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Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Gnade deiner Seele: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Lisa Unger
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Namen in die Länge.
    »Willow!«, hatte Bethany geantwortet. Volltreffer. Willow freute sich diebisch. Ihre Mutter wurde knallrot. »Ich bitte dich! Das geht dich gar nichts an.«
    »Wirst du ihn wiedersehen?«
    »Wir sind nur befreundet.«
    »Aber du stehst auf ihn, oder? Für dich ist er nicht nur ein Freund, oder?«
    Ehrlichkeit, auch das zählte zu ihrer neuen Abmachung. Keine Geheimnisse, keine Halbwahrheiten. Keine Lügen. Bethany wandte den Blick ab.
    »Ja, ich stehe auf ihn. Aber das heißt noch lange nicht, dass er dasselbe fühlt. Unser erstes Date lief nicht gerade gut.«
    »Er ist in dich verknallt«, sagte Willow, »das habe ich sofort gesehen.«
    »Was auch immer geschieht«, sagte Bethany, »es wird langsam geschehen. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Es wird dein Leben in keinster Weise berühren.«
    Willow stieg in den Bus und setzte sich in die letzte Reihe. Sie steckte sich die Kopfhörer in die Ohren und hörte Lady Gaga, während der Bus sie nach Hause brachte. Sie fuhren an einem silbergrauen, von kahlen Bäumen umstandenen See vorbei. Der Himmel war strahlend blau mit Schäfchenwolken, und am Horizont färbte er sich rosa. Die Tage wurden kürzer. Als der Bus vor der Einfahrt hielt, stob ein Vogelschwarm auf und flatterte laut krächzend davon. Nachdem Willow ausgestiegen und der Bus davongefahren war, fand sie sich in der Stille wieder, die sie inzwischen ganz gern mochte, und sie atmete die kühle Luft ein, die nach Kiefern roch und nach brennendem Kaminholz. Vielleicht hatte Mr. Vance recht. The Hollows war gar nicht so übel.

NEUNUNDDREISSIG
    J ones hatte das Laub vergessen. Der Rasen war praktisch nicht mehr zu sehen. Maggie wollte ihn überreden, einen Laubbläser anzuschaffen, aber Jones liebte die körperliche Anstrengung beim Harken. In seinen Augen war es Zeitverschwendung, ins Fitnessstudio zu gehen und Kilometer auf dem Laufband abzureißen. Alle mühten sich an irgendwelchen Maschinen ab, trugen Kopfhörer und starrten in irgendwelche Fernsehschirme. Das konnte unmöglich gesund sein. Wenn er Laub harkte, war er draußen in der Natur, atmete frische Luft ein und machte sich nützlich. Aber inzwischen hatte er das Gefühl, seit Stunden zu harken und nicht einmal die oberste Schicht beseitigt zu haben.
    Zu seinem Verdruss hatten die Trauertauben oben auf dem Verandadach ein Nest gebaut. Als er herausgekommen war, um die Zeitung zu holen, hatte er ihr Gurren bemerkt. Sie saßen dicht beieinander unter dem Vorsprung, der Jones bisher nie aufgefallen war, auf einem Haufen aus Zweigen und Papierschnipseln.
    »Ach, lass sie doch«, sagte Maggie. »Sie sind süß, und der Winter wird hart. Vielleicht sollten wir ein Futterhäuschen aufstellen?«
    »Nein«, sagte er, »auf keinen Fall. Sie müssen weg.«
    »Sei nicht so engstirnig.«
    »Die übertragen Läuse. Wusstest du das?«
    »Oh, Jones!«
    Die Tauben saßen nebeneinander auf dem Verandageländer und sahen tatsächlich ganz süß aus. Bestimmt wussten sie, dass Maggie ihre Partei ergriffen hatte. Falls er es wagte, das Nest zu entfernen, während sie ihrer Trauertauben-Arbeit nachgingen, würde er großen Ärger bekommen. Er lehnte die Harke an einen Baum, ließ die Handschuhe fallen und ging durch die Garage ins Haus, um nicht an den frechen Vögeln vorbeizumüssen. Er würde sich irgendetwas einfallen lassen und das Nest unauffällig umsetzen . Am besten, wenn Maggie bei ihrer Mutter war.
    Auf dem Küchentisch lag eine Ausgabe der Hollows Gazette. Ein Artikel war dem Fund von Marla Holts Knochen gewidmet. Jones wurde darin als Ex-Polizist bezeichnet, der inzwischen als Privatdetektiv arbeite. Er hatte keine Ahnung, wie die Reporterin darauf gekommen war. Wenige Stunden nachdem die Zeitung ausgeliefert worden war, fing das Telefon an zu klingeln. Im Artikel stand nicht, unter welchen Umständen Jones aus dem Polizeidienst ausgeschieden war. Offenbar wollten oder konnten die Leute sich nicht erinnern.
    Maggie hatte Nachrichten entgegengenommen. Eine Frau wollte, dass er ihre seit 1985 vermisste Schwester ausfindig machte. Ein Ehemann wünschte sich die Beschattung seiner Frau – »Sie wissen schon, nur um sicherzugehen, dass sie treu ist.« Jemand wollte, dass der neue Freund seiner Tochter durchleuchtet wurde. Der Hund einer alten Dame war entlaufen, ob Jones da helfen könne? Das Leben als Privatdetektiv schien nicht gerade glamourös zu sein.
    »Ich hatte dir doch gesagt, du wirst dich wundern«, sagte Maggie, nachdem er
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