut mir Leid, wenn ich Sie erschreckt habe, aber ich
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